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Chili und Schokolade

Chili und Schokolade

Titel: Chili und Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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Ich brauche ein Auto, ein gemütliches Zuhause, zwei, drei niedliche Kinder und einen liebenden Mann, der mir jeden Abend sagt, dass er mich vermisst und sich ein Leben ohne mich nicht mehr vorstellen kann.»
    Ich nicke nur versonnen, als Bertram mit einem doppelten Espresso und einem Teller Schokolade erscheint, und erspare mir eine Antwort. Ja, diese Art von Familienidylle hatte ich früher auch vor Augen. Zwar nicht ganz so rosarot, aber alles in allem sah mein Traum ähnlich aus. Dass eine Hausfrau wie ein achtarmiger Krake funktionieren muss, war mir nicht klar. Das Geheimrezept für den Spagat zwischen Sexbombe, liebender Mutter und perfekter Gastgeberin habe ich jedenfalls nicht gefunden.
    «Balschóje», sagt Ulla, als Bertram Getränk und Teller auf den Tisch stellt. «Äh … ich meine, Danke, Onkelchen. Seit Tagen quatsche ich jetzt schon Russisch, trage nur noch rot, wie du sehen kannst, und träume sogar schon auf Russisch. Henry wird dann zu Iwan. Letzte Nacht haben Henry und ich in Moskau geheiratet, und statt eines weißen Kleides, mit Krönchen und Schleier, hatte ich eine monströse rote Tracht mit Stickereien an. Henry trug ein albernes Kosakenkostüm mit Pelzmütze und –»
    «Klingt doch lustig», unterbricht Bertram ihren Redeschwall.
    Ulla verdreht die Augen und rutscht mit ihrem Stuhl näher. «Ein Alptraum, kann ich euch sagen!»
    Sichtlich amüsiert begibt sich Bertram hinter seinen Schreibtisch an den Computer und dreht den Monitor zu uns herum. «Hier, ein erstes Layout von einem Schokokuchen. Das Foto stammt von Jörg Jensen, dem momentan besten Food-Fotografen der Branche», erklärt er.
    Die Doppelseite auf dem Monitor zeigt auf der linken Seite Blindtext und rechts ein ganzseitiges Foto, das ungeheuer beeindruckend auf mich wirkt. Auf einem zartgrün schimmernden Glasteller liegt ein kunstvoll mit Schokocreme verzierter Kuchen. Er sieht so verführerisch aus, dass man sofort in das herausgeschnittene Stück reinbeißen möchte. Aber am effektvollsten finde ich die kandierte weiße Rosenblüte darauf, die aussieht, als sei sie von Raureif überzogen. Das Licht macht aus dem überaus gelungenen Arrangement einen wahren Augenschmaus.
    «Ein Kunstwerk», urteile ich bewundernd.
    «Echt geil», findet Ulla.
    Zufrieden lächelnd stellt Bertram fest, dass wir uns dann ja einig wären und er die Termine bestätigen könne. «Jörg und sein Team sind schnell ausgebucht. Daher habe ich ihn und den Foodstylisten schon mal für die ersten zwei Dezemberwochen optioniert. Wir müssen nur noch die Anzahl der Rezepte festlegen, damit er den Arbeitsumfang bestimmen kann.» Er reicht mir ein Pasta-Kochbuch für Kinder. «Hier, Eve, das ist eines aus der Themen-Reihe, das sich vor zwei Jahren gut verkauft hat. Die Bücher umfassen jeweils einhundertzwanzig Seiten.»
    Staunend nehme ich das Buch entgegen. Auf dem Cover verspeist ein etwa dreijähriger Junge mit beiden Händen Spaghetti. Wie man an seinem saucenverschmierten Mund und dem breiten Grinsen sehen kann, sind die Nudeln köstlich, und man bekommt sofort Appetit auf eine Portion Pasta.
    Mon dieu!, so ein Buch könnte schon bald von Ulla und mir sein! Vor Aufregung fühle ich meinen Hals fleckig werden. Bis jetzt habe ich den Vertrag ja noch nicht unterschrieben, und somit ist alles noch theoretisch und könnte im letzten Moment abgeblasen werden. Aber nun gibt es einen Fotografen, einen realen Fototermin, eine bindende Verpflichtung.
    «Und der Jörg fotografiert dann, was wir kochen?» Ulla klingt begeistert.
    «Nein … nicht direkt», erklärt Bertram. «Für Fotos dieser Art braucht man keine tatsächlich gekochten Gerichte. Manches wird sogar im ungekochten oder rohen Zustand fotografiert beziehungsweise mit Hilfe ganz spezieller Tricks präpariert. Doch dafür ist Markus, der Foodstylist, zuständig. Im Grunde müsst ihr nicht einmal dabei sein. Aber die Autorinnen sind selbstverständlich als Zuschauer willkommen.»
    Ulla zieht eine Schnute. «Wir dürfen nicht kochen? Wo bleibt dann unser Spaß?»
    Mich erleichtert der Gedanke eher. Denn je weniger ich Bertram gegenüber als Eve auftreten muss, desto lieber ist es mir. Allein seine Gegenwart und die Art, wie er mich ansieht, lässt meine Nerven flattern. Ich befürchte ständig, dass er mein wahres Ich erkennt und meine Callgirl-Maske auffliegen könnte.
    Bertram sieht mich erwartungsvoll an. «Und, was meinst du, Eve?»
    «Äh …» Stotternd entschuldige ich mich für meine

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