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Chili Con Knarre

Titel: Chili Con Knarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. B. Stanley
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erinnerten an übergroße Waffen, die scharfkantig und mit tödlichen Spitzen vom Boden nach oben oder von der Decke nach unten
wuchsen. Man fühlte sich unweigerlich versucht, sie anzufassen.
    Dann entdeckte James eine Kuriosität mit dem Beinamen Rühreier , die von den Führern besonders aufmerksam bewacht wurde. Schon als James noch Schüler war, hatten sich die Leute über das Absperrseil gebeugt, um die Oberfläche dieser Formation mit ihren Fingerspitzen zu berühren. Es war damals sogar vorgekommen, dass einige Touristen aus den Höhlen eskortiert worden waren mit der Auflage, sich wegen Regelverstoßes nie wieder hier blicken zu lassen. Diese beiden flüssig aussehenden Ovale schienen geradezu zu rufen »Fass mich an!«, und immer wieder versuchten es die Leute. Neben dieser Attraktion war immer ein wachsamer Führer positioniert, und das war auch heute Abend nicht anders.
    Vorbei an Strukturen, die als Rippen eines großen Walskeletts oder als zersplitterter Rumpf eines schiffbrüchigen Schoners durchgegangen wären, erreichte James einen der größeren unterirdischen Seen und hielt die Luft an. Zur Überraschung der Schüler hatte das Personal Hunderte weißer Kerzen angezündet und sie in den Nischen um den See herum verteilt aufgestellt. Die zuckenden Flammen spiegelten sich im ganzen Raum und übers Wasser tanzten wilde Schatten. Gerippte Felsen, glitschig von der Feuchtigkeit, wirkten in diesem unruhigen Licht wie lebendige Wesen. Es war absolut still in der Kammer, obwohl sich ein halbes Dutzend Schüler dort versammelt hatte, um den See vom Absperrungsgeländer aus in respektvollem Staunen zu betrachten.
    James musste plötzlich an Lucy denken. Wie gern hätte er sie in diesem Moment hier an seiner Seite gewusst.

    Selbst die Anwesenheit der anderen hätte den Zauber, ihr Gesicht in diesem weichen, flackernden Licht gebadet zu sehen und dabei wortlos nebeneinanderzustehen, nicht zerstören können. Eine große Traurigkeit erfasste ihn, als entfernte Lucy sich immer weiter von ihm, und er wandte sich zurück, um nach Bennett Ausschau zu halten.
    »Hey, kommt mit!«, schrie plötzlich einer der Jungen und brach so den Zauber des Augenblicks. Er deutete mit seinem Plan in Richtung seines Kumpels und ein paar süßer Mädchen. »Zu dem Ort, wo sie das tote Mädchen gefunden haben, geht’s da lang!«
    Bennett kam um die Ecke und bedeutete James, den Vieren zu folgen.
    »Ist das hier, wo man das Skelett gefunden hat?«, fragte der Junge einen jungen Führer und deutete auf einen dunklen Sims oberhalb des Wegs.
    »Ja«, bestätigte der Führer matt. »Es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Indianermädchen, das vor über zweihundert Jahren hier in der Gegend gelebt hat. Vermutlich ist ihr Begräbnisplatz durch eine Senkgrube gefallen und landete hier unten.«
    »Das erzählt mein Papa aber ganz anders«, behauptete eins der Mädchen mit Nachdruck.
    »Was erzählt er denn, Dana?«, erkundigte sich der Junge, der die Gruppe anführte, interessiert.
    »Nun, Jacob«, begann sie, warf ihr Haar effektvoll über die Schulter und genoss ihre plötzliche Wichtigkeit. »Mein Vater ist Geschichtsprofessor an der JMU, und er hat alle diese Höhlen hier untersucht.« Sie machte eine Kunstpause, um sich der vollen Aufmerksamkeit ihres kleinen Publikums zu vergewissern. »Es war der Körper
einer Frau, aber keiner konnte sagen, ob es sich um eine Indianerin handelte. Ihre Knochen waren schon fast zerstört, als dieser Ort hier irgendwann um 1800 entdeckt wurde. Es waren vermutlich Touristen, die dann Teile ihres Skeletts gestohlen haben!« »Einer soll einen ganzen Beinknochen haben mitgehen lassen!«, fügte ein Schüler aufgeregt hinzu.
    Selbst der Führer lauschte gebannt.
    »Das ist ja unglaublich!«, rief Danas Zeichenpartnerin aus.
    »Meine Mama sagt, dass es in diesem Teil der Höhlen seit ihrer Kindheit spukt. Dieses Mädchen möchte nämlich seine Knochen zurückhaben, wisst ihr!«, endete sie theatralisch.
    Dem Führer blieb angesichts dieser Enthüllung der Mund offen stehen, und er wollte etwas erwidern. Ehe er jedoch Gelegenheit dazu bekam, packte Jacob Dana an den Schultern und rief: »Vielleicht ist sie ja jetzt in diesem Moment hier!« Dana kicherte verunsichert.
    »Jetzt reicht’s aber«, gab Bennett, unbeeindruckt von dieser Spukgeschichte, zurück. »Und vielleicht landet ja auch noch ein UFO hier unten. Jetzt geht schon, sucht euch eure Plätze und macht euch an die Arbeit.« Er sah

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