Chili Con Knarre
euch Methodisten genauso wenig wie bei uns Katholiken zieht.« Sie kicherte.
»Warum denn so viele Begleiter?« James versuchte, Zeit zu gewinnen. »Wie viele Schüler hast du denn eigentlich in deinem Kunstunterricht?« Er schloss die Schlafzimmertür und setzte sich auf sein Bett.
»Es ist so, dass diesmal alle meine Kunstschüler mitkommen - aus sämtlichen Klassen.« Lindy hielt inne, denn sie spürte, dass sie ihren Fisch an der Angel hatte. »Und wenn ich dir jetzt sage, dass du nicht mit uns im Bus mitzufahren brauchst und das Essen kostenlos ist? Wir nehmen, bevor wir uns unter die Erde begeben, ein zeitiges Essen bei Johnny Appleseed ein. Und Johnny Appleseed konnte noch keiner widerstehen.«
James war hin- und hergerissen vom Gedanken an Johnny Appleseeds berühmte hausgemachte Apfelküchlein, die auf einem flachen Teller in Puderzucker gewälzt wurden, und seinem Widerwillen, sich die Tropfsteinhöhlen
schon wieder anschauen zu müssen. Sie waren zwar wirklich eindrucksvoll, James jedoch, der ganz nah an dieser berühmten Sehenswürdigkeit aufgewachsen war, hatte sie schon ein halbes Dutzend Mal besucht. Und von seinen Schulausflügen zu den Luray Caverns waren ihm vor allem die zahllosen Nischen in Erinnerung geblieben, wo die hilflos den Hormonen ausgelieferten Teenager lehrreiche Erfahrungen sammelten, die über das Erlernen des Unterschieds zwischen Stalaktiten und Stalagmiten hinausgingen.
Er bezweifelte, dass sich am Verhalten von Highschool-Kids, die man im Dunkeln sich selbst überließ, viel geändert hatte, und ihm war die Vorstellung zuwider, ein Pärchen verpetzen zu müssen, das sich im lichtlosen Schutz einer Felsformation begrapschte. Noch schlimmer war der Gedanke an eine verbale Konfrontation mit zwei Teenagern. Womöglich wäre er gezwungen sie auseinanderzureißen, was in seiner Vorstellung genauso schlimm war, wie einen Kaninchenhals aus den Fängen einer Bulldogge zu befreien. Bei diesem Bild verzog James automatisch das Gesicht.
»Denk an die Apfelküchlein, James«, lockte Lindy ihn. »Ganz warm aus dem Ofen.«
James dachte tatsächlich an die Apfelküchlein. Seit Jahren hatte er keine mehr gegessen. »Okay. Ich komme dir zuliebe mit, Lindy.«
»Du bist ein Schatz! Jetzt brauche ich nur noch Rektor Chavez und vielleicht noch ein oder zwei Leute. Ich werde die Schulbibliothekarin fragen und vielleicht kommt doch noch von meinen Eltern jemand mit. Wenn nicht, kann ich immer noch versuchen, ob Willy Zeit hat.
Wir treffen uns am Donnerstag um fünf Uhr am Restaurant. Und ich werde einen ganzen Korb Apfelküchlein nur für dich reservieren lassen.«
Lindy hielt Wort. James kam ein paar Minuten nach fünf Uhr auf den Parkplatz vorgefahren und parkte seinen Bronco neben drei schwarz-roten Bussen der Blue Ridge Highschool . Er atmete tief durch und steuerte dann das Restaurant in der Erwartung an, die chaotische Kakophonie einer in einem kleinen Raum eingesperrten großen Gruppe von Teenagern zu hören. Stattdessen sah er, dass die Schüler zu viert oder sechst an Tischen saßen und sich gesittet unterhielten, während sie ihre Limos tranken oder Apfelküchlein verspeisten. Die Erwachsenen hatten sich alle um den größten Tisch versammelt, und James war überrascht, inmitten der Aufpasser den glänzenden blonden Heiligenschein, der zu einer der Willis-Schwestern gehörte, zu entdecken. Lucy sah er allerdings nicht unter den Erwachsenen sitzen.
Der einzig freie Stuhl war der zwischen Lindy und einem älteren Herrn, also ließ James sich darauf nieder und nahm sich ein Apfelküchlein. Während er das krustige Gebäck mit seinem reifen Duft nach gebackenen Äpfeln in eine Schale Puderzucker tauchte, winkte er Gillian und Bennett zu und schob sich das Apfelküchlein dann in den Mund. »Köstlich«, sagte er zu Lindy, die wütende Blicke um sich warf. »Wo ist Lucy?«
»Sie hat in letzter Minute abgesagt«, erwiderte Lindy mit gefurchter Stirn. »Meinte, sie könne es sich nicht erlauben, ihren Gymnastikkurs im Fitnessstudio zu versäumen.«
»Das tut mir leid, Lindy.« James wusste selbst nicht, warum er sich für Lucy entschuldigte, aber er fühlte sich auf irrationale Weise für ihr Verhalten verantwortlich. »Sie hat auch unsere letzte Essensverabredung abgesagt«, gestand er kleinlaut. »Ich glaube, wegen Pilates.«
Während er sein Eiswasser trank, fiel James auf, dass eine von den Willis Schwestern - ob Parker oder Kinsley hätte er nicht sagen können - neben Rektor
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