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Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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aus Notwehr. Schließlich seid ihr über uns hergefallen. Wenn es einen von euch erwischt hat, tut es mir Leid.“ Sein Schulterzucken wirkte gleichgültig.
      „Tut dir Leid“, äffte Lux. „Nun ja, ob unter deinem Skalpell oder hier mit dem Laser, was liegt schon an einem – Hund.“
      Remikow straffte sich. „Lux, ich bitte dich! Wir sind gut miteinander ausgekommen. Ihr hattet allesamt nichts auszustehen. Seid vernünftig und gebt auf. Noch ist der Schaden nicht allzu groß. Kommt zurück, und der Fall ist vergessen.“
      „Was für ein Schaden ist nicht allzu groß?“ In Lux’ Worten klang Häme an. „Weil nur einer von uns drauf gegangen ist? Ah, ich weiß. Weil noch nicht viele, vor allem die von den Medien nicht, wissen, dass es uns gibt. Wenn es ruchbar wird, wäre der Schaden freilich groß – für euch. Ideell und finan2iell, nicht? Kein Pascha mehr, der uns einkauft und insbesondere kein Ruhm, wenn es so weit ist. Seht, wir haben es geschafft, ich, Lehmann, habe es geschafft, Menschenhirne in Hunden wachsen zu lassen. Die haben Verstand und können reden. Wissenschaftler aller Länder, kauft die Lizenzen!
      Also.“ Lux fand zu normalem Tonfall zurück. „Wenn du weiter nichts kannst, wirst du der sein, der Herrn Direktor Doktor Lehmann demnächst unsere Grüße überbringt. Vorerst aber ab mit ihm zur Kaserne vier. Er bekommt dort ein Einzelzimmer. Charlie, unser freundlicher Schimpanse, wird den Schlüsseldienst übernehmen.“
      Da sich Remikow nicht sofort erhob, packte ihn der hinter ihm stehende Boxer zerrend und knurrend am linken Arm, worauf der Mann schleunigst aufstand und mit seinem Wächter den Raum verließ. „Das werdet ihr büßen“, knirschte er zu Lux gewandt zwischen den Zähnen hervor.
      „Und du?“ Der dritte war an der Reihe, in dem Lux den Grobian erkannte, der die Frau Nachtigall zu Boden geworfen und ihm die Betäubungsspritze verpasst hatte.
      „Ich bin Ingenieur“, antwortete er gedämpft.
      „So, Ingenieur. Und was kannst du da, außer alte Frauen umzuschubsen?“
      „In der Bauabteilung bin ich – sonst.“
      „Ah, Bauabteilung. Das ist gut.“
      „In der Elektronik kenne ich mich auch aus“, ergänzte er eifrig. „Wenn ich gewusst hätte…, ich hätte nicht auf dich geschossen.“
      „Wenn du was gewusst hättest?“
      „Dass du sprechen kannst.“
      „Aha – auf die, die sprechen können, schießt du nicht. Das trifft aber nur auf sprechende Hunde zu, was? Von euch Menschen kenne ich das

    anders. Bringt ihn in die Werkstatt. Scharfe Bewachung! Als Erstes baust du uns ein Telefon, das wir bedienen können.“

    S usan Remp durfte sich in gesamten Areal der Festung frei bewegen. Am Lift und einzigen Zugang standen Wachen. Um die gewaltigen glatten Mauern zu überwinden, brauchte es Ausrüstung, vor allem aber alpinistische Erfahrung. Es wurde einem schon schwindlig allein vom Hinunterschauen.
      Zweimal schon hatte sie Gelegenheit, das gewaltige Objekt zu besuchen, mit ihrer Schulklasse und während eines Ausflugs mit Fred. Und jedes Mal war sie beeindruckt von der Baukunst der Altvorderen und vom aus ihrer Sicht widersinnigen militärischen Aufwand. Nachgerade lächerlich fand sie daher, ihr den Sack über den Kopf gestülpt zu haben während der Fahrt. Es hatte nur in den ersten Stunden für die Kidnapper etwas gebracht, als sie ihr weiteres Umfeld noch nicht erkennen konnte, weil man sie eingesperrt hatte. Freies Telefonieren verwehrte man ihr zwar mittlerweile. Nur für die von den Besatzern gewünschten Gespräche bekam sie Zugang zu den Apparaten. Freilich wäre es wahrscheinlich möglich gewesen, ihre Entführer zu überlisten; schließlich befanden sich in den verschiedenen Häusern noch mehr Telefone. Aber sie befand sich ohnehin in einem Zwiespalt: Lehmann hatte ihr selbstständige Kontakte untersagt, jeden nicht abgestimmten Hilferuf…

    Am dritten Tag ihrer Gefangenschaft spazierte sie um die Mittagszeit am Buchenhain entlang, der einen großen Teil des Plateaus einnahm und den man, den Wehrgang der Mauer entlang, umrunden konnte. Zum ersten Mal hatte es ein einigermaßen ordentliches Mittagessen gegeben, wie es zu Stande gekommen war, konnte sie nicht erfahren. Dass es die Vierbeiner selber bereitet hatten, konnte sie es sich nicht vorstellen. Susan erinnerte sich der beiden Schimpansen, die möglicherweise… Sie besaßen Hände. Oder gab es außer ihr noch andere gefangene Menschen, die man

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