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Chill Bill (German Edition)

Chill Bill (German Edition)

Titel: Chill Bill (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger M. Fiedler
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Strand wollte er sein inneres Gleichgewicht wiederherstellen. Beim Schuhebinden hielt er inne. Die Redakteurin berichtete zunächst von der Explosion eines mit Gasflaschen beladenen Lkws der
Petrobras
bei Três Lagoas. Der Landwirtschaftsminister gab eine Erklärung ab.
    Ein Gewerkschafts- oder Verbandsvertreter einer der Polizeien beklagte sich über die schlechte Ausrüstung der Polizei. Es erschien ein Bild von den Waffenarsenalen der
Traficantes
, ein ganzer Tisch voll dicker Wummen.
    Eine Sprecherin kommentierte die Verbrechensstatistik der Karnevalstage und kam zu dem Schluss, es habe mehr Verkehrsprobleme gegeben als Kapitaldelikte.
    Borboleta gönnten sie ganze drei Sätze:
    »Am Wochenende fand die Polizei auf einem Hochhausdach in Copacabana den Leichnam des siebenunddreißigjährigen Batista Santa Cruz auf. Santa Cruz wurde erschossen. Die Polizei sprach am Nachmittag von einer Bestrafungsaktion durch Mitglieder des organisierten Verbrechens.«
    Vom Fort bis zur Prado Junior sind es ziemlich genau zweieinhalb Kilometer. Die Stadt hat vor einigen Jahren einen Radweg am Strand angelegt mit zwei Spuren und einem schmalen Pflasterstreifen zur Atlântica, damit die Autofahrer nicht auf die Idee kommen den Radweg zuzuparken. Den anschließenden Gehweg hat man mit jenem berühmten Schlangenmuster gepflastert, das mittlerweile auf jeder zweiten Postkarte von Copacabana abgebildet ist. Den Radweg haben gleich nach Fertigstellung die Jogger und später die Inlineskater für sich entdeckt, worauf die Stadt alle zweihundert Meter Markierungen anbrachte, damit die Läufer ihre Leistungen besser einschätzen können. Vincent orientierte sich daran. Er schaffte es nicht ganz bis zum Fort und zurück, eine Strecke von knapp vier Kilometern. Als er in den Schritt überging, blieb ihm der Atem weg. Er hatte fast vierzig Minuten für den Weg gebraucht. Seine Füße hatten sich noch nicht an die neuen Schuhe gewöhnt.
    Der
Côco
-Mann erkannte ihn, denn Vincent war jeden Tag mit Ausnahme des einen dort gewesen. Er machte Vincent einen Daumen, was soviel hieß wie ›gute Leistung‹, und Vincent machte ihm einen Daumen zurück, was dann etwa soviel hieß wie ›Danke‹. Ein Hubschrauber kreiste in niedriger Höhe über dem Meer.
    »
Que droga!
«, sagte Vincent. »
Cale a boca! Sta falando comigo? É isso mesmo
!
«
    »Verflucht! Halt’s Maul! Hast du es mit mir? Genau so ist es!«, wiederholte der
Côco
-Mann. »Es gab mal Zeiten, wo die Touristen ›Guten Tag‹ und ›Danke, sehr freundlich!‹ gelernt haben.«
    »Mach mir einen!«, sagte Vincent und fischte die abgezählten Geldstücke aus der Tasche.
    »Und wie läuft’s?«, fragte der
Côco
-Mann.
    »Die Frauen hassen mich und die
Cachaça
wirkt nicht richtig«, antwortete Vincent.
    »Mach’s wie ich,
Gringo
, gewöhn dir beides ab!«
    »Außerdem habe ich einen erschossen«, fügte Vincent hinzu und Côco-Chanel lächelte gnädig.
Brasileiro
lernt sich eben nicht so schnell.

ZUGRIFF
    »Nicht zu fassen!«, staunte Perto und Katz versuchte, seinem Blicken zu folgen. »Das ist er!«
    Auf der anderen Seite der Atlântica wimmelte es von Leuten. Katz sah nicht, was Perto sah. Jemand schubste ihn von hinten. Militärpolizei, wohin man blickte. Was man auch tat, man stand im Weg. Von zwei Seiten umstellten sie das Hochhaus, nicht ohne »Übung! Übung!« zu brüllen. An Passanten wurden Handzettel verteilt, die auf die Notwendigkeit von Brandschutzübungen hinwiesen. Lesen konnte sie kaum einer. Die Mehrzahl waren Touristen, Einheimische jedenfalls nicht. Aber nur so ließ sich ein böser Eklat umschiffen.
    »Da ist das Schwein!«, hauchte Perto fassungslos und wies auf eine gepanzerte Chrysler-Limousine, aber Katz sah nur einen alten Mann mit indianischen Gesichtszügen.
    »Wo?«, fragte Katz und merkte erst dann, dass Perto nicht mehr da war. Eine Weile gaffte er dahin, wo das Auto mit dem Indianer gestanden hatte, dann gaffte er dahin, wohin alle anderen gafften. Das Hochhaus hinauf, in dem die Militärs verschwanden.
    Perto erwischte Forçalobo auf der Avenida Presidente Vargas. Dort herrschte am Abend so starker Verkehr, dass die Autos nur langsam vorwärts kamen. Perto musste ein wenig drängeln, aber in Höhe der Uruguaia war er an Forçalobos Wagen dran. Er verfolgte ihn am Candelaria vorbei zur Bucht runter, wo die Vargas in einem Rechtsbogen in die Kubitscheck überging, am Schiffsmuseum und Historischen vorbei in die Justo. Sie fuhren nach Santos Dumont, wo

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