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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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und stellte fest, dass es einer Willensanstrengung bedurfte, nicht einfach stehen zu bleiben und ununterbrochen hinaufzustarren.
    »Falls es nicht doch schon lange her ist«, murmelte Nick, während er seine Lampe auf den Gehweg richtete.
    »Was ist los?«, fragte George.
    »Wir haben uns hier inzwischen alles angesehen«, entgegnete er.
    »Was also sollte uns Sorgen machen?«
    »Falls hier tatsächlich vor kurzer Zeit jemand beerdigt wurde, müsste es Spuren im Staub geben. Fußabdrücke. Irgendeinen Hinweis.«
    »Ja.« George sah sich um. »Oh.«
    Inzwischen war jeder von ihnen über die Ziegelsteine spaziert. Sollte es Spuren gegeben haben, so waren sie nun vermutlich samt und sonders verwischt. Vielleicht aber auch nicht. Er sah Schleifspuren in der Nähe einer Bank. Ein Abschnitt der Sitzfläche war beinahe frei von Staub.
    »Was denken Sie?«, fragte George.
    Hatte etwas längere Zeit auf der Bank gelegen? War das der Grund, warum sie zusammengebrochen war? Die Fragen überforderten Nick, und er tat das Thema mit einem Schulterzucken ab. »Ich wünschte, wir hätten uns von dem Fußweg fern gehalten«, sagte er, und er dachte: Das ist genau der Punkt, den Hutch uns klar machen wollte.
    Er sah zu, wie die Lichter der Lampen ruhelos durch das Haus geisterten, eines oben von einem Zimmer zum anderen wandernd, die übrigen im Wohnzimmer versammelt. Dann, nach ein paar Minuten, wanderte das Licht von oben hinab zu den anderen.
    Irgendwie kam Nick sich ein wenig verloren vor, wenn er auch nicht sicher war, warum das so war. Aber sie alle schienen ein Gefühl der Verwandtschaft zu den unbekannten Bewohnern entwickelt zu haben. Wie bedrohlich das Bild im Wohnzimmer auch aussehen mochte, die Vorlage lag nun in einem Grab, mehrere Meter unter der Oberfläche, und das mochte ein Gefühl der Verbundenheit erzeugen.
    Nick fragte sich, wie diese Kreaturen gewesen waren, worüber sie gesprochen hatten, wenn sie in ihren Sesseln im vorderen Raum gesessen und zu diesem unglaublichen Himmel emporgesehen hatten. Irgendwie wirkte das Haus sehr menschlich, wie eine Zuflucht an einem Ort, weitab vom Alltagsleben. Nick hatte immer davon gesprochen, sich eines Tages eine Insel kaufen zu wollen, vorzugsweise in einem abgelegenen Raum des Nordatlantischen Meeres, wo das Wasser kalt und das Wetter scheußlich war. Genau das wollte er, weil er Kaminfeuer liebte. Und Kaminfeuer kamen nur richtig zur Geltung, wenn draußen ein scheußliches Wetter herrschte. Nun, dies war ein Ort, der für Kaminfeuer wie geschaffen war, und, wichtiger noch, es war ein Ort, der ihm den Eindruck vermittelte, er würde ihn bereits kennen.
    Eine der Lampen löste sich von den anderen und näherte sich seiner Position. Hutch. Still, anmutig und trotz ihrer Größe stets Herrin der Lage.
    »Da unten drin sind zwei, Nick«, sagte sie.
     
    Hutch warf einen Blick auf ihre Notizen, dann auf George, dann auf Nick und schließlich auf den Boden. »Bill sagt, sie liegen Seite an Seite, zwei Meter voneinander getrennt. Beide sind mumifiziert. Was anderes ist unter diesen Umständen auch kaum zu erwarten.« Sie steckte das Notizbuch in ihre Weste.
    »Seite an Seite«, sagte Nick. Irgendwie sah das Grab nicht groß genug aus.
    »Sie können nur eines sehen«, erklärte sie. »Das zweite Grab ist hier.« Ein paar Meter neben dem ersten. »Es enthält eine kleinere Mumie. Vermutlich weiblich.«
    Aber es gab keine Spuren. Keine Hinweise. »Sie wurden nicht zur gleichen Zeit beerdigt«, stellte Nick fest.
    »Bill«, sagte Hutch, »hast du zugehört?«
    »Ja.«
    »Kannst du uns mehr sagen?«
    »Es sieht aus, als wären sie in Roben beigesetzt worden.«
    »Sonst noch was?«
    »Ich nehme an, sie starben in dergleichen Epoche.«
    »Kannst du das Alter der Mumien bestimmen? Ungefähr? Größenordnung?«
    »Das würde eine Exhumierung mit anschließender Analyse erfordern.«
    Nick sah ihr an, dass sie davon wenig hielt, während George sofort Feuer und Flamme war.
    »Es tut mir Leid, aber mehr kann ich nicht tun.«
    »Epoche. Demnach deutest du an, dass die Mumien alt sind.«
    »Oh, ja, zweifellos. Aber ich kann Ihnen nicht sagen, wie alt sie sind.«
    »Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe«, sagte Nick. »Wir haben zwei Tote, beide mumifiziert, demnach sind sie beide vor langer Zeit gestorben.«
    »Das ist recht offensichtlich«, entgegnete George.
    »Aber eine davon liegt in einem ziemlich frischen Grab.«
    »Das scheint ebenfalls zu stimmen.«
    Im Zwielicht schimmerten

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