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Chill mal, Frau Freitag

Titel: Chill mal, Frau Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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Konditor« zu retten. – »Also, ein Bäcker oder ein Konditor, das ist nicht viel, 1 500 brutto, das sind dann vielleicht … 950 Euro netto.« Abdul flüstert: »Ich meinte ja auch, wenn der Laden einem gehört.« Ich: »Aber Abdul, wo willst du denn einen Laden hernehmen?« Und zum Berufsberater: »Na ja, ist ja auch egal, vielleicht finden Sie mit ihm ja einen neuen Traumberuf.« Ha, dachte ich. 950 Euro, so viel wie im Referendariat. Tzzz, 5 000 Euro, Traumtänzer …
    Ich will Feuerwehrmann werden, weil ich gerne Leute helfe
    Nicht nur Abdul, meine ganze Klasse hat seltsame Vorstellungen vom Berufsleben. Am Freitag fragt mich Mehmet: »Frau Freitag, kann man sein Praktikum auch als Stewardess machen?« Stewardess – er sieht bestimmt süß aus in einem kurzen Lufthansakleidchen. »Weiß ich nicht genau«, antworte ich. »Wahrscheinlich kannst du am Flughafen arbeiten, aber die werden dich im Praktikum nicht fliegen lassen. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.«
    »Ja, stell dir mal vor«, mischt sich Abdul ein, »deine Mutter ruft dich auf Handy an, und du sagst, du fliegst gerade nach Istanbul.«
    »Was macht ihr denn eigentlich bei der Berufsvorbereitung? Schlagen die euch keine Praktikumsplätze vor? Und fragt die doch mal, wie viel man in der Ausbildungszeit verdient. Die sollten so was doch wissen.«
    Samira: »Das ist voll langweilig, der Unterricht bei denen. Die wollen immer nur wissen, was wir so privat machen. Die wollen uns aushorchen.« Sabine mischt sich empört ein: »Ja, die sind voll neugierig. Und was hat das mit dem Praktikum zu tun?« Wahrscheinlich versuchen die armen Kerle nur, etwas über die Interessen und Fähigkeiten meiner Schüler herauszubekommen. Langsam befürchte ich, dass niemand meiner Klasse je sagen wird, welche Berufe es gibt und was man in den einzelnen Berufen so macht.
    Ein Freund von mir veranstaltet mit Klassen außerhalb der Schule Bewerbungstraining und kann oft gar nicht fassen, wie wenig Ahnung die Schüler von der Berufswelt haben. Neulich hat er von einem griechischen Jungen erzählt, Realschüler, der sich in einem griechischen Restaurant als Koch bewerben wollte.
    Das Einstellungssimulationsgespräch lief so:
    »Nennen Sie doch mal ein paar griechische Gerichte.«
    »Oh. Schwer. Also auf jeden Fall Tsatsiki. Und dann diese kleinen Würstchen. Die macht meine Mutter immer im Ofen.«
    »Und wie heißen die?«
    »Keine Ahnung. Aber lecker!«
    »Stellen Sie mir mal ein typisches griechisches Drei-Gänge-Menü zusammen.«
    »Oh. Schwierig.« Pause. »Das ist aber eine schwere Frage, also, als Vorspeise … Salat.«
    »Was soll denn da drin sein in dem Salat?«
    »Normaler Salat. Dann vielleicht Tomaten.« Pause. »Und Gurken.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein. »
    »Käse?«
    »Nein.«
    »Aha, kommen wir zum Hauptgericht …«
    »Fleischplatte mit Kartoffeln!«
    »Und zum Nachtisch?.«
    Lange Pause. »Schwierig.« Pause. »Muss kein griechisches Gericht sein.« Pause. »Kuchen.«
    Hätte dieser junge Mann wohl einen Ausbildungsplatz bekommen? Oder der, der sich bei der Polizei bewerben wollte?
    »Woher weiß denn ein Polizist, was richtig und was falsch ist?«
    »Das weiß der eben.«
    »Und woher?«
    »Keine Ahnung.«
    »Steht das vielleicht irgendwo? Vielleicht in irgendeinem Buch?«
    »Vielleicht. Auf jeden Fall wäre dieses Buch dick.«
    Und was ist mit dem Mädchen, dass unbedingt Pharmazeutische Fachangestellte werden möchte und denkt, sie muss Mathe können, um das Haltbarkeitsdatum auf den Medikamenten auszurechnen. »Woher wissen Sie denn, welches Medikament ein Patient braucht?«
    »Das weiß ich dann schon.«
    »Schreibt das nicht ein Arzt auf?«
    »Nein, das kann ich dann auch.«
    Wussten Theo Guttenberg, Frank Steinmeier und Angela Merkel in der 9. Klasse bereits, was sie mal werden wollen? Oder wussten nur ihre Eltern, dass aus denen noch was werden SOLL? Und weiß man mit fünfzehn überhaupt schon, was man als Erwachsener machen möchte? Theos Eltern haben bestimmt nie gesagt: »Hauptsache, du findest gute Frau. Muss aber Jungfrau sein. Abiturschule ist egal. Hauptsache heiraten, und danach machst du viele Söhne.« Wäre es nach meinen Eltern gegangen, ich wäre heute Friseuse oder Hausmeister. Und ich wollte wahlweise Trapezkünstlerin, Archäologin, Kapitän oder Briefträgerin werden.
    Meine Schüler wissen gar nicht, was sie mal werden wollen. Okay, einige wollen berühmt werden. Das ist ja schon mal was. Hätte ich auch nichts gegen. Ich

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