Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
hinkt. Dann schreit sie den Musona so was von nieder, dass der ins Sprechkoma fällt. Aus dem war nichts mehr rauszuholen, der hat nur noch gestottert. So, und jetzt kommt’s: Wir haben das Liebespärchen vernommen.«
»Welches Liebespärchen?«, fragt Stocker.
»Na die, die die Flammen gesehen und uns angerufen haben. Die waren in ihrem Auto gerade am Unterwäsche-Lüften, da sehen die, wie’s in der Kneipe brennt. Und noch was sehen die: einen Kerl weglaufen, der war so an die zwei Meter groß, kräftig gebaut, schwarz oder dunkel angezogen und hatte auf dem Kopf so eine Sturmmütze, also der hat ausgesehen wie ein Henker, hat die Zeugin gesagt. Jetzt redet so eine Frau ohne Unterwäsche natürlich viel Blödsinn, muss man bedenken. Fakt ist aber: Der Perlmann, der hat einen Angestellten, der ist an die zwei Meter groß und muskulös wie eine ausgewachsene Wildsau. Weißt du, was ich glaube? Dass der Musona beim Perlmann in der Villa gezockt hat. Diese Italiener zocken doch alle. Schon immer. Die haben den Franzosen doch sogar mal eine Insel abgezockt. Die heißt so wie meine Lieblingsnachspeise, drum weiß ich das so genau: Melba.«
»Elba, die Insel heißt Elba, Ringo.«
»Sag ich doch. Also unterbrich mich nicht dauernd. Pass auf, meine Theorie ist folgende: Der Musona zockt beim Perlmann, verliert vor Zeugen einen Haufen Kohle und kann nicht zahlen. Was macht der Perlmann? Verwarnt ihn wahrscheinlich ein- oder zweimal und schickt ihm dann seinen Haudrauf. Der, weil der auf dem zweiten Bildungsweg nichts anderes gelernt hat, der will den alten Cannelloni-Dreher gleich mit abfackeln, wenn er schon mal beim Anheizen ist. Ein typischer Von-Goisern-Fan, wenn du mich fragst.«
»Moment«, spricht der Zuckerhahn dazwischen, »frag ihn, wer dieser von Goisern ist. Noch so einen Pyromanen können wir jetzt wirklich nicht brauchen.«
»Ich piesel mich weg«, kommt die Stimme vom Ringo aus dem Handy, »ehrlich, ich werd gleich ganz tränig im Schritt. Herr Kommissar, bleib doch bis heute Abend, dann stell ich dir den Goisern vor. Aber jetzt im Ernst: Wir haben rausgekriegt, dass der große Typ, also der Henker, dass der schon am Abend vorher in der Nähe der Pizzeria gesehen worden ist.«
»Wie habt ihr das rausgekriegt?«, fragt der Zuckerhahn in Richtung Handy.
»Die übliche Masche«, sagt Ringo, »wir haben einen kleinen Artikel in unserer Chiemsee-Zeitung platziert: Die Polizei bittet um Hinweise, wer hat zu der fraglichen Zeit im Bereich der Gaststätte Dingsbums verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet. Hinweise an die Polizei unter der Telefonnummer und so weiter. Ist immer interessant, die Resonanz auf so eine Anzeige, weil einer zum Beispiel steif und fest behauptet hat, er hat Michael Jackson gesehen. Elvis war auch dabei, aber das ist für uns nichts Neues. Tja, aber einer, der nicht schlafen konnte, weil er in der Früh beim Zahnarzt war, der war noch spazieren, und der hat den Henker-Typen gesehen. Ohne Maske, natürlich. Und die Beschreibung, die passt ziemlich gut auf den Hiwi vom Perlmann.«
»Wisst ihr was über den?« Das ist jetzt wieder der Zuckerhahn, der fragt.
»Wenig«, quäkt die Stimme vom Ringo aus dem Handy, »ich hab rausgekriegt, dass das ein Deutsch-Russe ist, der in Traunstein gewohnt hat. Jetzt lebt er in der Villa vom Perlmann und ist für den auch mal Chauffeur oder fährt ihn mit dem Boot raus, was halt so anfällt bei den Millionarios.«
»Der Kerl hat einen Bootsführerschein? Interessant. Gib uns den Namen durch und alles, was du von ihm hast, Ringo. Aber nur mir oder dem Stocker oder dem Zeno, kapiert?«, sagt der Zuckerhahn zu dem Handy.
»Wow, bin ich jetzt undercover? Ich schmeiß mich weg. Mach ich, heute Abend bring ich alles mit, was ich von dem Scheißer hab. Hups, da kommt meine Alte angefahren, ich muss wieder in die Sauna und weitermachen, sonst bricht hier der Dritte Weltkrieg aus. Bis später und einen schönen Gruß an den Josef.«
Die drei in der Küche der »Endstation« sehen sich an, dann sagt der Zuckerhahn: »Männer, jetzt trinken wir erst mal ein kleines Bier im Stehen. Die Sache mit den beiden ersoffenen Wirten, die muss ich jetzt wohl von einer ganz anderen Perspektive aus sehen. Verdammt aber auch. Und das mit dem leitenden Staatsanwalt Reimers, das passt jetzt auch sehr viel besser zusammen. Ratet mal, welche Abteilung der leitet?«
»Organisierte Kriminalität«, grinst der Zeno und schaut den Stocker an, »da sitzt der an der Quelle
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