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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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keinen Veränderungen unterworfen. Dann und wann wurde Staub durch ein Beben aufgewirbelt oder vielleicht durch die Ankunft eines Meteors in der näheren Umgebung. Die Sonne schleuderte ein paar Partikel herab. Nach kosmischem Standard war das System, in dem der Mond sich befand, instabil, und das Felsplateau, auf dem das Gebäude stand, war noch instabiler. Nichtsdestotrotz war es hier, und es hatte hier beinahe die ganze Geschichte der Menschheit überdauert. Und die Fähre wartete noch immer auf ihren Piloten, und ein Buch lag die ganze Zeit aufgeschlagen auf einem Schreibtisch im Hauptaufenthaltsraum.
    Was hatte sein Besitzer gelesen, bevor er es liegen gelassen hatte. War etwas Unvorhergesehenes geschehen? Etwas, das seine Rückkehr verhindert hatte?
    Wie hatte sein Name gelautet?
    Die Feier neigte sich dem Ende entgegen. Hutch und Alyx schlenderten hinaus zur Fähre, um dort die Nacht zu verbringen. Auf diese Weise hatten sie alle mehr Platz für sich. Und mehr Privatsphäre.
    Sie schlief schon beinahe, ehe sie auf ihren Sessel sank, und ihr letzter bewusster Gedanke war, dass die Zuflucht - obwohl sie bereits seit mehreren Millennien existierte - gerade ihr erstes Weihnachtsfest erlebt hatte.

 
Kapitel 20
     
     
Wenn der Barbar vor der Tür steht, wenn die Flut näher kommt, wenn der Friedhof nicht zur Ruhe findet, zeigen die Menschen stets das gleiche Verhalten: Sie arrangieren sich. Aber erst wird gefeiert.
    James Clark,
Teile und Siege, 2202
     
    Am Morgen, an dem natürlich das gleiche geisterhafte Licht vorherrschte wie in der Nacht zuvor, aßen sie gemeinsam in der Kuppel. Für fünf Personen war sie ein wenig zu klein, aber sie kamen zurecht.
    Danach streifte Hutch durch die Zuflucht. George nahm sie für Aufnahmen beiseite. Er machte Aufnahmen von jedem Einzelnen, zur Erinnerung, wie er erklärte. Nun führte er sie umher, und sie posierte im Hauptaufenthaltsraum, in der Kuppel, im Essbereich neben einem Tisch, der ihr bis über die Schulter reichte. Und im Obergeschoss, den Blick nachdenklich auf den Innenhof gerichtet. Sie posierte mit Tor und Nick, mit Alyx und natürlich gab es etliche Gruppenbilder. Schließlich stellte sie sich auch neben George auf.
    Am Nachmittag kehrte sie zu der außerirdischen Fähre zurück und warf einen genaueren Blick auf die Antriebsaggregate, die zweifellos über eine duale Betriebsart geboten. Sie umfassten ein Gerät, bei dem es sich dem Anschein nach um einen Fusionsreaktor handelte, aber da war auch noch eine andere Einheit, die sie nicht zuordnen konnte. Allerdings enthielt sie ein Gehäuse für die Gymsumspulen, die kennzeichnend für die Hazeltine-Technologie waren. Das wiederum ließ darauf schließen, dass es sich nicht um eine Landefähre, sondern um ein eigenständiges interstellares Schiff handelte. Nach allgemeinem Wissensstand unterlag das Hazeltine-Aggregat, notwendige Voraussetzung für die raumverzerrenden Fähigkeiten interstellarer Antriebssysteme, gewissen Mindestbedingungen in Bezug auf seine Größe, die es unmöglich machten, einen solchen Antrieb in einem Vehikel von der Größe einer Landefähre zu installieren. Aber man konnte ja nie wissen.
    Jemand hatte die Kleiderschränke mit Schildern versehen, auf denen stand: Bitte nicht anfassen. Die Schrift schien von George zu stammen, und Hutch war froh, dass er die Sicherheitsmaßnahmen ernst nahm.
    Während sie die Kleidungsstücke betrachtete, dachte sie daran, dass sie nur zu zweit gewesen waren. Vielleicht erweckte die prachtvolle Lichtshow am Himmel ja nur die Illusion, dass es sich bei diesem Ort um eine Zuflucht handeln musste, um eine Art Ferienhaus. Eine Woche Strandurlaub? Möglich schien auch, dass die Bewohner hier im Exil gewesen waren, dass sie hier gelandet waren, weil sie politische Feinde hatten. Oder aus irgendeinem anderen Grund zu unerwünschten Personen erklärt worden waren. Vielleicht war das Schiff in ihrem Vorgarten außer Funktion gesetzt worden, um sie ständig daran zu erinnern, was sie verloren hatten.
    Tor kam herein und deutete auf das Fenster. »Das solltest du dir ansehen«, sagte er.
    Die beiden Planeten erhoben sich im Osten über den Horizont.
    »Das passiert jede Nacht. Bill hat mir gesagt, von hier aus gesehen würden sie aufgehen, umeinander kreisen und gegen Sonnenaufgang wieder verschwinden.«
     
    Das Staunen erschöpfte sich rasch. Sie konnten die Bücher nicht lesen und die Bilder nicht sehen. Sie konnten nicht einmal auf den Sesseln und Stühlen

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