Chili und Schokolade
Fassung. Er wollte lediglich wissen, ob ich mir etwas Hübsches gekauft habe, und bot gönnerhaft an, das Haushaltsgeld zu verdoppeln.
Er glaubt anscheinend, Licht am Ende des Eheproblem-Tunnels zu sehen. Wenn er wüsste, dass es das Licht des direkt auf ihn zufahrenden Zuges ist, würde er sich vermutlich zum Staubsaugen herablassen. Obwohl wir dafür ja eigentlich Eulalia haben. Dank meiner Perle kann ich mich voll und ganz dem Kochbuch-Projekt widmen.
Heute steht wieder ein Termin mit Bertram an. Ohne Ulla, die ihren Henry trifft, der nur für einen Tag in der Stadt ist.
Meine Unsicherheit Bertram gegenüber habe ich mittlerweile überwunden. Wir unterhalten uns meist ganz ungezwungen übers Kochen. Er kocht ja genauso leidenschaftlich wie ich. Manchmal muss ich aufpassen, dass unsere Gespräche nicht zu persönlich werden, damit ich mich nicht unfreiwillig verrate. Aber inzwischen fiebere ich unseren Treffen regelrecht entgegen. Zugegeben, ich genieße auch die zufälligen Berührungen und die kleinen Wangenküsse, die wir bei Begrüßung und Abschied austauschen.
Nach dem Essen mit Bertram habe ich heute noch einen Termin bei Dr. Lent. Nüchtern betrachtet sind beides nur Geschäftstermine.
Bertram bekommt die endgültige Zutatenliste der letzten Rezepte und die Beschreibung ihrer aphrodisischen Wirkung. Damit ist meine offizielle Arbeit als Kochbuchautorin erst mal erledigt. Wenn ich mir vorstelle, dass wir uns zum vorerst letzten Mal sehen, spüre ich ein unangenehmes Kribbeln im Magen. Bertram ist ja nicht nur ein charmanter Mann, sondern auch ein Verleger, mit dem ich gerne weiterarbeiten würde. Die Arbeit am Kochbuch hat mir so unglaublich viel Spaß gemacht, dass ich schon eine Idee für ein nächstes Kochbuch habe. Davon werde ich ihm beim Essen erzählen.
Nicht weniger aufregend dürfte anschließend der Termin beim Anwalt verlaufen, für den ich etwas dezenter gekleidet sein sollte.
Ich entscheide mich daher für ein schmales Kleid in Pflaumenblau, dessen U-Boot-Ausschnitt die Schultern freilässt. In seiner Schlichtheit könnte es langweilig wirken, die gefährlich hohen Absätze meiner grauen Wildlederstiefel heben das aber auf. Die Farbe des Kleids belebt meinen Teint, und die auberginefarbene Wimperntusche lässt meine blauen Augen intensiv strahlen. Erst gestern hat Trixi die Farbe meiner Haare aufgefrischt und die Spitzen nachgeschnitten.
Noch ein paar Spritzer
Diorissimo
, den schicken Ledermantel drüber und los.
Das «L’Escargot» ist ein kleines Restaurant mit dem Ruf einer beständig guten Küche. Bertram schlug diesen Schnecken-Ort für unsere heutige Verabredung vor, nachdem ich ihm von meiner Schneckensammlung erzählt hatte. Aber ich kenne das Restaurant. Vor etwa zehn Jahren waren Konrad und ich oft mit Carla und Frank hier. Es ist immer gut besucht und unverändert im rustikalen Stil französischer Landgasthäuser eingerichtet: grob verputzte Wände, rot-weiß-blau karierte Tischdecken, Holzgriff-Bestecke und eine Wandtafel, auf der die Angebote des Tages nachzulesen sind.
Bertram erwartet mich bereits. Der Anblick meines attraktiven Verlegers elektrisiert mich jedes Mal aufs Neue. Heute trägt er einen hellen Anzug, der ihm etwas Seriöses verleiht.
«Tut mir leid», entschuldige ich mich für meine Verspätung. «Irgendwie konnte ich mich einfach nicht zwischen Rock und Hose entscheiden.»
Galant hilft er mir aus dem Mantel. «Es ist ein Privileg, auf die schönste Frau der Stadt warten zu dürfen.» Seit er bemerkt hat, wie schüchtern ich auf manche Komplimente reagiere, lässt er keine Gelegenheit ungenutzt.
«Hör auf, mir zu schmeicheln», protestiere ich.
«Ich sage nur die Wahrheit», erwidert er und bietet mir den Platz ihm gegenüber an.
Während der unzähligen Treffen in den letzten Wochen begann sich unsere berufliche Beziehung ganz langsam zu verändern. Solange es um das Kochbuch und die Rezepte geht, bin ich wortgewandt und selbstsicher. Wenn es aber um persönliche Dinge geht, verschlägt es mir schnell die Sprache.
Während Bertram beim Kellner einen leichten weißen Landwein und eine Flasche Mineralwasser bestellt, suche ich meine Unterlagen hervor und lege sie auf den Tisch.
«Lass uns erst das Geschäftliche erledigen», schlage ich vor. «Dann können wir uns aufs Essen konzentrieren.»
«Gute Idee», erwidert er, schiebt dann jedoch die Unterlagen einfach zur Seite und blickt mich herausfordernd an. «Erledigt!» Mit einem frechen
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