Chill Bill (German Edition)
Katz. »Ihr seid nur hinter dem Mond und wollt es nicht zugeben.«
Perto tat es augenblicklich leid, mit Katz über private Dinge geschwatzt zu haben. Er atmete tief durch und begann von neuem. »Wegen der Kreditkarten: Es gibt nur eine Bank, die Kreditkarten und Travellerschecks aus Europa bearbeitet. Das ist die
Banco do Brasil
. Sie haben drei Filialen in Copacabana, aber nur zwei mit Touristenservice. Und ich kenne da eine süße Maus, na ja, wenn sie wieder aufmachen, kriegen wir eine komplette Liste, wenn Sie sie noch brauchen.«
»Gute Arbeit, immer her damit!«
»Ich muss Sie bitten, niemand etwas davon zu sagen, sonst fliegt die Kleine.«
»Was ist mit den Zeitungsständen?«
»Es gibt einen zentrale Verteiler für Zeitungen und Zeitschriften. Die beliefern sämtliche Zeitungskioske. Ich habe mich herumgehört und festgestellt, dass in Copacabana keine deutschen Zeitungen verkauft werden. Nur die Luxushotels beliefern sie mit deutschen Zeitungen, das Meridien, das Rio, Copa, Othon, Leme Palace. Wenn jemand auf der Straße eine deutsche Zeitung kaufen will, muss er zum Flughafen.«
»Und die Waffengeschäfte?«
»Nichts. 7,62 ist bei uns .308 Winchester, militärische Munition. Man kann sie nicht frei kaufen. Die Patronen kriegt man zwar, wenn man die richtigen Adressen weiß, aber über die Theke geht nichts.«
Perto fand einen Parkplatz in der Prado Junior. Die Straße glich einem Tanzsaal. Der Eingang zum Ibiza stand weit offen und das große Fenster zur Straße hatten sie rausgenommen. Der Laden war brechend voll. Hauptsächlich Touristen und Nutten beteiligten sich an dem bizarren Treiben. Unten an der Atlântica sah man mehr Transvestiten. Fünfhundert Meter weiter rechts wälzte sich der Karnevalszug durch die Avenida. Niemand von den Leuten wusste, dass auf dem Dach oberhalb des Ibiza am Morgen eine Leiche gelegen hatte. Das Apartmenthotel stand wie ein hohler, langer Zahn daneben. In diesem Block waren nur zwei Häuser höher als sechs Etagen, das Hotel und das Mietwohnungsgebäude an der Ecke zur Atlântica, in dessen Parterre sich das Mab’s befand.
»Ich habe mich ein bisschen herumgehört«, erzählte Perto, »es gibt da ein paar Dinge, die Sie interessieren werden.«
»Dann schießen Sie mal los!«
»Sehen Sie den Türsteher hinten am anderen Eingang?«
Katz kannte ihn. »Das ist der Typ, der mich abends reinlässt.«
»Um zehn werden hier nachts die Gitter versperrt und es kommt niemand mehr hinein, der nicht nach Tourist aussieht, mit Ausnahme der Mädels natürlich, die kommen überall rein.«
»Was wollen Sie mir erzählen?«
»Ich kenne den Mann. Er heißt Daniel. Die Touristen glauben, er wär ’ne Flasche, weil er da sitzt und Comics liest. Ist er aber nicht. Er sammelt tagsüber leere Aludosen, schlägt sich die Nächte im Hotel um die Ohren und hilft ab und zu in der einen oder anderen Kneipe aus. Auf die Art hat er sich ein eigenes Apartment zusammengespart, das er im Karneval vermietet. Schlafen tut er auf seinem Stuhl unten im Durchgang, in seinem Job als
Porteiro
. Zwei Schaben mit einem Latschen. Mittlerweile ist er Kleinunternehmer und in ein paar Jahren braucht er da nicht mehr zu sitzen. Der Alte ist clever und außerdem, das ist der springende Punkt, außerdem hat er ein Gedächtnis wie ein Elefant.«
»Ich fühle mich nicht besonders. Kommen Sie zum Punkt!« Katz hatte es nur ein paar Schritte bis nach Hause und die Kopfschmerzen brachten ihn um.
»In der Nacht von Sonntag auf Montag hat Daniel zwei Mädels reingelassen, Patrícia und Carla. Das ist nichts Besonderes. Die kommen in jeder Nacht vorbei und drehen ihre Runde. Sie bringen den Abend im
Help
zu, das ist eine Mammutdiskothek an der Atlântica ganz unten in der Nähe vom Fort beim Othon Palace, und anschließend, wenn sie in Stimmung sind, machen sie ihre Runde zum Geldverdienen. Sie kreuzen bei jedem Touristen auf, von dem sie glauben, dass er eine Nummer machen will, manchmal ein ganzes Dutzend pro Nacht. Wenn einer zugreift, bleiben sie im Apartment. Sonst ziehen sie weiter. In dieser Nacht also ist ihnen jemand gefolgt. Er wollte hinter ihnen her, aber kam nicht rein.«
»Ja und?«
»Es war Santa Cruz, der Mann vom Dach.«
»Das ist mir doch so was von egal! Was da passiert ist, hat mit meinem Job überhaupt gar nichts zu tun. Da soll sich die Polizei drum kümmern! Santa Cruz ist nicht unser Mann.«
Katz wollte aussteigen.
»Warten Sie mal!« Perto hielt ihn zurück. »Sehen Sie den Mann,
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