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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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würden wir wissen, wo das Ding im Zielsystem zu finden ist, sollte es abreisen.«
    »So machen wir es«, sagte Tor.
    »Augenblick.« Hutch saß vor einem Glas Limonensaft und einem Mittagessen, dass sie bisher nicht einmal angerührt hatte. »Ihr geht davon aus, dass ein möglicher Sprung zu einem nahe gelegenen System führen wird. Aber nehmen wir einmal an, das Ding will zum Zybelenebel. Wir würden 18 Tage brauchen, um euch zu finden. Mindestens. Sollte irgendwas in der Art passieren, seid ihr tot.«
    George schüttelte den Kopf. Sie machte sich grundlos Sorgen. »Wenn wir die Positionierung der Tarnkappensatelliten betrachten, müssen die Flüge sich alle in einem relativ begrenzten Umkreis bewegt haben.«
    »Was ist mit der Beschleunigung?«, fragte Alyx. »Würden Sie nicht wild herumgeschleudert werden, wenn das Ding startet?«
    »Daran habe ich bisher gar nicht gedacht«, gestand Tor. »Beschleunigung. Wenn das Ding beschleunigt, überlebt da drin möglicherweise niemand.«
    »In diesem Punkt seid ihr vermutlich sicher«, widersprach Hutch. »Sie haben eine künstliche Gravitation, was bedeutet, dass sie wahrscheinlich auch irgendein Dämpfungsfeld haben werden.«
    »Was ist das?«, fragte Alyx.
    »Wir haben so etwas auch. Es hebt die Massenträgheit auf. Jedenfalls größtenteils. Das schützt uns davor, herumgeschleudert zu werden, wenn wir beschleunigen oder einen unruhigen Flug überstehen müssen.«
    »Hutch?« Bills Stimme. Sämtliche Köpfe drehten sich zu dem Sichtpaneel um, aber es war kein Bild zu sehen.
    »Ja, Bill?«
    »Der Schaden an der äußeren Luke repariert sich selbsttätig.« Nun flackerte ein Bild auf. »Das Loch füllt sich nach und nach.«
    »Wieder die Nanotechnologie«, kommentierte Tor.
    Alyx sah aus, als dächte sie über irgendetwas angestrengt nach. »Hutch«, sagte sie, »wir wissen, dass die Sache mit einem Risiko verbunden ist, aber ich denke, wir alle sind bereit, dieses Risiko auf uns zu nehmen. Warum haken wir diesen Punkt nicht einfach ab und überlegen uns, was wir als Nächstes tun sollen?«
    »Ich dachte«, bemerkte George einigermaßen verwundert, »Sie wollten nichts mit dem Chindi zu tun haben.«
    Alyx errötete. »Ich sitze eben nicht gern allein hier herum, während Sie das ganze Risiko tragen.«
    »Wie wäre es«, schlug Tor vor, »wenn wir unser Lager für achtundvierzig Stunden da drüben aufschlagen. Danach kehren wir alle zurück, und das war es dann.«
    »Egal, was passiert?«, fragte Hutch.
    »Egal, was passiert.« Er grinste sie an. »Es sei denn, wir haben bis dahin eine persönliche Beziehung zu der Mannschaft aufgebaut und werden zum Abendessen eingeladen.«
    »Achtundvierzig Stunden«, sagte Hutch und hielt den Cutter hoch. »Wenn ihr da drüben eine Chance haben wollt, eingesammelt zu werden, wenn der Ärger losgeht – und er wird irgendwann losgehen – dann werde ich auf der Memphis bleiben müssen.«
    »Okay.«
    »Aber ich möchte nicht im Unklaren gelassen werden, also werden wir Alyx Idee aufgreifen und einen Transmitter an der Ausstiegsluke installieren. Und wir werden einen Zwischensender einsetzen. Das sollte die Kommunikation deutlich verbessern.«
     
    Alyx überprüfte ihre Sicherheitsleine. Sie stand zwischen Tor und George auf der felsigen Oberfläche des Chindi und blickte hinauf zu Hutch, die sie durch die Frontscheibe beobachtete.
    Die Ladeluke öffnete sich, und sie luden die mobile Kuppel, die Lufttanks, zwei Energiezellen und einen kleinen Vorrat an Wasser und Nahrungsmitteln aus, der ein paar Tage reichen sollte. Als sie fertig waren, winkten sie. Hutch winkte ebenfalls, wünschte ihnen viel Glück und startete die Fähre. Alyx sah zu, wie das Fahrzeug abdrehte und auf die Memphis zuhielt, die sehr klein und sehr weit entfernt schien.
    Als sie sich der Mission angeschlossen hatte, wäre Alyx im Traum nicht eingefallen, dass sie tatsächlich etwas erreichen würden. Die Gesellschaft war von jeher in erster Linie eine soziale Organisation gewesen. Sie hatten Menschen ausgeschickt, um Orte anzusehen, an denen es zu Sichtungen gekommen war, aber sie alle verstanden die ganze Sache als ein Spiel, eine Fantasiegeschichte, der sie sich mit Freude hingaben. Diese Reise hatte sie von der Erde fortgeführt, und doch war es für Alyx immer noch eine Art Vergnügungsfahrt geblieben, eine Abwechslung von ihrem Alltagsleben, Ferien mit alten Freunden. Aber nun stand sie hier, auf dem Rumpf eines außerirdischen Schiffs, und sie fürchtete sich.

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