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Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition)

Titel: Chiemsee Blues: Hattinger und die kalte Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bogenberger
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kommen. Hattinger hätte gefühlsmäßig noch ein bisschen ausführlicher die Peinlichkeitsschiene verfolgt, aber so war es auch okay.
    „Die Annette ... was soll mit der sei? Die is doch tot, oder?“
    „Des is uns bekannt, Sie werns ned glaubn!“, fuhr ihn Hattinger an. „Mir ham schließlich ihre Einzelteile eingsammelt! Die ham s ’ ah gfilmt ...“
    Wolfgang Pichler schwieg. Er betrachtete intensiv den grauen Linoleumboden.
    „Hat guad ausgschaut, die Frau Kauffmann – vorher – da komma nix sagn ...“, setzte Hattinger nach. „Was ham S’n noch so alles mit der gmacht?“
    Pichler schnaubte verächtlich. Aber der Boden schien es ihm angetan zu haben. Er konnte sich gar nicht mehr davon losreißen.
    „Oder hättn Sie nur gern was mit ihr gmacht, aber die Annette hat Sie ned hinlassn? Hah?“
    Wolfgang Pichler krallte sich förmlich an seinem Stuhl fest, um nicht mehr zu rutschen.
    Hattinger beugte sich über den Tisch und sah Pichler treuherzig verschwörerisch an. Er senkte die Stimme.
    „Die Videos von der Annette san ja scho a bissl harmlos, oder? Fast scho langweilig“, schoss er ins Blaue. „Da fehlt a bissl die Action ... Da fehin eigentlich Sie, oder? Da war Ihnen doch sicher was eingfalln, was Sie mit der Ann...“
    Weiter kam er nicht, denn Pichler sprang urplötzlich auf und schleuderte dadurch seinen Stuhl krachend nach hinten an die Wand, so hatte er unter Spannung gestanden. Er stieß einen unartikulierten Urschrei aus und sprang auf den Tisch, der ihn von Hattinger trennte, um ihm an die Gurgel zu gehen.
    „Hoit endlich dei Maul, du Arschloch! Du Bullensau, du dreckerte!“, brüllte er wie am Spieß. „Was hast denn du für eine Ahnung, du zynischer Scheißkerl! Du Abschaum! Keine Ahnung hast du, wia des is! I hab die Annette geliebt, du Sau du ... oiwei scho! I war wahrscheinlich der Oanzige überhaupt, aber sie hat mi halt ned wolln! Was konn denn i da dafür, du fieser Dreckhammel du, moanst du echt, dass i’s deswegn umbring?! Aber di bring i um, i mach di koid, und zwar jetz glei, i drah dir die Gurgl ab!!“
    Während er außer sich vor Wut auf Hattinger einschrie, versuchte er dessen Hals zu fassen zu kriegen. Hattinger trat geistesgegenwärtig den Tisch unter Pichler weg, so dass der vor ihm zu Boden stürzte, ohne jedoch den Kragen seiner Jacke loszulassen. Hattinger packte Pichlers Handgelenke und bemühte sich, seine Arme auseinanderzudrücken, aber Pichler entwickelte ungeahnte Kräfte in seiner Rage. Petra Körbel wollte ihn von hinten greifen, wobei sie einen heftigen Tritt gegen ihr linkes Schienbein kassierte und selbst zu Boden ging.
    Endlich kamen Wildmann und Haller mit mehreren Polizeibeamten hereingestürmt und stürzten sich auf Wolfgang Pichler, der immer weiter brüllte. Er hatte Hattingers Jackett inzwischen in zwei Teile zerrissen und wollte sich auch mit vier Polizisten auf dem Rücken, die ihn zu Boden drückten, nicht beruhigen. Schließlich wurde Pichler mit vereinten Kräften fixiert und ein Arzt verständigt. Der gab ihm eine Beruhigungsspritze, denn man musste wirklich Angst haben, dass er sich selbst verletzte in seinem Zustand.
    Nach einer halben Stunde war er wieder einigermaßen ansprechbar. Sie hatten beschlossen, ihn erstmal in Ruhe zu lassen für heute und die Vernehmung am nächsten Tag fortzusetzen. Er konnte ja zumindest keinem mehr was tun jetzt. Doch eine Frage wollte Hattinger ihm unbedingt noch stellen.
    „Herr Pichler, was ham S’ denn mit dem Dr. Schanderl eigentlich gmacht?“
    „Dr. Schanderl? Wer soi’n des sei? I kenn koan Schanderl, und jetzt lasst’s mi doch endlich in Ruah, ihr Arschlöcher!“
    Er starrte Hattinger an, der immer noch seine zerfetzte Anzugjacke anhatte. Man hatte das Gefühl, dass Pichler trotz Valium gleich wieder explodieren würde, und der Arzt signalisierte Hattinger, dass es jetzt aber genug sei.

36
    Wenigstens diesen einen Schritt musste er noch durchführen. Dann war die Pflicht getan, dann konnte er zur Kür übergehen, wenn ihm noch die Zeit bliebe. Sie waren ihm schon auf den Fersen, das konnte er deutlich spüren. Aber dieser Schritt gehörte ganz wesentlich zu seinem Werk, ohne ihn wäre es nicht vollständig.
    Er hatte schließlich lange suchen müssen, bis er den Mann gefunden hatte. War es bei ihr noch so gewesen, dass ihm der Zufall zu Hilfe gekommen und sie fast von alleine in sein Netz marschiert war, so hatte er bei ihm lange durchhalten müssen. Seine Geduld war bis zum Äußersten

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