China
den Mittelpunkt der Welt darstellte: Im Westen seiner Karte liegt der Orient, Europa und Afrika und im Osten, erstmals auf einer chinesischen Weltkarte hat er den amerikanischen Kontinent abgebildet. Diese Darstellung der Welt entsprach genau den chinesischen Vorstellungen, die ihr Land als das „Reich der Mitte“ bezeichneten. Bereits in früheren Jahren gab es unvollständige Weltkarten, in denen beispielsweise Europa als Mittelpunkt der christlichen Welt abgebildet wurde.
Matteo Ricci
Matteo Ricci wurde am 6. Oktober 1552 n. Chr. in Macerata in Italien geboren. Er studierte zunächst Jura bevor er 1571 n. Chr. dem Jesuitenorden beitrat. Am Collegium Romanum, der heutigen Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, studierte er Rhetorik und Philosophie, Physik, Mathematik, Astronomie sowie weitere Wissenschaften unter anderem beim deutschen Wissenschaftler und Jesuitenpater Christophorus Clavius. Im Alter von 30 Jahren wurde er als Missionar nach China geschickt. Dort lebte er 28 Jahre bis zu seinem Tode. Er war der erste Sinologe, der in Europa im 17. Jahrhundert mit seinem Werk „Geschichte der christlichen Expedition im chinesischen Kaiserreich“ einen umfassenden und systematischen Einblick in die Geschichte, Kultur, Geografie und Wirtschaft Chinas vermittelte. Er starb am 11. Mai 1610 n. Chr. in Beijing
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Wissenschaftliche Studien
1596 erhielt Ricci als erster Europäer eine Aufenthaltsgenehmigung für die chinesische Hauptstadt. Nachdem jedoch 1599 n. Chr. Beijing für Ausländer geschlossen wurde, ging er für zwei Jahre nach Nanjing, bis er wieder nach Beijing zurückkehren durfte. Mit seinen geografischen Kenntnissen war er es, der erstmals die Hypothese aufstellte, dass das Land Cathay, von dem Marco Polo berichtete, China sein muss. Auch mit seinen mathematischen, physikalischen und astronomischen Kenntnissen konnte er sich mit chinesischen Wissenschaftlern messen und beeindruckte Kaiser Wanli. Zeit seines Lebens widmete sich Ricci neben seiner missionarischen Tätigkeiten auch immer den Wissenschaften.
Eine Karte des Reichs der Mitte nach Matteo Ricci von 1625 n. Chr.. Ricci selbst ist auf der linken Kartenseite in der Mitte abgebildet. Der Maßstab der Karte ist zwar noch ungenau und die geografischen Verhältnisse verzerrt, doch sie wurde viele Male nachgedruckt und immer weiter verfeinert
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(c) picture-alliance/dpa
Adam Schall von Bell und das Observatorium von Beijing
(1644 n. Chr.)
Der Stich zeigt die Sternwarte in Beijing, die Wirkungsstätte des Jesuiten Adam Schall von Bell. Er wurde 1644 als erster Europäer zum Direktor des Astronomischen Instituts der Qing-Dynastie berufen. Dieses Amt hatte er bis 1662 inne, bis er am Kaiserhof in Ungnade fiel.
Der Aufstieg zum Hofastronom
Johann Adam Schall von Bell wurde 1592 n. Chr. in Köln als Spross einer alten Adelsfamilie geboren. Er studierte in Rom Mathematik und Astronomie, 1611 n. Chr. trat er dem Jesuitenorden bei. Dieser schickte ihn 1623 n. Chr. als Missionar nach China. Seine astronomischen Kenntnisse waren ihm dort von Vorteil: neben der Berechnung von Mondfinsternissen erstellte er eine Karte des Sternenhimmels. Nachhaltigen Einfluss erhielt Schall von Bell durch die Reformierung des chinesischen Kalenders nach westlichem Vorbild. Da der Jesuit Sonnenund Mondfinsternisse exakter voraussagen konnte als einheimische Astronomen wuchs sein Einfluss am Hof. Durch seine Bemühungen gewann das Christentum in den höchsten Kreisen an Bedeutung, sogar in der kaiserlichen Familie. Daneben übersetzte er wichtige europäische Werke ins Chinesische, darunter Galileis „Telescopio“ und Agricolas „De re metallica“. Außerdem verfasste er zwei lateinische Schriften zur Missionstätigkeit in China sowie ein chinesisches theologisches Werk.
Schall überstand nicht nur den Wechsel von der Ming- zur Qing-Dynastie, sondern wurde von Kaiser Shunzhi sogar zu dessen Ratgeber berufen. Dieser ernannte ihn auch zum Direktor des Astronomischen Amtes und zum Mandarin. 1650 n. Chr. erhielt Schall von Bell die Erlaubnis, in Beijing eine Kirche zu bauen, deren Gottesdienste der Kaiser mehrfach besuchte.
Der europäische Mandarin
1658 wurde Adam Schall von Bell zum Mandarin ernannt, dem höchsten Beamtenrang. Diese Ehre wurde in der Kaiserzeit keinem anderen Europäer zuteil. Als Symbole seines Ranges durfte er auf seinem Hut einen roten durchsichtigen Ball anbringen sowie Kleidung mit eingestickten Kranichen tragen. Im chinesischen Beamtensystem war
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