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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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sie damit arbeiten. Sonst wäre das Ganze später nicht gerichtsverwertbar. Ein paar Stunden würde das locker dauern, wenn sie ausnahmsweise sofort damit anfingen ...
    Eine erste kurze Befragung von Pichler ergab rein gar nichts, außer der Erkenntnis, dass der Mann nichts sagen wollte und schwitzte wie die Sau.
    „Warum wollten S’ denn dann weglaufen, wenn S’ nix zu verbergen ham?“
    „Keine Ahnung ...“
    „Wann warn S’ denn as letzte Mal mit Ihrem Boot unterwegs?“
    „I woaß’s ned.“
    „Und wo warn S’ gestern Nacht?“
    „Dahoam, wo sonst?“
    In dem Stil lief das ab, und Hattinger beschloss die Vernehmung zu verschieben, bis sie ein paar konkrete Ergebnisse in der Hand hielten. Dann würden sie ihm mal richtig auf den Zahn fühlen.
    Zunächst kamen sie zurück zu Schanderl und Co. Es waren gleich mehrere randvolle Ordner, die die Prozessakten in dem Fall füllten. Petra Körbel und Andrea Erhard mühten sich redlich, übersichtlich zusammenzufassen, was sie in der Kürze der Zeit herausgefunden hatten.
    Es ging um eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung gegen die Assistenzärztin Annette Kauffmann und die Frauenklinik Dr. Martius. Zu Tode gekommen war die 15-jährige Patientin Eva Ostermeier, die zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs in der Klinik aufgenommen worden war. Sie war in der dreizehnten Schwangerschaftswoche und konnte ein gültiges Attest über eine vorliegende medizinische Indikation für den Abbruch vorweisen. Der Eingriff wurde vorgenommen von dem Chefarzt der Klinik, Dr. Hartmut Schanderl. Eine Stunde später bekam die Patientin hohes Fieber und zwölf Stunden später verstarb sie an einem schweren septischen Schock mit multiplem Organversagen. Diese Todesursache wurde durch die Obduktion bestätigt.
    Bis zu dem Punkt war noch alles unstrittig, danach allerdings gar nichts mehr. Ein paar Tage nach Evas Tod stellten ihre Eltern Albrecht und Magdalena Ostermeier Strafanzeige. Sie hatten widersprüchliche Auskünfte aus der Klinik von Ärzten und Pflegepersonal bekommen, und es wurden ihnen erst auf mehrfache Nachfragen die Krankenakten gezeigt, die offensichtlich manipuliert worden waren, sie bekamen sie aber nicht ausgehändigt. Sie hatten erfahren, dass eine junge Assistenzärztin, die erst seit drei Monaten im Besitz ihrer Approbation war, die Anästhesie durchgeführt hatte, obwohl die Klinik behauptete, der dafür zuständige Facharzt für Anästhesiologie, Dr. Knoll, habe die Narkose geleitet. Es gab aber ernstzunehmende Hinweise darauf, dass Dr. Knoll an dem Tag gar nicht im Haus war. Die unerfahrene junge Ärztin habe eine Narkoselösung verwendet, die sie aus einer schon seit mehreren Tagen in Gebrauch befindlichen Flasche mit Gummistopfen aufzog. Und das, obwohl der Hersteller mehrfache Anwendung auf der Flasche ganz deutlich als unzulässig deklarierte, nachdem in Amerika bereits vor Jahren Fälle von schweren Infektionen durch mehrfache Verwendung dieser Ampullen bekannt geworden waren. In der Klinik Dr. Martius sei dieses Vorgehen aber allgemein üblich gewesen, man habe die Flaschen so lange benutzt, bis sie leer waren, um Kosten einzusparen. An der Infektion durch diese Lösung sei ihre Tochter, die bis dahin immer kerngesund war, gestorben.
    Das war der Auftakt eines Rechtsstreits, der sich über Jahre hinzog.
    Die Klinik bestritt alle Vorwürfe, ebenso wie Frau Kauffmann, man übergab die Sache den zuständigen Haftpflichtversicherungen, die sich von Anfang an weigerten, irgendeine Schuld ihrer Versicherten anzuerkennen, Gutachten und Gegengutachten wurden erstellt, ehemals aussagewillige Zeugen zogen ihre Aussagen wieder zurück, die Versicherungen fuhren schwere Geschütze auf, bis schließlich das Verfahren, das sich inzwischen über mehrere Instanzen hingezogen hatte, wegen Mangels an Beweisen eingestellt wurde. Das war fünf Jahre nach Eva Ostermeiers Tod.
    „Mein lieber Mann ... des is ja starker Tobak ...“, stellte Hattinger fest.
    „Das ist auch insofern interessant, als es da doch einige Ähnlichkeiten mit Alles auf Anfang gibt“, berichtete Wildmann. „Da geht es auch, nach relativ langen Beschreibungen ihrer Kindheit, vor allem um eine Ärztin, die einen Kunstfehler begeht, der sie dann völlig aus der Bahn wirft. Im Buch ist es zwar kein Narkosefehler, sondern sie ist Chirurgin und macht irgendeinen dummen Fehler bei einer harmlosen Operation, und ein junger Mann stirbt daran. Erst will sie den Fehler zugeben und alles aufklären,

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