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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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toll“, stellte Andrea Erhard fest.
    „Ja, da haben Sie recht, das genieße ich auch sehr. Bitte nehmen Sie doch Platz.“ Er geleitete die beiden an den rustikalen Holztisch vor einem der Fenster. „Ja, also ... was kann ich denn nun für Sie tun? Ach, ich wollte ja Kaffee machen, wenn Sie mich noch kurz entschuldigen?“
    Ostermeier ging hinüber in die angrenzende Küche. Hattinger und Andrea Erhard sahen ihm nach. Er holte die Glaskanne aus der Kaffeemaschine und füllte sie auf, er nahm einen frischen Filter aus dem Regal über der Spüle und steckte ihn in die Maschine, dann ging er daran, den Kaffee aus einer bunten alten Blechdose in den Filter zu löffeln. Er löffelte ein bisschen Kaffee daneben und griff sich ein Küchenhandtuch, um ihn aufzuwischen. Das Handtuch warf er über einen roten Korb neben der Spüle. Dann schaltete er die Kaffeemaschine an.
    Hattinger sah sich im Wohnzimmer um, es war ... sehr übersichtlich, aufgeräumt. Ein großes Bücherregal an einer Wand, das nur zur Hälfte gefüllt war, eine Anrichte, auf der eine leere Glasvase stand, ein speckglänzender lederner Ohrensessel mit Hocker zum Beine hochlegen, ein moderner LCD-Fernseher, ein Esstisch mit sechs Holzstühlen, ein paar Kakteen auf der Fensterbank, sonst nichts. Es wirkte irgendwie leer ... nirgendwo Nippes, gelesene Zeitungen, abgelegte Post oder Ahnliches ... fast ein bisschen steril.
    Ostermeier kam mit einem Tablett mit Kaffeetassen, Milch und Zucker und einem Teller mit Schokoladenkeksen und fing an, das Geschirr zu verteilen. Hattinger wurde langsam ungeduldig.
    „So, jetzt gehöre ich ganz Ihnen, also ...“
    „Herr Ostermeier, entschuldigen Sie, Sie heißen mit Vornamen schon Albrecht, oder?“
    „Ja, warum?“
    „Dann hatten Sie eine Tochter, die Eva ...“
    Bei der Erwähnung dieses Namens schien sich ein dunkler Schatten über Ostermeiers Gesicht zu legen.
    „Ja ... das ist lange her ...“
    „Ihre Tochter is nach einer Operation gestorben, mit 15 ...“
    „Ja ... das ist sehr lang her ...“
    „20 Jahre.“
    „Ja ... im Oktober werden es 20 Jahre.“
    „Sie is an einer Infektion gestorben, wie wir ghört ham?“
    „Nein, Frau Erhard, sie ist an einer infizierten Narkosespritze gestorben.“
    Dem Röcheln nach, das aus der Küche kam, war der Kaffee fertig durchgelaufen.
    „Entschuldigen Sie mich einen Moment, bitte ...“ Ostermeier stand auf und ging in die Küche. Plötzlich wirkte er um Jahre älter. Er zog die Kanne zu schnell aus der Kaffeemaschine und verschüttete etwas Kaffee. Er nahm ein Küchentuch aus dem Schrank und wischte den Kaffee auf. Das Tuch warf er über den Korb. Dann kam er wieder und schenkte unsicher den Kaffee ein. Hattinger und Andrea Erhard sahen sich an.
    Hattinger nahm einen Schluck Kaffee. Er stellte die Tasse vorsichtig wieder ab.
    „Das nimmt Sie immer noch sehr mit ...“ „Ja ... Herr Kommissar, ich möchte nicht unhöflich sein, aber möchten Sie mir nicht mal sagen, warum Sie eigentlich hier sind?“
    „Können Sie sich des nicht vorstellen?“ „Tut mir leid, aber ich bin kein Hellseher.“ „Eben wegen der Geschichte mit Ihrer Tochter ...“
    „Verzeihung, aber die Geschichte – wie Sie das Schicksal meiner Tochter nennen – ist Geschichte. Sie werden vielleicht verstehen, dass ich nicht gern daran denke.“
    „Herr Ostermeier, Sie haben doch damals einen Prozess geführt gegen die Klinik und gegen die Narkoseärztin ...“
    „Es war ja leider gar keine Narkoseärztin, es war nur eine Medizinstudentin, die gerade mit dem Studium fertig war.“
    „Können Sie sich nicht an ihren Namen erinnern?“
    „Selbstverständlich kann ich das. Ich habe diese Frau zwar nur ein einziges Mal gesehen, damals in der Klinik, da sagte sie zu uns: Alles ist gut gelaufen, Ihrer Tochter geht es gut ... und ein paar Stunden später war sie tot ... Aber danach hatte ich jahrelang mit ihrem Namen zu tun, ohne sie jemals wiederzusehen: Annette Kauffmann.“
    „Genau. Und Sie wundern sich immer noch, warum wir hier sind?“
    „Sie haben mich ja noch immer nicht aufgeklärt.“
    Ostermeier nahm einen Schokoladenkeks und biss die Hälfte ab.
    „Aber dass die Frau Kauffmann tot ist, wissen Sie schon?“
    „Was ... die ist tot?“ Ostermeier ließ die Hand mit dem halben Schokokeks auf die Tischplatte sinken und sah Hattinger neugierig an. „Woher sollte ich das wissen?“
    „Sie ham doch vorher gsagt, Sie hätten mich im Fernsehn gsehn?“
    „Ja. Und ...? Das war doch

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