Chicagoland Vampires
übers Knie legen.«
»Du bist völlig fertig, also tue ich so, als ob du eine sarkastische Bemerkung gemacht hättest.« Ich legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ernsthaft. Schlaf dich aus.«
Er nickte und führte dann Paige aus dem Zimmer.
»Bist du sicher, dass du schon für sie bereit bist?«, fragte Gabriel.
Ich atmete tief durch. »Ich glaube, die bessere Frage lautet, ob sie schon bereit für mich ist.«
Nachdem mir Gabriel den Weg beschrieben hatte, fand ich Mallory in ihrem kleinen Schlafzimmer am Ende einer engen Treppe, die von der Küchenrückseite nach oben führte.
In dem Zimmer gab es nicht viel. Ein Doppelbett. Einen kleinen Tisch. An den Wänden hing eine altmodische Tapete, auf der Erdbeeren im Cartoon-Stil zu sehen waren.
Mallory saß auf dem Bettrand und starrte auf ihre rissigen Hände in ihrem Schoß.
Sie sah zu mir auf und blies sich eine Strähne ihrer dünnen blonden Haare aus dem Gesicht. »Was machst du hier oben?«
»Ich wollte nach dir sehen.«
Schweigen senkte sich auf den Raum. Ich war davon ausgegangen, dass mein Treffen mit Mallory eine unangenehme Angelegenheit werden würde, und ich sollte recht behalten. »Unangenehm« war eine äußerst schwache Umschreibung für die unausgesprochenen Worte, die zwischen uns hingen. Aber sie war diejenige, die einige Sachen zu erklären hatte, also kam ich herein und schloss die Tür. Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Hartholzfußboden und betrachtete meine Fingernägel. Sie sahen nicht besonders gut aus, aber ich hatte ja auch einen Kampf mit einem mutierten Gnom, einer Hexenmeisterin und einem Tate hinter mir.
»Wie fühlst dich?«, fragte ich schließlich.
Sie lachte freudlos und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Wie sonst auch. Beschissen. Dumm. Es hat sich alles falsch angefühlt, Merit. Bis tief in meine Knochen hat es sich falsch angefühlt. Das tut es immer noch.«
»Ich weiß.«
Sie erwiderte meinen Blick. »Ich wollte niemanden verletzten.«
»Dass du es nicht gewollt hast, heißt nicht, dass du nicht dafür verantwortlich bist.«
Sie nickte.
»Du hättest sterben können, Mallory. Wir hätten alle sterben können. Der Stand der Dinge ist, dass Paiges Haus abgebrannt und das Maleficium nur noch ein Häufchen Asche ist. Tate besteht nun aus zwei Kerlen, und wir haben nicht die geringste Ahnung, wo er ist oder wie wir ihn aufhalten können.«
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich weiß.«
»Was hat euch dazu gebracht zusammenzuarbeiten?«
»Ich wusste, dass sich das Buch im Silo befindet, aber ich wusste nicht, wie ich hineingelangen kann.«
So viel zu meiner Internetrecherche-Theorie.
»Ich habe die Farm beobachtet, weil ich davon ausgegangen bin, dass ihr auftauchen und das Silo betreten würdet. Und dort hat er mich dann gefunden. Er hat gesagt, wir könnten uns gegenseitig helfen.«
»Du solltest für die Ablenkung sorgen, und er würde Paige dazu bringen, ihm das Buch zu zeigen?«
Sie nickte. »Es tut mir leid. Ich weiß, das ist nicht genug, aber es tut mir leid.«
»Ist dir eigentlich klar, in welche Gefahr du die Stadt gebracht hast? Welcher Gefahr die Vampire wegen dir ausgesetzt sind? Wenn alles schiefläuft, Mallory, dann sind immer wir schuld. Sie machen für alles die Vampire verantwortlich. Die Stadt, das Greenwich Presidium, die Bürgermeisterin. Wir müssen uns jetzt bei der Stadt registrieren, nur um hier leben zu dürfen; als ob wir Verbrecher auf Bewährung wären.«
»Was soll ich deiner Meinung nach sagen?«
Das war eine gute Frage. Was könnte sie schon sagen, um ihre Handlungen der letzten Tage wieder vergessen zu machen?
»Ich weiß es nicht«, sagte ich ganz offen. »Wir beide haben viel zusammen durchgemacht. Ich bin dir zwar dankbar, dass du mir Ethan wiedergebracht hast, aber es wird verdammt lange dauern, bis du bei allen Leuten, die du verletzt hast, Wiedergutmachung geleistet hast.«
»Die Schmerzen haben mich besiegt«, sagte sie leise. »Die Schmerzen haben mich fertiggemacht. Ich weiß, das ist schwer zu verstehen …«
»Es ist deswegen schwer zu verstehen, weil du mit niemandem darüber gesprochen hast. Ich habe erst herausgefunden, dass du in diese Sache verwickelt bist, als ich mitbekommen habe, dass du mich und das Haus verraten hast. Wenn du der Meinung gewesen bist, dass Simon das nicht kapiert, dann hättest du mit Catcher reden sollen. Oder meinem Großvater. Oder irgendjemandem. Du hättest alles tun sollen, außer dem, was du dann getan hast.«
Sie schwieg
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