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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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übertrieben freundlich, dass mich fröstelt. Dennoch bin ich von seiner plötzlichen Charme-Attacke ganz sprachlos.
    «Wollen wir nicht zusammen was essen und uns wieder vertragen, Schneckchen? Du hast doch bestimmt was vorbereitet.»
    Hab ich richtig gehört: Schneckchen? Er muss wirklich verzweifelt sein. Aber das selbstgefällige Blitzen in seinen Augen ist nicht zu übersehen. Sein Büßergetue ist also nichts anderes als eine leicht durchschaubare Ablenkung von seinem Betrug.
    «Italienisch!», erkläre ich und greife zum Telefon, um einen Pizzaservice anzurufen. Wenn er gedacht hat, ich zaubere ihm jetzt eine selbstgemachte Pasta, hat er sich geschnitten.
    «Was? Du weißt doch, dass ich kein Junkfood esse», beginnt er sofort wieder zu motzen.
    «Möchtest du nun etwas zu essen oder lieber gleich die Scheidung?», frage ich zornig. Ich fasse es nicht! Wie kann er nur so zur Tagesordnung zurückgehen?
    Konrad stutzt einen Moment, als habe er sich verhört. «Was redest du denn da? In unserer Familie gab es noch nie eine Scheidung.»
    Das ist mir nur zu gut bekannt! Eine weitere Meyersche Familientradition, auf die mich Alma schon auf unserer Verlobungsfeier hingewiesen hat. Aber wahrscheinlich hat auch meine Schwiegermutter genau wie ich eine Vereinbarung zur Gütertrennung unterschrieben. Heute weiß ich, wie clever die Meyers das handhaben. Denn um Unterhalt vor Gericht erstreiten zu können, braucht man Geld. Und als Hausfrauen verdient man in der Regel keines.
    Mit einem Callgirl-Job könnte sich das allerdings ändern, fällt mir in dem Moment ein.
    Ob Fremdgehen wohl auch zur Meyerschen Familientradition gehört? Um das zu erfahren, werde ich deutlich: «Ich will jetzt sofort wissen, wem dieser Schlüssel gehört! Aber komm mir nicht wieder mit faulen Ausreden», füge ich drohend hinzu.
    Wortlos erhebt sich Konrad, läuft in sein Büro und erscheint nach wenigen Minuten mit seinem Telefonregister in der Hand.
    «Hier, bitte schön.»
    In gewohnter Selbstgefälligkeit hält er mir eine aufgeschlagene Seite hin. Zu meinem Erstaunen ist als letzter Name auf der Seite tatsächlich ein gewisser Dr. Lent notiert.
    «Der Mann heißt Lent, mit einem t», erklärt er. «Nicht Lenz. Er ist Rechtsanwalt. Ruf ihn an und frag nach den Umbauten in seiner Wohnung, die ich betreut habe.»
    Ich glaube ihm kein einziges Wort. «Aber wieso hast du bestätigt, dass es sich um unseren Hausarzt handelt, als ich dich danach gefragt habe?», will ich wissen.
    «Hab ich nicht», blaffte er mich an. « Wahrscheinlich hast du wieder drei Dinge auf einmal erledigt, warst unkonzentriert und hast wie so oft nicht richtig zugehört.»
    Typisch Konrad. Natürlich ist es meine Schuld. Dennoch greife ich zum Telefon und wähle die Nummer von Dr. Lent. Zu meiner Überraschung meldet sich ein Anrufbeantworter, der die Bürozeiten der Kanzlei Lent bekannt gibt. Wortlos lege ich auf.
    «Leider habe ich keine Privatnummer», erklärt Konrad achselzuckend. Sein schiefes Grinsen wirkt unehrlich. Die ganze Sache stinkt! Wäre dieser Anwalt tatsächlich einer seiner Kunden, hätte mein Mann nicht nur dessen Privatnummer, sondern auch dessen Handynummer.
    «Kein Problem», antworte ich leichthin, notiere die Nummer auf einem Zettel und verkünde: «Ich versuche es Montag nochmal.»
    «Du glaubst mir also immer noch nicht?» Er klingt verunsichert.
    Gekonnt langsam drehe ich mich ihm zu. «Hängt ganz davon ab, ob dieser ominöse Dr. Lent deine seltsame Geschichte bestätigt.»
    «Du bezichtigst mich der Lüge?» Konrad kneift die Augen zusammen und wird, passend zu unserer Einrichtung, grau-weiß im Gesicht. Was dann folgt ist ein Wutanfall, der sich nur als cholerisch bezeichnen lässt.
    «Hast du etwa getrunken?», brüllt er mich an. «Das würde vielleicht erklären, warum du so wirres Zeug redest und es hier wie auf der Müllhalde aussieht. Aber es erklärt noch lange nicht, wieso du so seltsam aussiehst. Also, was soll die Maskerade?»
    Achselzuckend antworte ich: «Tut mir leid, wenn es dir nicht gefällt … Nein, eigentlich tut es mir überhaupt nicht leid. Denn ich wollte deine Aufmerksamkeit! Und das ist mir ja bestens gelungen, oder?»
    «Genug!», schreit er plötzlich. «Ich habe genug von dieser lächerlichen Farce. Ich werde jetzt ins Büro fahren. Zum Abendessen bin ich zurück. Bis dahin erwarte ich, dass du zur Besinnung gekommen bist und aus dieser Müllhalde wieder ein vorzeigbares Heim gemacht hast!» Mit großen

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