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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sollte.
    Auf einer Seite des Schreibtischs lag eine zusammengerollte Zeitung, und auf der anderen Seite stand eine Uhr. Die Uhr (oder das, was aussah wie eine Uhr) machte einen recht veralteten Eindruck. Sechzehn Symbole prangten auf ihrem runden Zifferblatt, und die beiden Zeiger zeigten auf drei Minuten vor 14 Uhr, falls seine Schätzung richtig war. Vielleicht aber auch auf zehn Minuten vor Mitternacht, je nachdem, welcher Zeiger die Stunden anzeigte, falls es Stunden gab.
    Das Deckblatt der Zeitung ließ sich bewegen, und sie stellten fest, dass die Seiten beschrieben waren. Die einzelnen Zeichen wirkten glatt und flüssig. George beugte sich über die Zeitung, blätterte und blätterte und war nicht imstande, von ihr abzulassen. »Mein Gott, wenn wir das nur lesen könnten«, murmelte er dabei. »Tor, was meinen Sie, was steht hier wohl?«
    Bald fanden sie ein gerahmtes Foto einer Kreatur, die an eine Bulldogge erinnerte, eine Bulldogge mit hellen, leuchtenden Augen und einer Weste. Leider waren nur Kopf, Schultern und eine sechsfingrige Hand abgebildet.
    Einige Stifte lagen herum, aber nichts ließ sich bewegen, weder die Stifte, noch die Sprechanlage noch die Uhr.
    Auf dem Boden neben dem Schreibtisch befand sich ein Globus. Tor beäugte die fremden Kontinente, die Inselketten und Eiskappen, die sich weit hinab in die gemäßigte Zone zogen.
    »Das erinnert an Kulissen für irgendein Stück«, sagte Nick. »Ich meine, alle drei Räume sehen aus wie Kulissen.«
    »Ein Stück?«, fragte George. »Für wen?«
    »Für die Kreaturen, die das Schiff gebaut haben. Ich glaube, das Ding fliegt rum und sammelt Artefakte aus fremden Zivilisationen. Es ist ein mobiles Museum.«
    Tor brauchte eine Minute, um den Gedanken zu verarbeiten. »Soll das heißen, das Schiff befindet sich auf einer Art archäologischer Mission?«
    »Das trifft es vielleicht nicht ganz. Aber, ja, sie könnten etwas Ähnliches tun wie die Akademie im letzten halben Jahrhundert.«
    »Dann glauben Sie also nicht, dass die Mannschaft wie ein Rudel Werwölfe aussieht?«
    »In dem Punkt könnten wir voreilig geurteilt haben«, sagte Hutch. »Hoffe ich.«
    Georges Erleichterung war unübersehbar. »Gut. Das wird einiges einfacher machen.«
    Auch Tor empfand Erleichterung. Wenn diese Wesen Archäologen waren, würden sie auch friedlich sein. Richtig? Richtig. Oder hatte etwa je jemand von einem feindseligen Archäologen gehört? »Vielleicht sollten wir uns langsam auf die Suche nach ihnen machen.«
    Ehe sie den Raum verließen, ging er noch einmal zurück, um einen weiteren Blick auf die Uhr zu werfen. Nun zeigte sie wenige Minuten nach Mitternacht an.
     
    Vor Nick hüpften die Lichtkegel über den Boden. Plötzlich war wieder Schwung in die Mission gekommen, eine innere Überzeugung, unter Freunden und Kollegen zu weilen. Nur Hutch schien immer noch recht vorsichtig zu sein, aber das, so viel war Nick bewusst, lag einfach in ihrer Natur.
    Sie hatte einige Probenbeutel mitgenommen, und sie blieben in regelmäßigen Abständen stehen, um eine Materialprobe von dem Gestein oder den Metalltüren zu kratzen.
    Der Korridor war im Abstand von etwa 30 Metern zu beiden Seiten von Türen gesäumt. Sollte dieser Bereich typisch für den Innenaufbau des Chindi sein, so schätzte Nick, dass es auf diesem Schiff Gänge mit angeschlossenen Lagerräumen geben musste, deren Gesamtlänge Tausende von Kilometern betrug. Er ließ sich ein paar Schritte zurückfallen, während er über die Bedeutung ihrer Funde sinnierte. Wie es aussah, war das Schiff ein gewaltiges Lager an Informationen, Artefakten, Reproduktionen und vielleicht sogar von kompletten historischen Darstellungen zu Zivilisationen, von deren Existenz sie bisher nicht einmal geahnt hatten. Anstelle der wenigen Zivilisationen, von denen die Menschen gewusst hatten, den Nok, den Monumenterbauern, der mysteriösen Spezies, die die Tempel auf Pinnacle erbaut hatte, den Bewohnern des verlorenen Planeten Maleiva III und der geheimnisvollen Falken, von denen die Menschheit nur durch deren Intervention auf Deepsix erfahren hatte, standen sie hier vor einer ganzen Enzyklopädie des Wissens.
    Die Fähigkeit, zu den Sternen zu reisen, und die Erkenntnis, dass die meisten extraterrestrischen Welten steril waren und sich auf den übrigen nur in den seltensten intelligente Wesen entwickelt hatten, hatte die Illusion genährt, dass es nur wenige echte Zivilisationen gab.
    Aber die Menschen neigten dazu, zu vergessen, wie

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