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Chiffren im Schnee

Chiffren im Schnee

Titel: Chiffren im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Berlinger
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und am Abend gibt es ein Feuerwerk, das eine wunderbare Erklärung für einen Brand liefern wird. Zudem werden mögliche Zeugen unter dem Einfluss von zu viel Champagner und anderen anregenden Getränken zu leiden haben.»
    «Wir müssen also nichts weiter tun, als zu warten, wer morgen Abend in die Remise schleicht?»
    «Ja, ich denke, das sollte unser Plan sein.»
    Lady Georgiana musterte ihren Cousin misstrauisch, aber sie sagte nichts weiter.
    «Georgiana, du musst versuchen herauszufinden, was Cecil plant. Er will sich unbedingt beweisen, und das kann gefährlich werden, auch für ihn selbst. Sollte er etwas Verrücktes vorhaben, müssen wir das wissen.»
    «Du tönst, als würdest du ihm zutrauen, mitten während des Dinners lauthals zu verkünden, wir hätten die Chiffre gefunden, nur um zu sehen, wer empört aufspringt.»
    Er blickte sie einen Moment gebannt an, sagte dann aber nur: «Tu einfach, worum ich dich gebeten habe, ich bitte dich!»
    «Na gut. Ich habe sowieso keine Zeit mehr, mit dir zu streiten.» Sie erhob sich vom Sofa. «Cecil will heute seine erste Lektion auf Skiern nehmen, und ich soll ihn dabei begleiten!»
    «Du willst lernen, Ski zu fahren?»
    «Wo denkst du hin? Ich werde unten am Hang stehen und meinen heldenhaften Verlobten bewundern.»
    Und mit diesen erstaunlichen Worten verabschiedete Lady Georgiana sich. Anna war ebenfalls aufgestanden und starrte ihr hinterher.
    «Ich weiss, es ist erstaunlich, aber die beiden sind wirklich verlobt.» Der Lieutenant schien wieder einmal genau zu wissen, was ihr durch den Kopf ging.
    Sie errötete leicht. «Sie geben ein schönes Paar ab.»
    «Und Sie wären eine Bereicherung für jedes diplomatische Korps.» Er kehrte zu seinem Lesesessel zurück. «Ist noch etwas, Miss Staufer?»
    «Sie sagten gestern, es sollte keine Geheimnisse geben. Ich will Ihnen sagen, woher ich das mit Oberleutnant Ranke weiss.»
    «Sind Sie sicher, dass Sie das wollen? Ich nehme an, es geht dabei um etwas Vertrauliches, das einen unbeteiligten Dritten betrifft.»
    «Ja, ich dachte, ich könnte ihn durch mein Schweigen schützen, und habe ihn damit bereits in erhebliche Gefahr gebracht.»
    «Nun gut, ich verspreche Ihnen, die Sache bleibt unter uns.»
    Mit einer Handbewegung bedeutete er ihr, sich wieder zu setzen. Es fiel Anna nicht leicht, die ganze Geschichte zu erzählen. Glücklicherweise begriff er schnell, was sie ihm über Henning sagen wollte, ohne es direkt auszusprechen. Als sie schliesslich zu den Geschehnissen der vorletzten Nacht kam, schüttelte er den Kopf.
    «Wie grausam. Immerhin bestätigt Cecils Bericht die wilde Geschichte der Deutschen. Erstaunlicherweise scheint man in Whitehall Court sogar begriffen zu haben, dass es sich bei Ihrem Henning und dem Barkeeper, der sich der Baronin im Sommer so ungehörig näherte, nicht um denselben Mann handeln kann.»
    Aber Anna war noch nicht fertig. «Es tut mir leid, dass ich Ihnen nichts von Oberleutnant Ranke und seinem eigenartigen Verhalten gesagt habe. Ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt etwas bedeutete.»
    «Und Sie wollten nicht unbedingt Dinge über Ihren Freund offenlegen, die ihm hätten schaden können», fügte er hinzu. «Das ist verständlich.»
    Sie meinte unglücklich: «Es war trotzdem falsch. Und als wir Jost fanden, habe ich mir schreckliche Vorwürfe gemacht. Aber als Lady Georgiana sagte, dass keiner der Offiziere die Bar in jener Nacht verlassen hat, schwieg ich weiter.»
    «Sie konnten damals nicht ahnen, dass die Herren trotzdem mit dieser Sache zu tun haben.»
    «Vielleicht, aber ich wusste, etwas stimmt nicht mit dem Oberleutnant. Ich hätte Henning eindringlicher warnen müssen!»
    «Anna, hören Sie damit auf! Sie können nicht für alles Unheil Verantwortung übernehmen. Selbst wenn Sie Ihrem Freund die ganze Wahrheit erzählt hätten und er Ihnen geglaubt hätte, es hätte ihn nicht vor einer Vernehmung durch die Herren Offiziere bewahrt.»
    Anna schüttelte nur den Kopf. Sie wusste, dass sie Henning wenigstens bittere Momente des Verrats und der Demütigung hätte ersparen können.
    «Wie ich hörte, wird morgen Ammanns Beerdigung sein», meinte der Lieutenant unvermittelt. «Vielen Dank, dass Sie Lady Georgiana begleiten. Wissen Sie, bis wann etwa Mister Seymour Lady Georgiana zurückerwarten kann?»
    «Der Gottesdienst und danach der Gang zum Friedhof werden wahrscheinlich um die zwei Stunden dauern. Auf den Mittagszug nach Sternenbach werden wir es danach kaum schaffen.

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