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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
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Stagnation, Unordnung in den politischen Reihen …«
    »Nein!«, warf der Adjutant ein. »Un-ent-schlos-sen-heit der politischen Ent-schei-dungs-träger!«
    »Ja. Unentschlossenheit der politischen Entscheidungsträger.« Freitas nickte zustimmend. Der Referent war gut. Er hatte was drauf. »Diese Schwierigkeiten gilt es zu bewältigen, bevor …«
    Der Adjutant schlüpfte erneut in die Rolle des fragenden Journalisten: »Bevor was?!«
    Freitas zögerte. Der Adjutant wurde wieder Berater: »Sie dürfen nicht drohen! Wenn Sie sagen: ›Diese Schwierigkeiten müssen wir bewältigen,
bevor …
‹ und so weiter, dann fühlt sich der Hörer unter Druck gesetzt. Das ist, als würden Sie eine zweite Militärregierung heraufbeschwören. Das Gegenteil wollen wir. Wir wollen, dass die Leute uns brauchen. Sie brauchen unsere Fähigkeiten, und wir geben sie ihnen. Wir müssen überzeugen, Vertrauen wecken!«
    »Okay«, sagte Freitas, »wie lange arbeiten wir jetzt? Eineinhalb Stunden. Machen wir Schluss für heute! Wann ist die Pressekonferenz?«
    »Am Mittwoch«, sagte der Leutnant. Er erhob sich energisch. »Bis dahin sind wir fit.«
    Die Sekretärin brachte Kaffee. Freitas zwinkerte ihr zu. Der Referent hatte noch ein paar Dinge zu besprechen. Da war unter anderem dieser deutsche Detektiv, den sie in die Zelle gesteckt hatten. Das Ministerium hatte sich eingeschaltet, um Freitas zu mehr Kooperation mit den europäischen Behörden zu bewegen, aber das konnte warten, ordnete Freitas an. Wichtig war die Pressekonferenz. Man musste sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er schickte den Referenten hinaus und widmete sich seiner Sekretärin.

SMALL-TALK
    Seit Corelli in Rio war, hatte sein Sexualleben auf Sparflamme gekocht. Am Wochenende war der Bann gebrochen worden. Corelli war sichtlich erleichtert. Er hatte sich gut gelaunt zur Bäckerei aufgemacht, nun kehrte er ebenso gut gelaunt zurück. Er war munter, rasiert und nüchtern, als er im Aufzug auf Katz traf.
    »Na, Sportsfreund, wie läuft’s?«, fragte Katz.
    Corelli blickte steinern an die Aufzugswand.
    »Scheiß Kanacken, verstehen kein Wort!«, sagte der deutsche Geheimagent in freundlichem Tonfall und lächelte. »Keine Ahnung von Dienstleistung im Tourismusgewerbe. He!«
    Corelli ließ sich nichts anmerken. Der Aufzug brauchte eine Ewigkeit.
    Katz klopfte Corelli auf die Schulter. »He!«
    Corelli wandte sich ihm zu. Katz gestikulierte aufdringlich. Er wies mit beiden Zeigefingern auf sich und sagte: »Deutschland!«
    Corelli nickte schockiert. Der Aufzug hielt. Corelli stieg aus. Die Kabine fuhr weiter. Die Scheibe in der Tür zum Schacht verdunkelte sich. Corelli blickte ins Sicherheitsglas. Sein Spiegelbild erschien, das Gesicht eines x-beliebigen Mannes. Er hätte ein Brasilianer sein können.

LUIS AM BODEN
    Die Cessna stand irgendwo auf einer Viehwiese im Sertão, keine zwei Flugstunden von der Küste entfernt. Luis kotzte. Sein Flugversuch war gründlich schiefgegangen. Wenn Felipe nicht eingegriffen hätte, wären sie abgeschmiert. Eine blöde Temperaturleuchte, die er nicht beachtet hatte. Niemand hatte ihm gesagt, dass man beim Fliegen die Öltemperatur beachten muss und den ganzen anderen Scheiß. Die Techniker bei Cessna konnten nicht viel draufhaben, wenn man dann hinterher doch alles selber machen musste. In seinem Kopf drehte sich alles. Öldruckkontrolllampen, Drehzahl-, Sprit-, Temperaturanzeigen, Neigungsmesser, Höhenskalen tanzten vor seinen Augen.
    Luis fühlte sich buchstäblich am Boden zerstört. Klar, sie hatten ’ne Menge Probleme. Die Kiste war randvoll mit Koks. Stoff, auf den Rebeiro vergeblich gewartet hatte. Nicht auszudenken, was dem einfiel, wenn ihm an die Karre gepisst wurde. Rebeiro konnte jähzornig sein. Aber das war es nicht. Vor den Bullen hatten sie auch keine Angst. Solange sie am Boden waren, waren sie sicher. Es gab keinen Funkkontakt. Sie waren auf sich selbst gestellt. Felipe würde das hinkriegen.
    Das Schlimme war: Er hatte die Kontrolle verloren. Als die Kiste abschmierte, hatte er sich in die Hose gemacht, buchstäblich. Er hatte wie ein kleines Kind in seine eigene Hose geschifft. Tränen waren aus seinen Augen gequollen. Für einen Moment hatte er sich eingestanden, dass er ein Versager war, ein vollständiger Versager.
    Jetzt war es raus. Bisher hatte er sich immer belogen. Jetzt sah er als jemand, der sich in die Hosen machte, wenn es brenzlig wurde, als ein Opfer, ein
Cabron
, jemand, auf den man sich nicht

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