Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
Vom Netzwerk:
anderes übrig, als des ganze Kasblattl durchzuarbeiten, ah wenn ma gar net wissn, was ma suchen. Teiln ma’s auf und fangen bei de Artikel an.“
    „Ich schlage vor, bei den Seiten anzufangen, die gefehlt haben. Wenn da Absicht dahinter steckte, hätte uns der Täter das Interessanteste vermutlich am längsten vorenthalten ...“, überlegte Wildmann. Er putzte schon mal seine Brille.
    Hattinger war einverstanden. Sie teilten die Seiten auf, und geraume Zeit lasen alle drei schweigend und konzentriert die Artikel des Chiemgaublicks, als handele es sich um Leitartikel der Süddeutschen Zeitung.
    Nach einem Bericht über das 50-jährige Jubiläum eines Dackelzüchtervereins und einem Artikel über die Volkskrankheit Diabetes, der ganz gut und informativ geschrieben war, las Hattinger mit gemäßigtem Interesse über eine Schriftstellerin, die im Chiemgau lebte und für ihren ersten Roman Alles auf Anfang den Werner von Auersperg-Preis, einen mit 10.000 Euro dotierten Literaturpreis gewonnen hatte. Sie hieß Annette Kauffmann und war 40 Jahre alt. Sie bezeichnete sich selbst als eine Spätberufene, die vorher alles mögliche in ihrem Leben gemacht habe. Sie habe viele Jahre auf Reisen im Ausland verbracht. Ob Alles auf Anfang denn ein autobiographischer Roman sei? Ja und nein, viele autobiographische Elemente seien eingeflossen, vor allem habe sie ihre Kindheit verarbeitet, viel aus alten Tagebüchern einbezogen. Es gebe aber auch fiktionale Teile. Sie sei glücklich, dass das Buch so ein überraschender Erfolg geworden sei, damit habe sie wirklich nicht gerechnet und so weiter und so weiter ...
    10.000 Euro! Warum gab’s eigentlich für Polizisten keine Preise, fragte sich Hattinger. Wenn’s hoch kam, kriegten sie vielleicht mal so eine blöde Medaille ...
    Er notierte den Namen Annette Kauffmann auf seinem Block, dazu den Titel des Romans. Er wusste auch nicht genau warum, aber bei den Stichworten autobiographisch, Kindheit, Tagebücher, da konnte immer Sprengstoff verborgen sein.
    Das Telefon klingelte. Andrea Erhard ging dran. Hattinger ertappte sich bei dem Gedanken, dass vielleicht wieder ein Leichenteil angekündigt würde. Zurzeit rechnete er bei jedem Läuten damit. War es aber nicht. Es war nur der Bürgermeister von Gstadt. Andrea Erhard gab Hattinger den Hörer. Der Bürgermeister beschwerte sich, dass seine Polizisten „im helllichten Morgengrauen“ die ganzen Feriengäste aus dem Bett geklingelt hätten, um sie über einen Fuß zu befragen! Am Ostersonntag! Ob das nicht vielleicht etwas feinfühliger und dezenter gegangen wäre, oder wenigstens zu einer angemessenen Uhrzeit!? Sechs Feriengäste aus seinem eigenen Hotel seien heute vorzeitig abgereist! Er mühe sich seit Stunden um Schadensbegrenzung ...
    „Duat ma leid, as nächste moi wart’ma bis nach de Ferien. Und jetzt entschuldigen S’ mich, ich bin auch mit Schadensbegrenzung beschäftigt.“ Er legte auf. „Spinnt der?“, raunzte er das Telefon an.
    Es klingelte gleich wieder.
    „Und hartnäckig is er ah no. I glaub, es is besser, Sie gehn dran ...“
    Andrea Erhard nahm wieder ab und zog sich mit dem Telefon an ihren Arbeitsplatz zurück, um Kommissar Hattinger erst einmal vor weiterer Unbill abzuschirmen. Der widmete sich wieder dem Studium der Anzeigenpostille. Nach einer Weile kam Frau Erhard zurück an den großen Konferenztisch.
    „Des war die Chefsekretärin vom Oosterlind Verlag, wegen dem Buch aus’m Beichtstuhl. Also sie hat gsagt, dass die Frau Marschall scho seit über zwei Jahren nimmer für den Verlag schreibt. Nur die Bücher wern noch aufglegt. Sie hätt scho lang kein persönlichen Kontakt mehr mit ihr ghabt, sie überweisen ihr nur noch regelmäßig ihre Honorare nach München.“
    „Ham S’ a Adresse oder a Telefonnummer?“
    „Sie hat gsagt, sie hat überhaupt keine Unterlagen dabei, sie is grad im Urlaub in Italien, in der Toskana, aber sie wird versuchen, dass sie irgendjemand erreicht. Sie hat nur no a Münchner Festnetznummer in ihrem Handy, hat aber net gwusst, ob die no aktuell is. I hab’s scho probiert, da geht keiner hin.“
    „Guad, dann finden S’ die Adresse raus und bleiben S’ dran.“
    Wildmann sah von seiner Pflichtlektüre auf. Er hatte sich ein paar Notizen gemacht. „Also das ist alles ziemlich unergiebig. Ich kann da unter den Artikeln nichts entdecken, was irgendwie das Potential hätte, mit so einer Tat in Zusammenhang zu stehen.“
    „Guad, dann machma uns halt jetzt an die

Weitere Kostenlose Bücher