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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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Feuer.
    „Vielleicht geh’ma a bissl hinters Haus, da is’s ruhiger ...“, sagte Hattinger zu den anderen. Vorn an der Straße, außerhalb der Absperrungen, hatte die gesammelte Presse Stellung bezogen, die Fotografen und Kameraleute mit ihren Teleobjektiven lauerten gierig auf Bilder. Aber man musste natürlich damit rechnen, dass sie im Wald auch schon auf den Bäumen saßen.
    Sie setzten sich hinter dem Haus auf einen alten Baumstamm, der dort als natürliche Gartenbegrenzung diente.
    „Und, wia schaut’s aus? Habts scho irgendwas gfundn?“
    „Also, a Analyse hab i natürlich no ned, aber i bin mir ziemlich sicher, dass ma im Bad etliche mikroskopische Blutspuren ham, vor allem um die Badwann rum, in de Fliesenfugen, in der Ritzn um an Badewannenabfluss rum, an de Silikonfugen und so weiter. Da hat zwar jemand versuacht, wirklich gründlich sauber z’ machen, mit bloßem Aug siegst nix, aber wenn ma Proben wegkratzt ... Oiso, i glaub, dass die Frau in ihrer Badwann zerstückelt worden is.“
    Bamberger nahm wieder einen tiefen Zug. Die anderen ließen unterdessen seine Aussage auf sich wirken.
    „Und dann hat der Eichenstuhl, der da am Schreibtisch steht, charakteristische Faserspuren und Scheuerstellen an beiden Armlehnen und beiden Vorderbeinen, des schaut ganz so aus, als ob jemand an den Stuhl gfesselt worden wär. Und mitten im Wohnzimmer auf dem Holzboden, da san Kratzspuren, die vom Abstand her genau zu den Stuhlbeinen passen. San verteilt wia die Ecken von am Quadrat ungefähr. Könnt sein, dass da jemand in Panik mit dem Stuhl rumgrutscht is.“
    Andrea Erhard berichtete, was sie von Frau Angermoser erfahren hatte.
    „Des würd ja ganz genau zammpassn“, meinte Hattinger. „Wenn sich die Indizien erhärten und die Blutspuren wirklich von ihr san, dann is die Frau Kauffmann wahrscheinlich gar ned erst weggfahrn, sondern scho vor ihrer Abreise, also in der Zeit, wo die Angermoser ned da war, in ihrem Haus überfallen, gefesselt, getötet und zerstückelt worden. Der Täter hat den Torso und die Arme und Beine in ihrer Kühltruhe im Keller verstaut, die Hand, die Fuß und an Kopf hat er mitgnomma.“
    „Woher wiss’ma, dass er den Kopf mitgnommen hat? Den könnt er ja auch gleich daglassen haben?“, wollte Frau Erhard wissen.
    „Weil die Kühltruhe randvoll war, der Kopf hätte da gar nicht mehr reingepasst“, klärte sie Wildmann auf.
    „Und irgendwann zwischen Samstagnachmittag und heut Morgen hat er den Kopf herbracht und dieses Schauermärchen inszeniert. Jetzt müsst’ma nur no rausbringen, warum ... Was meinen Sie, Karl?“
    Hattinger hatte Wildmann wieder Karl genannt. Zum zweiten Mal schon.
    Karl Wildmann überlegte. „Ich denke, die Frage nach dem Warum ist tatsächlich die entscheidende ... Das hier sieht so aus wie die ganz große Show, die sich der Täter für die Öffentlichkeit ausgedacht hat. Was wir hier haben, ist so ziemlich das genaue Gegenteil von einem Mord im Affekt: Man bringt jemanden um, dann merkt man, Hilfe, ich hab jemand umgebracht, und versucht verzweifelt, die Leiche loszuwerden, und macht dabei einen Fehler nach dem anderen, man hinterlässt eine breite Autobahn von Spuren. Unser Täter hat vermutlich alles von Anfang an geplant. Wenn wir davon ausgehen, dass die Spuren in diesem Haus wirklich von Frau Kauffmann stammen, dass sie also hier getötet wurde, dann hat der Täter bestimmt gewusst, dass sie verreisen wollte und wann, und vermutlich auch, dass Frau Angermoser nicht da sein würde. Dann hat er den richtigen Zeitpunkt abgepasst und sie umgebracht und in aller Ruhe zerteilt. Er wusste, dass ihn niemand dabei stören würde, und er wusste, dass Annette Kauffmann nicht so schnell vermisst werden würde, weil sie sich bei allen, die sie eventuell vermissen könnten, bestimmt abgemeldet hätte. Und ich denke mal, dass er auch den Zeitpunkt seiner ,Ausstellungseröffnung’“ – Wildmann malte dabei mit beiden Händen Anführungszeichen in die Luft – „sorgfältig gewählt hat. Er hat gewusst, dass er über die Osterfeiertage, wenn viele Touristen hier sind, wesentlich mehr Aufmerksamkeit erzielen würde als irgendwann im Februar. Bleibt aber immer noch die Frage, warum er das getan hat ...“
    „Genau“, stimmte Hattinger zu. Er sah Andrea Erhard und Wildmann an: „Und deswegen gehen wir drei jetzt da nei und stelln des Haus von oben bis unten auf’n Kopf und suchen nach allem, was irgendwie Aufschluss über ihr Leben geben könnt.
    Mir miassn

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