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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
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fragt, was dieser Unfug bedeutet.«
    »Was ist das für ein Blödmann? Ich frage ihn, was dieser Unfug bedeutet, und er antwortet mir, was bedeutet dieser Unfug? «
    »Ja, offenbar«, gab der Dolmetscher zu.
    Freitas ging um seinen Schreibtisch herum, postierte sich hinter dem Chefsessel mit beiden Händen auf der Rückenlehne und ließ einige ruhige Sekunden verstreichen. Dann entschied er: »Sie bleiben im Hotel, bis ich mit dem Ministerium gesprochen habe!«

ET CETERA PP
    Diesmal ließen sie Perto rein. Er durfte außerdem auf dem Besucherparkplatz parken. Die Militärpolizei tat wirklich alles, um Walter Katz loszuwerden.
    Der deutsche Superagent saß in Pessoas Dienstzimmer, einem kleinen Raum mit einem reizenden Blick hinaus in einen zwei mal zwei Meter breiten und sechs Stockwerke tiefen Lichtschacht. Die Tür zum Vorraum war offen. Dort herrschte Betriebsamkeit. Katz verstand nichts von dem, was da draußen vor sich ging, aber ihm wurde zum ersten Mal seit seiner Ankunft bewusst, dass er sich in einem zivilisierten Land wie jedem anderen befand, mit einer gewissen Ordnung und einer hart arbeitenden Polizei, und nicht in einer Bananenrepublik. Wahrscheinlich war das der Grund, warum Pessoa die Tür hatte offen stehen lassen.
    Als Perto eintraf, fiel Katz ein Stein vom Herzen. Sein Kopfschmerz hatte mittlerweile die Schwelle der Erträglichkeit überschritten. Katz wollte nichts als nach Hause fahren und in sein Bett fallen.
    Perto fummelte mit einem Lineal unter seinen Fingernägeln herum, während er sich mit Pessoa unterhielt. Sie gingen drei Schritte, blieben während des Redens stehen, gingen dann wieder zwei Schritte, blieben wieder stehen. Für die paar Meter zwischen den Schreibtischreihen hindurch hätten sie bis zum nächsten Morgen gebraucht, wenn Katz nicht nach seinem örtlichen Subunternehmer gerufen hätte. Perto aber gab ihm ein Handzeichen, damit er sich noch etwas geduldete.
    »Und woher wissen Sie so genau, dass es sich um eine deutsche Kugel handelt?«, fragte er Pessoa.
    »Sie werden es nicht glauben! Das stand drauf.«
    »So wie man ihn getroffen hat, ist doch sicher eine Menge Blut geflossen, oder?«
    »Wir rechnen mit drei, vielleicht vier Litern. Das ist eine ganze Menge, wenn man es auf dem Küchenboden ausschüttet, aber mit etwas Wasser und Seife kriegt man das schnell weg.«
    »Und wo haben die ihn erledigt?«
    »Irgendwo im Nachbarhaus. Sie haben ihn dann in der Nacht vom Dach geworfen. Als die Leiche runterkrachte, fiel in einigen Wohnungen der Fernsehempfang aus. Am nächsten Morgen konnten die Hausfrauen ihre Telenovelas nicht sehen. Sie ließen dem
Porteiro
keine Ruhe, bis er aufs Dach ging, um sich die Sache anzuschauen, und da fand er den Toten.«
    »Man muss also das ganze Nachbarhaus absuchen und jedes Apartment durchchecken?«
    Jetzt erreichten sie Katz.
    »Nein«, sagte Pessoa, »der
Porteiro
kannte den Mann. Er hieß Santa Cruz. Wir hatten ihn noch vor ein paar Tagen hier. Sie nannten ihn auch Borboleta wegen dem tätowierten Schmetterling auf seiner Schulter. Der Mann steckte tief im Sumpf. Wir glauben, dass er ein halbes Dutzend Leute umgelegt hat. War’n Arschloch. Wer den umgebracht hat, der hat sich das vorher genau überlegt. Sie haben ihm erst die Eier weggeblasen und dann haben sie ihn erschossen. Wir gehen die leeren Apartments durch. Wahrscheinlich hat man ihn entführt, in einem leerstehenden Apartment ausgequetscht und schließlich umgebracht. Im übrigen …«, begann er und Perto musste ihn zum Fortfahren überreden, »… können wir in der Angelegenheit eine Untersuchung starten mit Befragungen und Haussuchungen und allem Drum und Dran, und in zwei Tagen haben wir die Presse auf dem Hals und die Lobby der Tourismusindustrie und der Bürgermeister ruft an, um sich zu erkundigen, was wir uns dabei denken, einen solchen Wirbel um einen toten Kriminellen zu veranstalten, er wird uns darauf hinweisen, dass Kinder in den
Favelas
an Hunger und schlechten Kanälen sterben werden, weil wir mitten im Karneval unsere Devisenbringer vergraulen, und so weiter und so weiter - oder wir tun einfach gar nichts und es kommt dasselbe dabei heraus.«
    »Und warum habt ihr dann den Deutschen herzitiert?«
    »Wegen der Waffe. Es war immerhin eine Möglichkeit, dass er beteiligt war. Hier im Haus hat, ehrlich gesagt, noch keiner so recht kapiert, was der eigentlich hier will.«
    »Das habe ich auch noch nicht«, gab Perto zu.

DIE VIER
    Tonho, Ninho, Negão und Prão

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