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Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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weiß nicht mal, ob es jene waren. Was schon könnte denen nützen, dass ich Wochen, Monate lang Zustandsdaten aus Versuchsreihen, Analysen von Nährlösungen, Grafiken und Texte in den Computer gespeist und ausgewertet habe; ausgewertet, ohne über den Sinn des Experiments und die Möglichkeiten seiner praktischen Anwendung im Bilde gewesen zu sein im Bilde gewesen zu sein.’ Susan seufzte. Sie versetzte dem Drehstuhl einen Impuls, kehrte so dem Computer den Rücken, stand auf, löste das Handtuch von ihrem Körper, ließ es achtlos fallen und trat in die kleine Badzelle. Und sie erinnerte sich, dass Ron ihr den Besuch des Lux angekündigt hatte, und der würde ihr doch sicher sagen, was man von ihr erwartete.

    „ G uten Tag, mein Name ist Doktor Lehmann, ich bin angemeldet.“
      „Guten Tag, ich weiß. Einen Augenblick bitte, Herr Doktor. Der Chef telefoniert. Kaffee, Tee?“ Die Vorzimmerdame des Bürgermeisters hatte sich empor gerankt, der Wirkung ihrer Figur und Gestik wohl bewusst.
      „Kaffee wäre schön, danke!“
      Sie trat an die gepolsterte Tür, tat als ob sie horche. „Gleich“, verkündete sie.
      ,Auf dem Display ihres Tischapparates hätte sie gewiss auch gesehen, ob er noch spricht’, dachte Lehmann.
      Die Dame machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen, klapperte mit Tassen. Vom Wandbild lächelte der Staatspräsident herab.
      Das Telefon auf dem Schreibtisch ließ ein leises Klicken vernehmen; die Blondine schwebte zur gepolsterten Tür, öffnete, hielt mit gestrecktem Arm die Klinke. „Herr Doktor Lehmann wäre da.“
      „Bitte“, kam es von innen.
      Lehmann musste beim Eintreten in das Zimmer den Bauch einziehen, um die Dame, die die Tür aufhielt, nicht zu berühren.
      Der Bürgermeister, ein Mittfünfziger mit grauer Mähne, einem roten Gesicht und Bauchansatz strahlte Umgänglichkeit aus. Er kam behäbig um den Schreibtisch herum auf seinen Besucher zu, streckte ihm die behaarte Hand entgegen und deutete mit der Linken auf die Sesselecke, die von einem riesigen, an der Decke verzweigten und mit Schnüren gelenkten Gummibaum gleichsam eingerahmt wurde. „Ich freue mich, dass Sie gleich gekommen sind“, leitete der Kommunalbeamte das Gespräch ein. „Ich bin gezwungen, schnell zu handeln, Sie verstehen.“
      „Ich weiß“, entgegnete Lehmann. Er ließ sich in den angebotenen Sessel fallen und blickte abwartend auf seinen Gesprächspartner, der zunächst stehen geblieben war.
      „Also – was ist passiert?“, begann dieser. „Am Telefon baten Sie mich, erst Ihre Erklärung abzuwarten und bis dahin keine Ermittlungen… Ein bisschen ungewöhnlich das, nicht? Nun, ich sagte es Ihnen schon, Sie verstehen, ich kann nicht länger warten. Es gibt horrende Beschwerden der anreisenden Touristen, die Veranstalter haben Verträge…“ Er hob wie hilflos die Schultern. „Ganz abgesehen von denen, die gestern vertrieben wurden und von meinen Angestellten… Wir haben Einnahmeausfälle. Sie wissen, was das für die Kommune bedeutet. Also, wann ziehen Sie Ihre, Ihre… Dingsda ab? Was geht da überhaupt Unerhörtes vor?“
      „Tja, Herr Bürgermeister…“
      Weiter nach den richtigen Worten zu suchen, wurde Lehmann durch die kaffeeservierende Dame enthoben.
      Der Bürgermeister warf zwei Stück Zucker in die Tasse. „Also“, sagte er dann, indem er zu rühren begann, „ich höre.“
      „Es ist eine Gruppe von – Versuchstieren, die sich vorübergehend unserem Einfluss entzogen haben.“ Lehmann sprach zögernd.
      Der Bürgermeister runzelte die Stirn. „Was erzählen Sie da – wie soll das ein vernünftiger Mensch verstehen? Dem Einfluss entzogen und – Tiere. Das dort riecht verdammt nach einer organisierten Eroberung der Festung. So etwas setzt doch wohl einen gewissen Grad von Verstand voraus. Und sie reden von Tieren!“
      „Gewisse Experimente, Sie verstehen… Aus Gründen internationaler Konkurrenz und des Images unseres Landes wegen sind wir zu ungewöhnlichen Schritten gezwungen – keine Öffentlichkeit zum Beispiel. Die Justiz, schwerfällig wie sie ist, hinkt der Entwicklung kolossal hinterher, glauben Sie mir!“ Lehmann trank einen Schluck und beobachtete über den Tassenrand hinweg sein Gegenüber.
      Die Furchen in des Bürgermeisters Stirn vertieften sich. „Sollte es etwas – Illegales sein, will ich davon keineswegs etwas hören. Da sollen sich andere darum kümmern. Ich bin für die Stadt

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