Chill Bill (German Edition)
ist Rebeiro?«
»Zu Hause, glaube ich.«
»Zu Hause? Na herrlich! Da rufen wir doch mal an und fragen ihn, wie es denn
zu Hause
so ist. Verdammt! Du glaubst, du kannst mich verarschen! In Mato Grosso ist der Hund. Versucht sich zu verstecken. Der meint, er könnte mir in die Suppe spucken. Wenn ihr mir die Schlinge um den Hals legt, dann scheiße ich euch so zu, dass ihr euch in die Steinzeit zurückwünscht, klar?«
De Las Freitas war nichts mehr klar. Er hatte nur noch einen großen Berg Schaum im Kopf.
»Ob das klar ist? Mit dem Kopf werden Sie ja wohl noch nicken können, Soldat, in welcher verdammten Einheit hat man Ihnen eigentlich das Patent gegeben? Kein Wunder, dass die Streitkräfte am Ende sind, Mann, reißen Sie sich bloß zusammen!«
»Ja, jawohl, ja«, stammelte Freitas.
Forçalobo fiel übergangslos vom Kasernenhofton zur Zimmerlautstärke zurück: »Alle meine Schritte werden von euch überwacht. Und wenn du es nicht bist, dann kann ich nur sagen, hast du ein gewaltiges Kompetenzproblem in deinem Dreckhaufen hier.«
»Oich!«, machte Freitas.
Forçalobo ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.
»Siehst du das?« Forçalobo griff sich in den Krawattenknoten und entblößte seinen Hals. Glatt, rötlich, unbehaart. Freitas sah nichts.
»Siehst du die Schlinge?«
»Schlinge?«
Forçalobo knallte seine Pranken auf Freitas’ Schreibtisch und unterbrach damit die Demonstration, während der Angesprochene noch nach dem Hals schielte wie der Zahnarzt in einen Mund voller fehlender Zähne. In Forçalobos Rechter klemmte neben dem verschwitzten Taschentuch eine Zeitung mit dem Leitartikel vom Rauschgiftfund im Tanklastzug.
»Jemand versucht mir einen Strick zu drehen. Jemand kauft meine Leute …« Bei jedem Anlauf wurde sein ›Jemand‹ lauter und sein Blick härter. »… jemand hetzt mir die PF und die DEA an die Fersen. Ihr wollt mich fertigmachen.«
»PF?«, staunte Freitas. »DEA?«
Der Blick des Admirals leerte sich, als flösse im Inneren des alten Schädels das Wasser ab. Das Ausmaß von De Las Freitas’ Unwissenheit verblüffte ihn.
»Nein!«, sagte er.
HAUSBESUCHE
»Es ist nicht besonders sauber bei mir«, erklärte Perto, als er mit Katz vor seiner Wohnungstür stand. Das Knacken im Schloss war irgendwie anders und die Luft gefiel ihm auch nicht. Drinnen war es dann tatsächlich nicht besonders sauber. Jemand hatte ein paar Sachen auf dem Boden verstreut und das eine oder andere Möbel in Stücke gehauen. Als er das sah, hatte Perto ein Messer an der Kehle und außerdem war da noch ein Gast, der sich schon morgens an seinem Bier vergriff. Vom Gang her tauchte eine gewichtige Gestalt auf und drängte sich in Pertos Wohnung, als wartete hinter der Wohnungstür der letzte Aufzug. Mit schlechtem Gewissen umklammerte Perto den Endlosstapel, den er gerade von der Bank geholt hatte, etwa drei Kilo Barabhebungen auf der Suche nach deutschen Terroristen. Der Mann mit dem Bier musterte skeptisch den Stapel.
»Für wen arbeitest du?«
Perto verdrehte seine Augen in Richtung Katz, denn er befürchtete, Katz könnte zu seiner Waffe greifen. Wenn jemand zu seiner Waffe griff, war es prinzipiell immer der falsche Moment. Das immerhin schien auch Katz zu wissen.
»Ich arbeite für Deutschland«, sagte Perto.
»Ja, das ist wirklich komisch, Mann. Er arbeitet für Deutschland. Wirklich komisch.«
»Nein, nein, das stimmt. Der Typ hinter mir. Das ist Deutschland. Ich arbeite für ihn.«
Das Messer machte sich bemerkbar und Pertos Hals streckte sich wie der eines Truthahns beim Wassertrinken.
»Du bist von der Bundespolizei!«
»Nein, ich …«
»Klappe! Halt die Klappe! Halt die Klappe! Halt die Klappe!«, brüllte Tonho wie eine kaputte Schallplatte.
Perto hielt die Klappe.
»Sie laden euch zu Pressekonferenzen ein. Du bist von der PF.«
Perto blickte zur Uhr. Er selbst hatte von der Einladung gerade mal zwei Stunden Kenntnis. Die Jungs waren also gut informiert.
Tonho stand auf und ging durch den Raum. Er machte sich den Spaß, nach den Dingen zu treten, die auf dem Fußboden verstreut waren. Papiere, Fotos, Bücher, Gläser. Selbst einige Küchengeräte sah Perto dort liegen.
»Was für einen Deal habt ihr mit Rebeiro gemacht?« Tonho stellte sich so nahe vor Perto, dass der Geruch seiner Pomade in Pertos Nase stach. »Wir wissen, dass du seine Nutte versteckt hast!«
Perto nutzte seine Chance und schlug mit dem Papierstoß unter das Messer. Gleichzeitig zog er den Kopf so weit zurück,
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