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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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Hattinger deutete auf den Berg von Akten, Schriftstücken, Fotos und Dokumenten auf dem großen Besprechungstisch. „I hoff, dass irgendwo da drin der Grund zu finden is, warum die Frau umbracht wordn is ... Am besten, Sie fangen schon amal an.“
    Hattinger zog sich in eines der Büros zurück und wählte die Nummer von Vera Antholz. Er hätte diese schon am Telefon so sympathische Frau liebend gerne aus irgendeinem anderen Grund angerufen als ausgerechnet mit dieser Nachricht im Gepäck.
    Vera Antholz war absolut fassungslos, als sie im fernen Finnland von Annette Kauffmanns Tod erfuhr. Mit tränenerstickter Stimme brachte sie gerade noch heraus: „Die Annette? Das kann doch nicht sein ... wer sollte die denn umbringen wollen? Die Annette doch nicht!“
    Hattinger vermied es, sie am Telefon über die Details aufzuklären.
    „Es tut mir sehr leid, Frau Antholz, wenn ich in der Situation mit meinen Fragen daherkomm, aber Sie ham gsagt, dass Sie die Frau Kauffmann schon recht lang gekannt haben ... und wir müssen jetzt schauen, dass wir uns möglichst schnell an Überblick verschaffen über ihr Leben ...“
    Vera Antholz schien sich ein bisschen zu beruhigen.
    „Ja, ja, fragen Sie nur ...“
    „Zunächst mal, hat die Frau Kauffmann Verwandte ghabt, an die wir uns noch wenden könnten?“
    „Von Verwandten weiß ich nichts. Ihre Eltern sind beide bei einem Autounfall gestorben, da war sie 18, soviel ich weiß. Sie war ein Einzelkind. Die Großeltern waren auch alle schon tot, sie war wohl plötzlich ganz allein damals ... Von anderen Verwandten hat sie mir nie was erzählt.“
    „Wann ham Sie sie denn kennenglernt?“
    „Das war kurz danach, im Herbst 1985-Wir haben uns in der Mensa kennengelernt, haben beide angefangen zu studieren im Wintersemester. Wir waren uns sofort sympathisch. Wir hatten beide noch keine Bleibe in München, also beschlossen wir, uns zusammen was zu suchen, in einer Wohngemeinschaft. Dann haben wir in der Türkenstraße was gefunden, da wohne ich heute immer noch, ich konnte die Wohnung später kaufen.“
    „Haben Sie auch Medizin studiert?“
    „Nein, ich habe damals mit Informatik angefangen, das war zu der Zeit noch was ziemlich Verrücktes, aber ich bin dann bald zur Architektur gewechselt.“
    „Aber die Frau Kauffmann hat Medizin zu Ende studiert?“
    „Ja, die hat es in zwölf Semestern geschafft, hat immer hervorragende Ergebnisse gehabt in ihren Staatsexamen. Sie war in der Schule schon so gut gewesen, es schien immer, als ob ihr alles zufliegen würde. Sie war aber auch ziemlich ehrgeizig.“
    „Wie hat sie sich denn des leisten können mit dem Studium, hat sie nebenher Jobs ghabt?“
    „Nein, das musste sie nicht. Sie hat das Haus verkauft, das sie von ihren Eltern geerbt hatte, und das Geld offenbar ganz gut angelegt. Außerdem war sie keine, die mit Geld um sich geworfen hätte, sie hat schon alles ganz gut zusammengehalten.“
    „Hat sie denn Kontakt gehalten mit alten Schulfreunden aus’m Chiemgau?“
    „Anfänglich schon, da sind immer mal wieder welche bei uns vorbeigekommen, aber sie ist fast nie mehr rausgefahren. Ich hab sie mal gefragt, ob sie ihre Heimat nicht manchmal vermisst, aber sie hat nur gemeint, es täte viel mehr weh, wenn sie draußen wäre, dass ihre Eltern nicht mehr da wären, die waren noch recht jung, wie sie gestorben sind ... Deshalb hatte sie auch das Haus verkauft. Sie wollte in München ganz neu anfangen.“
    „Hat sie denn dort noch Freunde, außer Ihnen? ... Hatte...“
    Hattinger hörte Vera Antholz wieder leise weinen.
    „Nein, eigentlich nicht, wenn ich so überlege ... Sie hat im Lauf der Zeit immer alle Kontakte wieder einschlafen lassen. Wissen Sie, Herr Kommissar, das war eigentlich typisch für sie, sie war auf den ersten Blick schon kontaktfreudig und aufgeschlossen, aber sie hat die Menschen dann doch immer auf Abstand gehalten, sie hat sich nicht wirklich in die Karten schauen lassen, da gab es eine Wand bei ihr, und da war Schluss. Sie hat wahrscheinlich niemand anderen so nahe kommen lassen wie mich. Aber sie war eine unglaublich gute Beobachterin, sie hat alles registriert und messerscharf analysiert ...“
    „Und wie war’s mit Liebschaften, ich meine, hat’s da keine Männer gegeben in ihrem Leben?“
    „Das ist auch so ein Kapitel ... sie hat während des Studiums schon immer mal wieder einen mitgebracht, aber das waren meistens One-Night-Stands, sie hatte eigentlich nie eine längere Beziehung, und sie wollte

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