Chili Con Knarre
und seufzte dann enttäuscht. »Es gibt nichts in diesem Haus, was für McClellan interessant sein könnte.«
Murphy hatte Kontakt zu Sergeant McClellan aufgenommen. Sie hatte ihm von ihrer Vermutung berichtet, dass der Mörder Make-up und eine Perücke getragen hatte, und untermauerte ihre Theorie damit, dass der falsche Mr. Sneed womöglich über Theatererfahrung verfügte. Gemeinsam mit James hatte sie auf der Suche nach einer ähnlichen Kombination von Bart und Perücke jeden Kostümverleih im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern abgeklappert, doch ohne Ergebnis. Gleichzeitig suchte McClellan unter den örtlichen Theatergruppen nach Indizien, aber auch diese Spur blieb ergebnislos. Dann, zwei Wochen vor Weihnachten, wurde ein einheimischer Junge als vermisst gemeldet, und McClellans Priorität verlagerte seine Suche nach Gerechtigkeit für eine tote junge Frau auf die Suche nach dem Achtjährigen, da dieser noch am Leben war.
Am späten Nachmittag vom Heiligen Abend fand James die Scrabble Sammleredition bei Barnes & Noble in Harrisonburg und wickelte das Spiel sorgfältig in das Weihnachtspapier ein, das er gekauft hatte, um die Spendenaktion der Mittelschule zu unterstützen. Nachdem er noch eine Flasche Cakebread Cabernet Sauvignon von 2003 in rote und grüne Lagen Seidenpapier gewickelt hatte, packte James die Geschenke für Murphy zusammen und zog seinen Mantel an.
»Du brauchst dich mit dem Heimkommen nicht zu beeilen«, sagte Jackson anstelle eines Gute Nacht-Grußes. James fiel auf, dass sein Vater ein Button-down-Hemd und eine dazu passende Wollweste angezogen hatte. Eine alte Fliege zum Anstecken vollendete sein Erscheinungsbild.
»Hast du denn ein Geschenk für Milla?«, erkundigte sich James.
Jackson sah ihn finster an. »Ich hab was für sie gemacht, und mehr brauchst du auch nicht zu wissen. Jetzt geh schon. Ich will mir noch einen Schluck Cutty hinter die Binde gießen, bevor sie kommt. Um mir Mut zu machen.« In einer übertriebenen Geste des Erstaunens riss er die Augen auf. »Gütiger Gott, diese Frau kann reden!«
James lächelte, weil er sehr wohl wusste, dass sein Vater Millas Gesellschaft genoss und schon während der ganzen Woche begeistert mit voll beladenen Essenstabletts im Haus herumlief, wobei er eine grenzenlose Energie an den Tag gelegt hatte, als könnten ihm die Tage bis zu ihrem Wiedersehen nicht schnell genug vergehen. Seit Thanksgiving hatte Jackson außerdem viel Zeit in seinem Schuppen verbracht, und James fragte sich, ob er womöglich ein neues Sujet für seine Bilder gefunden hatte. Dabei dachte er an die Kunstbücher, die er für seinen Vater zu Weihnachten gekauft hatte, und überlegte, ob Jackson nicht doch mit Enttäuschung auf das riesengroße Van-Gogh-Buch oder den gewaltigen Wälzer voller farbiger Abbildungen von zahllosen Kunstwerken des zwanzigsten Jahrhunderts reagieren würde.
»Ich kann mir jetzt über so was keine Sorgen machen«,
murmelte James vor sich hin, als er zu der Weihnachtsfeier bei Murphy aufbrach.
Murphy bewohnte ein Apartment direkt über den Büroräumen von The Star . Sie hatte elektrische Kerzen in ihre zur Straßenseite zeigenden Fenster gestellt, und in jedem Fensterrahmen hingen leuchtende Kränze. Aus ihrer Wohnung drang weiches Licht, und als James über die Hintertreppe nach oben stieg, umwehten Bratendüfte seine Nase und hießen ihn willkommen.
An Murphys Apartmenttür hing ein altes Schlittenglöckchenset. James klopfte sanft an, und als sie die Tür öffnete, klingelten die Glöckchen fröhlich. Murphy trug einen langen Rollkragenpullover in gebrochenem Weiß, der sich um ihre schlanken Hüften schmiegte, dazu ein Paar schwarze Leggings. James musste lächeln, als er ihre Socken sah, die rotweiß gestreift waren und so gar nicht zu ihrem ansonsten auf Perfektion bedachten Erscheinungsbild passten.
Sie folgte mit ihren Augen seinem Blick. »Meine Fußböden sind so kalt«, sagte sie zur Erklärung und führte ihn dann in die Küche. »Ich dachte, ich mache eine Flasche Wein auf. Magst du lieber Weißen oder Roten?«
James reichte ihr das in Seidenpapier gewickelte Päckchen in seiner rechten Hand. »Wie wäre es mit diesem hier?«
»Ich mag es, wenn ein Mann Geschenke mitbringt«, grinste sie und riss das Papier ab. »Lecker! Ich kann es kaum erwarten, den zu kosten.« Sie reichte ihm einen Korkenzieher. »Kümmerst du dich darum? Ich muss mich um dieses Biest im Ofen kümmern.«
Während James den Wein entkorkte und
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