Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
Vom Netzwerk:
begannen da, wo Borboleta aufgehört hatte. Um sechs Uhr stellten sie ihren Wagen in der Princesa Isabel ab. Tonho kaufte eine Zeitung. Alle wussten, dass er nicht lesen konnte. Sie hielten das Maul. Er war empfindlich, was seine Bildung anging. Der Abend konnte lang werden oder kurz. Das wusste man nicht. Sie hatten nichts Besseres zu tun, also vertrieben sie sich die Zeit. Ninho hatte ein neues Computerspiel. Er konnte was auf dem Gebiet. Bis zum Abend wollte er durch alle Level, natürlich ohne ein Leben zu verlieren.
    Es herrschte immer noch eine Bullenhitze in Copacabana. Negão und Prão versuchten zu schlafen. Sie nahmen die Dinge immer, wie sie gerade kamen. Tonho wusste Bescheid. Das reichte. Tonho wusste immer Bescheid. Er wusste alles, außer wie man seinen Namen schrieb.
    Die vier suchten nach Rebeiro. Freitas suchte Rebeiro, Forçalobo suchte Rebeiro, alle suchten Rebeiro. Rebeiro suchte Borboleta. Diesen hatte die Feuerwehr am Vormittag von einem der Dächer gekratzt.
    Die Temperatur im Auto kroch an die vierzig Grad heran. Es geschah nichts. Sie hatten Zeit. Rebeiro würde kommen oder die Nutten. Hatten sie die Nutten, hatten sie Rebeiro.
    Um acht öffnete die Diskothek. Der Wagen stand direkt vor dem Eingang. Die Betreiber wollten, dass der Platz für Gäste freiblieb. Ein Typ kam heraus, um Tonho mitzuteilen, dass er wegfahren müsse. Es war eine ziemliche Granate von einem Mann. Aus seiner Nackenmuskulatur hätte man Schinken schneiden können. Tonho hörte ihm zu. Er sagte nichts, schaute nur zum Fenster hinaus, irgendwohin. Der Mann aus der Diskothek lehnte sich näher an das Seitenfenster. Er glaubte, Tonho hätte ihn nicht verstanden. Als er die Karosserie anfasste, bewegte Tonho seinen Kopf. Er drehte ihn nur ganz wenig. Sein Gesicht zeugte von dem geballten Unglauben, der ihn überkam, wenn jemand den Mut hatte, sein Auto anzufassen. Der Dicke kapierte sofort. Ab jetzt hatten sie Ruhe.
    Die Straßen wurden voll. Das Publikum wechselte. Die Kinder und Jugendlichen, die Schuhputzer, die Strandhasen verschwanden. Teens in immer gewagteren Kleidern trieben sich auf dem Gehsteig herum. Später kamen die Transen. Noch später wurden die Kleidungsstücke knapp. Die ersten blanken Titten erschienen gegen Mitternacht in Straßencafé. Touristen kamen aus dem Hotel Meridien, direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite, und verschwanden in den Diskotheken auf dieser Seite. Türsteher in gebügelten Anzügen mit Krawatte und schwarzen Schuhen öffneten jedem die Tür, der nach Geld aussah.
    Es war zehn, als Tonho das Auto startete. Gleichzeitig knuffte er Ninho in die Seite. Der sprang sofort behände auf die Straße. Tonho hatte die Nutte gesehen. Sie war in der kleinen Passage unter dem Apartmenthotel neben der Diskothek. Aber sie ging in die entgegengesetzte Richtung. Die Passage war vergittert. Sie mussten um den Block herum, bevor sie das andere Tor erreichte, sonst hatten sie umsonst gewartet. Ninho lief zur Ecke Nossa Signora, während Tonho auf die Avenida zusteuerte. An der Ecke musste er sich durchhupen, denn die Straße war von Maskierten bevölkert. Er beeilte sich, um die nächste Ecke zu kommen, und landete in einer Einbahnstraße. Die Gasse war voll von Menschen. Tonho kam nicht durch. Er sah die Nutte von fern. Ninho war nicht an ihr dran. Negão sollte raus. Er schaffte es nicht. Zu viele Menschen drängelten sich um den Wagen. Währenddessen verschwand die Frau. Jetzt tauchte Ninho auf. Tonho machte ihm Zeichen. Ninho schoss davon wie ein Bluthund. Tonho setzte weit zurück. Einige Besoffene auf der Avenida hatten Schwierigkeiten ihm auszuweichen. Dann gab es einen derben Schlag und der Wagen stand auf dem gepflasterten Mittelstreifen zwischen Verkaufszelten für Bikinis und Schmuck und einer Palmengruppe. Der hintere rechte Reifen hatte den Bordstein nicht überlebt. Er schlabberte um die verbeulte Felge. Tonho war als erster draußen. Die Zwillinge folgten ihm durch den Verkehr. Sie suchten etwa eine Stunde lang die Gegend ab. Es war vergebens. Sie hatten sie verloren.

UMZUG
    In Copacabana tobte der Karneval. Die Atlântica war auf zwei Kilometern vom Fort bis zur Prado Junior gesperrt. Tanzende zogen in Gruppen zum Pulsschlag der Sambarhythmen auf und ab. Vier Verrückte versuchten, mit ihrem Auto gegen die Einbahnstraße zu fahren und fuhren sich dann wenig später rückwärts mit geplatzten Reifen auf der Verkehrsinsel fest. Zwischen den Tischreihe des Mab’s drängelten sich

Weitere Kostenlose Bücher