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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Stationsangehörigen an Bord der Wildside gingen, würde das Schiff schwerer werden, die Beschleunigungswerte schlechter, die Luft schneller verbraucht und die bereits ausgewählten Passagiere in Gefahr gebracht. Und wenn nicht ein Wunder geschah, würden sie schließlich durch die Luftschleuse gehen müssen. Blieben hingegen einige hier, waren sie zumindest an einem Ort, den ein Rettungsschiff finden konnte. Die Chance war minimal, aber vermutlich die Beste, die sie bekommen konnten.
    »Hutch«, sagte Bill. »Sie müssen sich um an paar Dinge kümmern, wenn wir abfliegen wollen.«
    Um sie herum drehte sich alles, und ihr Blick wanderte von Dimenna zu den Leuten, die durch die Luftschleuse stolperten, zu den Kindern, die nicht verstehen konnten, warum ihre Väter nicht mit ihnen kamen, zu den verzweifelten Gesichtern auf der Aussichtsplattform.
    »Hutch.« Wieder Bill, dieses Mal lauter. »Es ist von größter Bedeutung, dass wir die Reparaturarbeiten am Rumpf abschließen, und uns bleibt nur sehr wenig Zeit.«
    Sie hörte ihn kaum. Dimenna stand vor ihr wie ein Richter.
    Und das war der Moment, den Preacher Brawley wählte, um ihnen allen zu Hilfe zu kommen. Das Signal der Condor hätte vielleicht schon früher bemerkt werden können, wäre irgendeiner der Techniker auf seinem Posten gewesen. So aber war Bill derjenige, der es auffing und sofort wusste, worum es sich handelte.
    »Hutch«, sagte er, »ich habe gute Neuigkeiten.«

 
Kapitel 2
September 2224
     
     
Auf ihrer unvergänglichen Liste stehen Namen geschrieben, ob derer selbst der Ruhm errötet.
    William Hazlitt,
Characteristics, XXII,
1823
     
    Als die Akademie verkündete, dass Clay Barber als Zeichen der besonderen Anerkennung der Kommission eine Medaille für seine Verdienste im Zuge des Zwischenfalls an der Renaissance Station erhalten würde, erkannte Hutch, dass es an der Zeit war zu gehen. Sie hatte mehr als 20 Jahre damit zugebracht, Menschen und Fracht zwischen der Erde und den diversen Außenstationen hin und her zu fliegen. Die Flüge waren zeitaufwendig und langweilig. Sie hatte Woche um Woche in ihrem Schiff zugebracht, zumeist ohne Mannschaft, hatte einem Kodex gehorcht, der soziale Interaktionen mit ihren Passagieren auf ein Minimum beschränkte, hatte auf blauen Himmel und leere Strände, auf Gewitter und deutsche Restaurants verzichten müssen. Und all das hatte sie ohne Anerkennung für geleistete Dienste getan. Gleich, wie vielen Leuten sie den Arsch gerettet haben mochte.
    Andere Frauen ihres Alters hatten Familie, hatten eine Karriere gemacht oder wenigstens einen Liebhaber. Wenn in ihrem Leben nicht eine radikale Veränderung stattfände, hatte Hutch keinerlei Aussicht, jemals zu heiraten, kaum Hoffnung auf berufliches Fortkommen und keine ernsthafte Chance auf mehr als eine flüchtige Beziehung zu einem Mann. Sie war einfach nie lange genug an einem Ort.
    Hinzu kam, dass die Akademie sie nun binnen eines einzigen Jahres bereits zweimal hatte hängen lassen, erst auf Deepsix, und dann an der Renaissance Station. Das reichte. Es war Zeit, ihrer Wege zu ziehen. Sich einen netten Job als Leibwächterin oder Forstaufseherin zu beschaffen. Das Ruhestandsgeld sollte reichen, ihr ein Dach über dem Kopf zu sichern, also konnte sie sich leisten zu tun, was immer sie wollte.
    Sie kehrte nach Serenity zurück, tankte auf und ließ einige Wartungsarbeiten vornehmen, ehe sie einen Teil des Personals der Renaissance Station zur Erde zurückflog. Der Flug dauerte fünf Wochen, und sie verbrachte den größten Teil der Zeit auf der Brücke und schmiedete Pläne.
    Ihre Passagiere ereiferten sich ausufernd über das Management und den Umstand, dass ihrer aller Leben unnötig in Gefahr gebracht worden war, und sie bildeten im Zuge der Reise eine Gemeinschaft, die möglicherweise stärker war als alles, was sie auf der Renaissance verbunden hatte, weil sie inzwischen gemeinsam eine furchtbare Erfahrung hatten machen müssen.
    Sie spielten Bridge, lungerten im Aufenthaltsraum herum und organisierten Picknicks an einem virtuellen Strand. Obwohl Hutch nicht ausgeschlossen wurde, sogar recht beliebt unter den Passagieren war, besonders bei einigen der jüngeren Männer, blieb sie doch eine Außenseiterin, eine Frau, die – aus dem Blickwinkel dieser Menschen – nie in Gefahr gewesen war.
    Als sie zwei Wochen unterwegs waren, erhielt sie eine Einladung für die Feier zu Ehren von Clay Barber, die am Gründertag, am 29. September, in der Brimson Hall der

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