China
erscheint, je nach Menge des beigefügten Wassers, weich und fast durchsichtig oder hart und kräftig. Hierin folgten die Künstler dem daoistischen Prinzip von Yin und Yang, den beiden Gegensätzen, die sich ergänzen. Die weichen Linien entsprachen dem weiblichen Yin, die harten dem männlichen Yang. Die Einfarbigkeit der Landschaftsbilder hatte ihren Grund: Die Motive sollten die Meditation unterstützen. Viele oder kräftige Farben würden den Betrachter dabei nur ablenken. Eine Tuschemalerei sollte außerdem auch Qi – Energie, Atmosphäre, Kraft – besitzen. Das Kunstwerk sollte demnach die „Energie“ des Künstlers beinhalten. Ein weiteres Merkmal chinesischer Malerei ist die Verwendung von Schrift. Oft wurde neben dem Titel des Bildes auch ein kleines Gedicht mit kalligrafischen Schriftzügen ergänzt. Die ebenfalls verwendeten roten Schriftelemente sind Abdrücke der Unterschriftsstempel der Künstler.
Die Fächermalerei „Dem Wasserfall zuhören“ stammt von dem Künstler Huang Gongwang. Er war einer der „Vier großen Meister“ der Yuan-Dynastie. Das Kunstwerk befindet sich heute im National Palace Museum in Taipeh auf Taiwan
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Die klassischen chinesischen Romane
(1368–1644 n. Chr.)
Helfer mit Schriftrollen, Papier, Tuschekasten und Pinsel umgeben Zhong-kui, den Gott der Literatur. Diese hat in China eine 3000 Jahre alte Tradition. Seit jeher genießt die Lyrik in China höheres Ansehen als die Prosa. Die klassische chinesische Romanliteratur gewann allerdings zur Zeit der Ming-Dynastie (1368–1644) an Bedeutung. In dieser Zeit entstanden vier der fünf Romane, die man heute gemeinhin als die großen Klassiker der chinesischen Literatur bezeichnet. Der klassische chinesische Roman wurde in der Tradition der mündlichen Überlieferung in der Umgangssprache niedergeschrieben.
Die historischen Romane
Der um 1390 entstandene Roman „Die Geschichte der Drei Reiche“ (Sanguo Yanyi) des Autors Luo Guanzhong (um 1330–1400 n. Chr.) gilt als der erste historische Roman Chinas. Er handelt von der Zeit der Drei Reiche (220–280 n. Chr.), die durch den Kampf der Fürstentümer Wu, Shu und Wei um die Vorherrschaft in China bestimmt war. Auch die Heldengeschichte „Die Räuber vom Liang-shan Moor“ (Shuihu Zhuan) greift historische Motive auf. Die Handlung basiert auf der historischen Persönlichkeit des Song Jiang und seinen Gefährten, die Anfang des 12. Jahrhunderts während der Nördlichen Song-Dynastie in den heutigen Provinzen Shandong, Henan und Jiangsu die Reichen bestohlen haben sollen, um die Armen zu unterstützen. Dieser Roman über 108 tapfere Räuber, die die Misswirtschaft, Ungerechtigkeit und Korruption der Beamtenschaft zum Aufstand treibt, wird den Autor Shi Nai’an (um 1290–1365 n. Chr.), der das Buch begonnen und Luo Guanzhong, der es fertiggestellt haben soll, zugeschrieben und geht auf den Stoff eines Volksbuchs aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. zurück.
Der Roman der Qing-Zeit
Neben den genannten Romanen der Ming-Zeit gilt auch „Der Traum der Roten Kammer“ (Hong Lou Meng), dessen erste 80 Kapitel Cao Xueqin (1719–1763) zugeschrieben werden und der um 1791 von Gao E (1740–1815) erweitert erstmals erschien, als einer der großen Klassiker. Der Roman beschreibt Aufstieg und Fall einer aristokratischen Beamtenfamilie in der Mitte der Qing-Zeit und übt gleichzeitig Kritik an der Korruption der herrschenden Schicht dieser Zeit. Im Zentrum der Geschichte steht die unerfüllte Liebe des Romanhelden Baoyu, Sohn der Familie Jia, zu seiner Kusine Daiyu. Nach seiner unfreiwilligen Verheiratung mit einer anderen und dem Tod Daiyus geht Baoyu als buddhistischer Mönch ins Kloster
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Religion und Moral
„Die Reise nach dem Westen“ (Xi You Ji) von Wu Cheng’en (um 1506–1582 n. Chr.) hingegen ist ein mythologischer Roman, der chinesische Sagen und Legenden mit buddhistischem und daoistischem Gedankengut vereint. Er erzählt die – auf einer historischen Begebenheit des 7. Jahrhunderts n. Chr. basierende – Reise des Mönchs Xuanzang, der mit vier magischen Begleitern nach Indien zieht, um von dort buddhistische Schriftrollen nach China zu bringen. Ein weiteres beliebtes Genre der Ming- und Qing-Zeit ist der Sittenroman. Berühmtester Vertreter dieses Genres ist das um 1610 n. Chr. entstandene Jin Ping Mei („Die Pflaumenblüte in der goldenen Vase“, auch unter dem Titel „Der goldene Lotus“ bekannt) eines unbekannten Verfassers, das wegen der
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