Chili Con Knarre
bestickt mit dem Logo des Sheriff’s Department . Lucys kastanienbraunes Haar leuchtete einen Moment lang auf, als sie unter dem Lichtkegel durchlief, wobei sie sich bemühte, mit Sullie Schritt zu halten. Plötzlich sah sie direkt in James’ Richtung, und obwohl ihr Laufschritt sich nicht veränderte, spiegelte ihr Gesicht doch eindeutig Schmerz wider.
In diesem Augenblick sprang die Ampel um, und James fuhr an ihr vorbei, doch der verletzte Blick ihrer blauen Augen verfolgte ihn auf dem ganzen Heimweg. Sah sie so elend aus, weil sie lief, oder quälte sie etwas Tieferes? James hätte sich gern gesagt, dass ihn dies nichts anginge, er sich um die Gefühle von Lucy Hanover keine Gedanken mehr zu machen bräuchte, aber er vermochte sich nicht zu täuschen. Sehr wahrscheinlich würde er sich immer um sie sorgen. Obwohl sie ihm weh getan hatte, wollte er sie dennoch glücklich wissen.
Im Lauf der vergangenen paar Wochen hatte James Murphy mehrmals gesehen, da sie gemeinsam versuchten
herauszufinden, wie Parker ihre Freizeit verbracht hatte. Abgesehen von Kino- und Restaurantbesuchen mit Colin, hatten sich Parker und Dwight in ihrer Freizeit für einige Tierheime engagiert. Murphy hatte von Kinsley die Erlaubnis erhalten, sich in Parkers Haus umzusehen, aber sie fand dort nichts Ungewöhnliches.
Alles in ihrem Heim war warm und einladend. Selbst im noch unbewohnten Zustand verströmte es mit seinen herumliegenden Büchern, Tierbildern, Fotos und den üblichen banalen Alltagsgegenständen Behaglichkeit. Es gab keine belastenden Videobänder, Drohbriefe oder auch nur den geringsten Hinweis auf herumschleichende Gewalttäter, die der jungen Frau nach dem Leben trachteten.
Es war nicht zu übersehen, dass Parker ihre Familie und ihre Patienten geliebt hatte. Im Raum verteilt waren fast genauso viele Fotos von Katzen, Hunden und Vögeln mit ihren Besitzern wie Bilder des Willis-Clans. Während James sich die Fotoalbenstapel ansah, ging Murphy Parkers Bankauszüge durch. Wieder fand sich weder Merkwürdiges noch Verdächtiges. Parker hatte den Beruf, den sie liebte, einen netten, gut aussehenden festen Freund, jede Menge Geld, und sie schien keinerlei Leichen im Keller zu haben.
James war beeindruckt von der künstlerischen Gestaltung der Notizbücher, die er fand. Beim Durchblättern des allerletzten Albums fiel ihm ein Foto mit der Bildunterschrift Gary und Kinsley auf dem Broadway ins Auge. Es zeigte Kinsley mit einem kleinen Mann an ihrer Seite. Der Mann hielt ein paar Theaterkarten in die Höhe und schaute mit einem Blick in die Kamera, der Zufriedenheit
ausstrahlte. Kinsley, die mindestens zehn Zentimeter größer war als ihr Freund, strahlte vor Aufregung. Hinter dem Paar verdeutlichte ein Plakat von Das Phantom der Oper , angestrahlt von einem Rahmen aus grellen Glühbirnen, welches Stück das Paar sehen würde.
»Hier ist Kinsleys Freund in New York.« James zeigte Murphy das Foto. »Es ist genauso, wie du nach deiner Rückkehr aus Kansas sagtest: Er ist nicht der Typ Mann, den man an Kinsleys Seite vermutet hätte.«
»Ja, außerdem ist er ziemlich klein«, fügte Murphy hinzu. »Und auf diesem Foto macht er einen sehr selbstgefälligen Eindruck. Auf der Beerdigung konnte ich ihn mir nicht genauer anschauen. Da waren ja alle so niedergedrückt.« Sie blätterte um. »Auf diesem Foto hier sieht er viel freundlicher aus.«
James schaute ihr über die Schulter auf einen Schnappschuss des vor dem Rockefeller Center Schlittschuh fahrenden Paares. Es sah so aus, als wäre Gary gerade erst hingefallen, denn er saß grinsend auf dem Eis. Hinter ihm krümmte Kinsley sich vor Lachen mit weit geöffnetem Mund. Ein weiteres Foto zeigte das Paar in Businesskleidung am Rand einer Marmorbank sitzend. Im Hintergrund stand auf einem großen Schild Solmes Investments . Garys Gesicht war leicht dem Schild zugewandt, und seine Augen wirkten verschlossen und unergründlich. Kinsley schien für die Kamera ganz automatisch zu lächeln, aber James fiel auf, dass die Oberkörper des Paares voneinander abgewandt waren.
»Das hier sieht nach dem Anfang vom Ende aus«, bemerkte James, »Colin und Parker sind die einzigen Turteltäubchen, die es noch in diesem Album gibt. Auf
diesem Foto hier veranstalten sie ein Hummeressen für die Freiwilligen der örtlichen Lebensmitteltafel«, fügte er hinzu und klappte dann das Album zu.
»Ich vermute mal, dass Gary eine dominierende Persönlichkeit gewesen ist«, meinte Murphy gehässig
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