Chill Bill (German Edition)
Stück Polizeiarbeit, meine Herren!«, erklärte Freitas der Presse und holte mit beiden Armen zu einer weiten Geste aus. Auf dem Tisch vor ihm lag eine Anzahl Waffen, die selbst einige der anwesenden Polizeivertreter erschreckte. Ganz links zwei Pumpguns, eine davon mit abgesägter Griffstütze, dann kam ein deutsches Heckler & Koch mit improvisiertem Granatwerfer, eine AK-47 aus einheimischer und eine aus chinesischer Produktion, vier amerikanische M-16, eins davon ohne Magazin aber mit Granatwerfer, zwei mit langem und eins mit Radiusmagazin, darunter eine Schnellfeuerwaffe mit Magazintrommel Marke Al Capone, vier Uzis in allen möglichen Bauarten, eine Desert Eagle in unmöglich zu schätzendem Kaliber und eine stattliche Anzahl versilberter Colts.
»Vielleicht bekommen Sie jetzt einen Eindruck von den Problemen, mit denen Ihre Polizei dort draußen konfrontiert ist. Und bedenken Sie: Die meisten meiner Leute sind treusorgende Familienväter!«
Sein Adjutant blickte bewundernd zu ihm auf und im Hintergrund sah man einigen Gesichtern an, dass ihre Gedanken jetzt tatsächlich zu Frau und Kind wanderten. Einige der Leute hatten eine Scheißangst, wenn sie auf den Tisch mit den Waffen blickten. Und Freitas hielt in seiner Rede so lange inne, bis die Fotografen diese Angst auf ihrem Film hatten.
»Meine Herren, ich denke, die Gelegenheit ist gekommen, um all den Männern und Frauen, die in ihrem täglichen, unermüdlichen Einsatz für unsere Sicherheit da draußen ihre eigene Sicherheit opfern, unser ehrliches Dankeschön auszusprechen.
Vor ein paar Tagen haben wir Berichte in der Zeitung gelesen, die uns natürlich alle traurig machen.
Aber die Männer und Frauen, die dort draußen für mich und für Sie alle und nicht zuletzt für eine stabile Gerechtigkeit kämpfen, sind natürlicherweise schwer enttäuscht, wenn ewig nur über irgendwelche Ausrutscher von einzelnen Polizisten berichtet wird, nie aber über die großartige Arbeit, die sie dort unten täglich leisten. Mein herzliches Dankeschön für Ihren Einsatz! – Bevor ich zum Ende des diesjährigen Karneval die Bilanz unserer verbesserten Methoden erläutere, möchte ich gerne einen Polizeivertreter aus dem fernen Europa willkommen heißen, der sich zum Zweck eines allgemeinen Erfahrungsaustauschs und zur Vertiefung unserer bilateralen Zusammenarbeit in Rio aufhält.«
Mit diesen Worten wies er auf Katz und ein Dutzend Fotografen und Filmleute vollführten eine 180-Grad-Wendung, um von dem bedeutenden Deutschen, der hinter ihnen stand, ein paar Bilder in den Kasten zu kriegen.
Katz jedoch war schneller. Er versteckte sein Gesicht hinter einer Zeitung und rannte wie aus der Schleuder geschossen aus dem Raum.
UND ACTION!
»Was soll das?«, fragte Pessoa, als er Katz und Perto an der Hauptwache eingeholt hatte.
»Er ist Geheimagent«, erklärte Perto und wies mit dem Daumen auf Katz, »darf nicht fotografiert werden.«
»Ah!« Pessoa zog die Augenbrauen hoch.
»Und was soll
das?
« Perto wies mit dem anderen Daumen auf das halbe Dutzend Militärlaster, die seinen Wagen blockierten.
»Die Polizeiführung!«, erklärte Pessoa. »Heute morgen hat sie sich entschieden, in der Santa-Cruz-Sache hart durchzugreifen. Das ist der Grund, warum der
Coronel
ihn mit im Bild haben möchte.«
»Wen?«
»
Senhor
Katz. Unseren deutschen Kollegen. Wir weisen ab sofort ausdrücklich darauf hin, dass er nur zu Orientierungsgesprächen hier ist.«
»Orientierungsgesprächen?« Pertos Gesicht konnte nur schwer verhehlen, was er von der neuesten Entwicklung hielt. Pessoas ebenso. Ungewollt heftete sich Pertos Blick an die Sternchen auf dessen Schulterklappen.
»Die Polizeiführung?«
Pessoa nickte.
»Freitas?«, hakte Perto nach.
Pessoa legte Katz eine kollegiale Hand auf die Schulter und Perto eine verständnisvolle. »Machen Sie sich keine Gedanken! Nur wenige verstehen den genauen Kurs der Führungskräfte.«
»Hm!« Pertos Blick verlor sich in den Arsenalen der Soldateska, die sich auf die Pritschen der Lkws zwängte. »Und was haben die vor?«
Pessoa nahm Perto zur Seite. »Sie gehen einem Hinweis nach.«
»Einem Hinweis?«
»Die Deutschen, nach denen
Senhor
Katz sucht. Wir wissen, wo sie sind.«
SPORT
In den Abendnachrichten wurde erstmals über Borboleta berichtet. Die Sprecher redeten so schnell, dass Vincent nur mit Mühe eine allgemeine Vorstellung von dem Gesagten bekam. Er war in seinen neuen Sportdress geschlüpft. Mit regelmäßigem Laufen am
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