Chili Con Knarre
er seine erste Portion Enchiladas verdrückt hatte. »Das ist mal eine richtige Mahlzeit. Die setzt sich im Bauch fest und macht sich bemerkbar. Wenn du uns noch mal einen Salat gemacht hättest, hätte ich mir wohl eine Ziege kaufen müssen, um den an sie zu verfüttern. Aber du könntest doch mal fragen, ob euch eure Lehrerin nicht beibringen kann, gutes altes Südstaatenessen zuzubereiten.«
»Du scheinst bei unseren Mahlzeiten von südlich der Grenze nicht gerade Not zu leiden, Paps«, erwiderte James grinsend. »Hey, da fällt mir was ein. Vielleicht sollte ich sie anheuern, damit sie herkommt und dir ein paar Mahlzeiten beibringt. Es ist nie zu spät, Kochen zu
lernen, und nachdem du unsere Küche jetzt so schön hergerichtet hast, ist es doch eine Schande, wenn nur einer von uns sie nutzt.«
Jackson zog seine buschigen Augenbrauen hoch. »In meinem Alter? Warum sollte ich da noch mit Kochen anfangen?« Er schob seinen leeren Teller von sich. »Hast du vor, abzuhauen?«
»Nein«, meinte James achselzuckend. »Aber ich wohne vielleicht nicht immer hier. Außerdem würde Milla dir bestimmt gefallen. Alle mögen sie.«
»Was meinst du damit, du wohnst vielleicht nicht immer hier?« Jackson machte ein besorgtes Gesicht. Es überraschte James, dass die einfach so dahingesagte Bemerkung seinen Vater derartig verstörte. Er hatte momentan ganz vergessen, dass Jacksons einsiedlerisches Naturell ihn vollkommen abhängig von seinem Sohn machte. »Überlegst du dir etwa, dein Mädchen zu heiraten?«, wollte Jackson wissen.
Die Gabel mit dem tropfenden geschmolzenen Käse, die sich bereits auf dem Weg zu James’ geöffnetem Mund befand, verharrte in der Luft. »Äh … nein.«
Jackson beugte sich vor und sah seinem Sohn ernst in die Augen. »Zu meiner Zeit haben die Männer einem Mädel den Hof gemacht und es dann geheiratet. Meistens haben sie es getan, damit sie ihr endlich unter ihren Rock greifen konnten, aber trotzdem, so war das eben damals. Du machst ihr jetzt schon ganz schön lang den Hof, mein Junge, also liebst du das Mädchen entweder nicht oder du hast es bereits unter ihren Rock geschafft.«
»Paps!« James war aufgebracht. »Ich versuche gerade zu essen!«
»Hmph!«, schnaubte sein Vater. »Damit hast du doch noch nie ein Problem gehabt. Also, was von dem, das ich eben gesagt habe«, verfolgte er gnadenlos seinen Gedankengang, »was davon trifft zu? Du liebst sie nicht oder ist es die alte Geschichte Warum-die-Kuh-kaufen-wenn-ichdie-Milch-umsonst-haben-kann ?«
James schnauzte ihn an: »Ich kriege keine Milch!« Dann errötete er und murmelte: »Und was die Liebe betrifft, bin ich mir da auch nicht so sicher.«
Ehe sein Vater zu einer gründlichen Lektion über die mangelnde Manneskraft seines Sohnes ausholen konnte, klingelte das Telefon. In seiner Hast dranzugehen, stieß James fast den Küchentisch um.
»Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten, James!« Lindys lebhafte Stimme drang aus der Ohrmuschel.
»Alles, was du willst«, beeilte James sich zu antworten und kehrte dem fragenden Blick seines Vaters den Rücken zu.
»Ich brauche dich als Anstandswauwau für meine Exkursion zu den Luray Caverns diese Woche«, eröffnete sie ihm und fuhr dann rasch fort: »Keiner der Eltern meiner Klasse hat sich freiwillig dazu bereiterklärt, und man hat uns eine Sondergenehmigung erteilt, noch nach der offiziellen Öffnungszeit in den Tropfsteinhöhlen zu bleiben. Meine Kunstschüler arbeiten an einem Projekt mit dem Titel »Textur und Schatten«, und die Höhlen sind dafür das geeignete Objekt. Bitte sag ja, James. Ich bin schon ganz verzweifelt! Wenn ich nicht genügend Erwachsene auftreibe, werde ich den ganzen Ausflug abblasen müssen, und ich habe ihn schon seit fast einem Jahr in Planung.«
James stöhnte. Er konnte sich keine unangenehmere Kombination als einen Haufen Highschool-Schüler und eine kalte, feuchte Höhle vorstellen. Nach einem letzten Blick auf seinen Vater, der noch immer erwartungsvoll am Tisch saß, die dürren Arme vor der Brust verschränkt, und mit einem stillen Dankgebet, dass er das alte Wählscheibentelefon gegen ein mobiles neues ausgetauscht hatte, steuerte er sein Zimmer an.
»Alle anderen Mitglieder des Supper Clubs haben mir ihre Hilfe zugesagt, obwohl sie deswegen alle auf der Arbeit ein bisschen früher Schluss machen müssen«, schob Lindy nach. »Verstehst du? Du zwingst mich geradezu, an dein Gewissen zu appellieren, obwohl ich weiß, dass so was bei
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