Chimären
Stößen ein. ,Boxervarios, die aus Südwales, Weibchen’, konstatierte er, noch bevor er die beiden erblickte.
„Lis und Glori“, meldete die Unterführerin, die kräftigere der beiden Wächterinnen. „Keine Vorkommnisse.“ Auch sie hatte Lux erwittert und den Anführer erkannt.
„Okay.“ Lux richtete sich auf, stützte sich jedoch mit dem rechten Vorderlauf am Gestell der Kanone ab. „Die Ruhe gefällt mir nicht“, sagte er. „Eine Nacht wie diese lädt nachgerade zu Aktionen ein. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie nichts unternehmen.“
„Was schon sollten sie unternehmen? Die Festung ist niemals erobert worden, steht im Prospekt.“ Gloris Feststellung klang einfältig.
Lux lachte knurrig auf. „Wie wolltest du dich mit diesen hier verteidigen…“, er reckte seine Vorderbeine vor und fiel dabei unweigerlich auf alle Vier, „die modernen Waffen bedienen? Wir bringen noch nichtmal das alte Monstrum hier in Gang, geschweige denn Computer und anderes.“ Er richtete sich wieder auf und schlug mit den Krallen ans Eisen, dass es leise klirrte.
„Das hätten wir uns vielleicht früher überlegen sollen“, bemerkte Glori.
„Wolltest weiter Versuchskaninchen und Dreckskuli sein?“ Als die Angesprochene schwieg, setzte Lux rechthaberisch hinzu: „Na also! Verbreitet keine miese Stimmung. Wenn sie nicht bald einen Zugriff wagen, in den nächsten Stunden, Tagen, haben sie verspielt. Schon müsste die Öffentlichkeit alarmiert sein. Schließlich sperren wir ein attraktives Touristikgeschäft. Ihr habt selber die rennenden Leute gesehen, als wir ankamen – die hier Angestellten. Unsere Erzeuger sind zwar einflussreich, aber über eine Streitmacht verfügen sie nicht. Und einen Angriff Gedungener werden sie vor der Öffentlichkeit nicht wagen. Sie müssen verhandeln, und das schnell, kompromissbereit und in aller Stille.“
„Zu schön, wenn das funktionierte. Sie könnten uns ebenso gut als allgemeine Gefahr für die Menschen verteufeln und den Staat für unsere Vernichtung interessieren.“ Glori schien keineswegs überzeugt.
„Da müssten sie ihre Machenschaften offenbaren, was, herrscht einigermaßen Gesetzlichkeit, ihren Untergang bedeuten würde.“
„Gesetzlichkeit zu unseren Gunsten? Das glaubst du doch wohl selber…“
„Ruhe!“, herrschte Lux plötzlich und ließ sich wieder auf seine vier Pfoten fallen.
Die drei verharrten.
„Ich höre nichts“, flüsterte Lis nach Augenblicken.
„… mit deinen Schlappohren… Da war ein Surren“, raunte Lux zurück. Erregung war der Stimme anzumerken.
Dann deutlich vernehmbar: Rechter Hand von ihrem Standort ein leises Klirren und Kiesknirschen, Rascheln.
„Lis bleibt hier, Glori ruft Verstärkung. Ich erkunde“, hauchte Lux; und geduckt schlich er entlang der Mauer in Richtung auf die vermeintliche Geräuschquelle zu.
Er hatte kaum 30 Meter zurückgelegt, als er den Geruch von Ozon wahrnahm, wie ihn Elektromotoren erzeugen. Dann erblickte er schemenhaft drei Gestalten, die sich wie in Zeitlupe, offenbar, um Lärm zu vermeiden, bewegten, sich bückten, Geräte ablegten oder mit diesen hantierten.
Lux duckte sich langgestreckt an die Mauer. Er sah zum Mond. Noch bestand keine Gefahr, dass das Licht seine Augen traf und dort verräterische Reflexe auslöste. Es würde noch eine Weile günstigen Schatten geben.
Die drei Gestalten setzten sich langsam in Bewegung. Sie nutzten die Düsternis unter den Bäumen, verhielten an den dicken Stämmen, sprangen geduckt, Geräusche vermeidend, auf die Gebäude zu, weniger als zehn Meter an Lux vorbei. Dieser folgte, noch immer im Schutz der Mauer, in Sichtweite. ,Wären sie wie wir’, dachte er hämisch, ,sie hätten mich längst errochen.’ Seitlich von sich spürte er mehrere seiner Gefährten.
Lux erreichte die große Kanone am barocken Pavillon.
„Zwanzig von uns sind hinter ihnen“, flüsterte ihm Lis zu. „Ebenso viele weichen vor ihnen zurück. Sie sind eingekreist.“
„Ich habe Handwaffen gesehen, wahrscheinlich Laser.“
„Die werden bei einem Überraschungsangriff wenig nützen.“
„Trotzdem. Äußerste Vorsicht! Stell die Einmann-Schweber sicher, mit denen sie gekommen sind. Signal?“
„Okay – zwei kurze Heuler von dir.“
„Wir warten, bis sie ein Ziel erreichen.“
„Wenn sie eines haben.“
„Was schon werden sie wollen. Natürlich ihre Dame
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