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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ausgerechnet zur Weihnachtszeit taten. Als würde das etwas ändern.
    Aber in dieser Nacht war er froh zu sehen, dass der Feiertag gekommen war. Entzückt. Beinahe ekstatisch. Er war hier draußen, war umgeben von Freunden, und ihm wurde allmählich bewusst, dass er diesen Augenblick liebte. Dass er diese Menschen liebte. Keiner von ihnen wusste so gut wie er, dass das Leben nicht ewig dauert. Wenn er etwas gelernt hatte während all der Jahre, in denen er die Toten und ihre Angehörigen hatte kommen und gehen sehen, dann war es dies: sich am Augenblick zu erfreuen. Nichts mit carpe diem, schnapp dir den Tag. Das war etwas vollkommen anderes. Es hatte damit zu tun, die Tage lohnend zu gestalten. In der Nahrungskette aufzusteigen. Nick stand auf dem Felsplateau und erfreute sich schlicht an dieser Erfahrung, daran, am Leben zu sein, an diesem Ort, zusammen mit George und Alyx und den anderen. So ein Weihnachten würde es kein zweites Mal geben, das wusste er, und dieses Wissen machte es so unglaublich kostbar.
    Er berührte die Felswand in seinem Rücken. Obwohl sie kalt war, sogar eisig, drang nichts davon durch das Flickingerfeld, in dem es fortwährend behaglich warm blieb. Wunder der Technik. Aber er wusste, dass die Temperatur hier draußen um mehrere hundert Grad unter Null lag, und er überlegte, ob je irgendjemand außer ihm hier gestanden hatte. Die ursprünglichen Bewohner mussten gelegentlich vorbeigekomrnen sein. Sicher hatten sie das Plateau in alle Richtungen ausgekundschaftet, so weit sie eben gekommen waren. Das war wohl die natürliche Reaktion jedes Wesens, das längere Zeit an einem solchen Ort verbrachte. Er sah sich nach Fußabdrücken um, aber sollte außer ihm jemand hier gewesen sein, so waren seine Spuren natürlich längst verwischt.
    Seine Lampe erfasste etwas unter der Landefähre.
    Eine Vertiefung, beinahe so lang wie das Raumfahrzeug.
    Sie verlief gleich innerhalb der Landestütze parallel zu der Fähre und war etwa einen halben Meter breit. Und frisch. Sie war nicht einmal andeutungsweise mit Staub bedeckt. Eine Weile starrte er sie nur an und versuchte, herauszubekommen, was es damit auf sich haben mochte. Dann bückte er sich unter die Fähre und sah eine zweite, parallele Linie, identisch, mehrere Meter entfernt und halb durch die gegenüberliegenden Landestützen verdeckt.
    Nick erhob sich und kehrte zu Hutch zurück, die immer noch in der Nähe der Frontscheibe über die fremde Fähre kletterte und viel zu beschäftigt war, ihn auch nur wahrzunehmen.
    Das außerirdische Fahrzeug war mit Kufen ausgestattet, aber sie lagen weiter auseinander als die Spuren unter der Landefähre der Memphis. Und sie waren breiter. Wer immer dort drüben gelandet war, er hatte ein anderes Vehikel benutzt.
    Die Trauergemeinde.
     
    Gemeinsam zogen sie los, um sich die Sache anzusehen. Hutch machte Fotos, und George bestätigte Nicks Beobachtung. »Kann noch nicht lange her sein.«
    Sie blickten zum Himmel hinauf. Nick sah die Memphis, einen Stern, der langsam über den westlichen Horizont wanderte. Dann, samt und sonders in gedämpfter Stimmung, kehrten sie ins Haus zurück.
     
    Es war Zeit, die mobile Kuppel zu holen.
    Die Lufttanks hatten eine Lebensdauer von sechs Stunden. Alyx, George und Nick füllten ihre Tanks auf, und Hutch ließ ihnen drei zusätzliche Versorgungseinheiten da. Nur für den Fall. Dann kletterte sie zusammen mit Tor in die Fähre und machte sich auf den Weg zur Memphis.
    Hutch las die Messungen von der Frontscheibe für Bill ein und wies ihn an, sich an die Arbeit zu machen.
    Tor und sie füllten die Wasser- und Lufttanks der Kuppel auf und luden alles in den Frachtbereich der Fähre. Außerdem verluden sie einige Fertiggerichte, eine Reihe Snacks und ein paar Flaschen Wein.
    Tor war offensichtlich überaus zufrieden. Dank seiner Kuppel wurde er zur zentralen Figur bei den Bemühungen der Gesellschaft Kontaktsuchender. Und er redete unaufhörlich über die Bedeutung dieser neuerlichen Entdeckung. »Wir werden ein wunderbares Weihnachten auf dem vertikalen Mond verbringen«, sagte er.
    Während sie ihre Arbeit abschlossen, konnte Hutch dem Umstand nicht aus dem Weg gehen, dass sie nun zum ersten Mal wirklich allein waren. Aber sollte Tor den Wunsch verspüren, die Situation auszunutzen, so unterdrückte er ihn. Ein- oder zweimal erwischte er sie, wie sie ihn auf eine Art ansah, die nur als seltsam eingestuft werden konnte, aber er sagte nichts dazu.
    »Hutch«, ertönte Bills

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