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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Lampe auf die Decke. Auch sie bestand aus Holz. Da waren Balken, und die Decke war niedriger als die in den anderen Räumen. »Das könnte eine Art Kapelle sein«, sagte sie. »Obwohl ich nicht weiß, was sie in einem so abgelegenen Teil des Schiffs zu suchen hat, wo sie nur mit Mühe erreichbar ist.«
    »Was hat das mit der Frage zu tun, ob sie tatsächlich so aussehen?«, fragte George, dessen illusorische Vorstellung von Außerirdischen offensichtlich im Zerfall begriffen war.
    »Falls das eine Kapelle ist«, antwortete Hutch, »dann ist das der Gott. Die meisten intelligenten Spezies halten sich selbst für Ebenbilder Gottes.«
    »Oh.« George konnte den Blick nicht von der Figur lösen, und Tor kam nicht umhin, den Mann zu bewundern: Offensichtlich empfand er furchtbare Angst, doch er gab seiner Angst nicht nach. Stattdessen wandte er sich nun doch endlich ab und fing an, langsam durch den Raum zu gehen und jede Einzelheit aufzuzeichnen. »Wir sollten etwas davon mitnehmen.«
    Tor berührte den Becher und stellte überrascht fest, dass er sich nicht rührte. »Er ist am Tisch befestigt«, sagte er.
    Hutch versuchte es mit der Schale. Auch sie war fest mit dem Tisch verbunden. Sogar das rote Tuch erwies sich als Illusion: Es war starr und steif wie Karton.
    Die Gegenstände an den Wänden waren sehr hoch angebracht, beinahe außer Reichweite. George konnte gerade einige der Masken und Waffen berühren. Auch sie waren sicher befestigt.
    »Eigentlich sollte uns das nicht überraschen«, stellte Hutch fest. »Ich habe wohl vorübergehend vergessen, wo wir sind. Aber ein Schiff muss manövrieren können, ohne dass alles durcheinander fliegt.«
    Sie kehrten auf den Korridor zurück, und George wandte sich nach links. Weg von der Luke. Tapfer, dachte Tor. Er gibt nicht auf. Aber auch Tor hätte es vorgezogen, zu der Landefähre zurückzukehren.
    »Einen noch«, sagte George.
    Und sie wandten sich der nächsten Tür zu.
     
    Der Raum war eine Ruine.
    Das Mobiliar war zertrümmert, die Wände auf der einen Seite des Raums voller Wasserflecken, auf der anderen verkohlt. Ein großer Topf lag in einem offenen Kamin. Ein halbes Dutzend Fenster säumte den Raum, und hinter ihnen konnten sie, so sie ihre Lampen darauf richteten, einen Wald erkennen: düstere Bäume, deren Äste wie Knochenfinger auf zwei Monde deuteten, und große, unheimliche Blüten, die sich zur Nacht geschlossen hatten und auf purpurfarbenen Büschen saßen, deren Blätter an Sensen erinnerten.
    Natürlich war auch das nur eine Illusion, aber sie wirkte bemerkenswert real.
    Die Fenster waren zerbrochen, aber die Scherben bestanden aus Kunststoff. Sie sahen gefährlich aus, waren jedoch nicht scharf.
    Auf der anderen Seite des Raums befand sich eine Tür, die zu dem Wald führte. Vor ihr stapelte sich ein Haufen Möbel. Ein Tisch, Holzstühle.
    Und das Merkwürdigste: »Die Tür ist nicht echt«, wie George bemerkte. »Das ist nur ein Teil der Wand.«
    »Sieht aus«, stellte Tor fest, »als hätte hier ein Kampf stattgefunden.«
     
    Die Neugier hatte sie fest im Griff, und während die meisten Räume leer waren, ging in einem das Licht an, als sie eintraten.
    Es stammte von einem kleinen Lüster in einem Zimmer, das mit weichen Sesseln und einem dick gepolsterten Sofa möbliert war. Außerdem gab es einen Ofen, der bei ihrem Betreten offenbar ebenfalls aktiviert worden war. Allerdings war es unmöglich, geringe Temperaturveränderungen innerhalb der schützenden Flickingerfelder wahrzunehmen. Tor jedoch hatte ein glimmendes Licht im Inneren des Geräts wahrgenommen, und er nahm an, dass der Ofen bereits jetzt anfing, Hitze abzustrahlen.
    Mehrere kunstvolle Tische standen über den Raum verteilt. Es gab vier elektrische Lampen mit rosaroten und blauen Schirmen. Als George sah, dass sie über Schalter verfügten, legte er einen von ihnen um und stellte entzückt fest, dass die Lampe funktionierte.
    An einer Wand stand ein Schreibtisch. Überall gab es Fußbänke und Schemel und schwere, dunkelblaue Samtvorhänge. Alles war, an menschlichen Maßstäben gemessen, um ein Drittel kleiner, was nichts daran änderte, dass der Raum eine überaus behagliche Atmosphäre ausstrahlte.
    Auch hier war nicht alles echt. Hinter den Vorhängen gab es keine Fenster, und die Vorhänge selbst waren entgegen dem äußeren Anschein steif und an Ort und Stelle fixiert.
    Auf dem Schreibtisch gab es eine Art Sprechanlage, und Tor nahm an, dass das Gerät Notizbuchfunktion erfüllen

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