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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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zunahm. Der Eindruck, die Welt hätte sich auf den Kopf gestellt, sich von ihm abgewandt, war keine mentale Verirrung, wie er geglaubt hatte. Die Hauptstraße fiel ab, fiel in Richtung Erste Straße. In Richtung Grube.
    »Das liegt an der Beschleunigung«, erklärte Hutch.
    Es wurde schlimmer, und er fragte sich schon, ob das Dämpfungsfeld stark genug war. Falls der Chindi noch stärker beschleunigte, war er in Schwierigkeiten. »Kannst du mich hier herausholen?«
    »Nein. Nicht, bevor er seine Reisegeschwindigkeit erreicht hat.«
    All die Zuversicht, die er zuvor zur Schau gestellt hatte, schien nun in ein schwarzes Loch zu stürzen. »Wann, denkst du, wird das der Fall sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Na ja, wenigstens geht es zur Kuppel bergab.«
    »Tor«, sagte Hutch, »geht es dir gut?«
    »Schätze schon. Bist du sicher, dass er tot ist? Ich kann von hier aus so schlecht sehen.«
    »Ja, ich bin sicher.«
    »Aber Alyx ist bei dir?«
    »Sie ist an Bord.«
    Er schaltete die Lampe aus, stand im Dunkeln und umklammerte die Leiter. Der Neigungswinkel schien nun stabil zu sein, und er glaubte, das Gefälle wäre sanft genug, dass er sich zu der Kuppel würde zurücktasten können. Was er bald tun musste, da sein Luftvorrat zur Neige ging.
    Nach einer Weile fiel kein Schnee mehr durch die Luke, und die Sterne kehrten zurück. Da waren drei sehr helle Sterne, ein Dreieck, blendend weiß und genau im Zentrum des Lochs, das er in die Luke geschnitten hatte. Trotz der starken Beschleunigung schuf ihre starre Position die Illusion, er würde sich nicht bewegen, würde nirgendwohin fliegen, und Hutch könnte einfach herkommen und ihn herausholen, wann immer es ihr gefiel.
    »Tor, wie viel Luft hast du noch?« Ihre Stimme schien gleich neben ihm zu erklingen. Sie war irgendwie rau, angefüllt mit Leidenschaft, so wie er es sich immer gewünscht hatte. Leidenschaft für ihn. Bilder fluteten seinen Geist, von ihrer zarten Haut, ihren Lippen, ihren kristallklaren blauen Augen. Unglaublich, in der endlosen Dunkelheit im Inneren des Chindi, auf der Reise nach Gott-weiß-wohin, stellte er sich Hutch an seiner Seite vor, sanft, biegsam, beruhigend.
    Auf eine Weise, wie er sie noch nie erlebt hatte.
    Sein Luftvorrat ging in der Tat zur Neige. Er hatte einen Vorrat für sechs Stunden mit sich herumgetragen, und er war schon lange nicht mehr in der Kuppel gewesen. Aber er wollte sich nicht von der Ausstiegsluke entfernen. Wollte nicht in das tiefe Innere des Chindi zurückkehren.
    »Keine Chance, dass du mich holen kannst, wenn das Ding den Sturm verlässt, was?«
    »Unwahrscheinlich, jedenfalls so lange, wie das Schiff beschleunigt.«
    »Kannst du dich der Geschwindigkeit nicht anpassen?«
    »Du kämest gar nicht lebend aus der Luke heraus.«
    Der Himmel hinter der Luke sah so ruhig und friedlich aus. Kaum zu fassen, dass er nicht hinausgehen konnte. Er zog den Schraubenschlüssel aus der Weste, kletterte die Leiter hinauf, bis er noch einen halben Meter von der Öffnung entfernt war, und warf das Werkzeug nach oben. Es krachte gegen die Rückseite der Luke und verschwand buchstäblich.
    »Ich glaube, du könntest Recht haben«, sagte er.
    »Also wirst du jetzt zu der Kuppel zurückkehren?«
    Er starrte den finsteren Korridor hinunter. »Ja.«
    »Du hast doch noch genug, um es bis dahin zu schaffen? Luft?«
    »Ich habe genug Luft.« Er schaltete die Lampe wieder an. Die Kuppel war ziemlich weit von ihm entfernt, hinten im Schiff, was nun gleichbedeutend mit unten war. Er löste sich von der Leiter und tat ein paar vorsichtige Schritte, wobei er sich gegen den instinktiven Drang wehren musste, einfach loszulaufen und den Vorteil des Gefälles auszunutzen. Bei dieser geringen Gravitation hätte er das vielleicht tun können. Hier war er weitaus behänder, als er es zu Hause je hätte sein können, aber gerade darin lag auch die Gefahr.
    Außerdem hatte er mehr als genug Zeit.
    »Ich komme zurück und hole dich, Tor. Sobald das Schiff seine Reisegeschwindigkeit erreicht hat.«
    Falls es das je tut. Er bildete sich ein, Echos in den ausgedehnten Korridoren zu hören, und fragte sich, ob er auf die Suche nach einem Piloten gehen sollte, wenn er die Sauerstofftanks erst gefüllt hatte, auf die Suche nach was immer auf diesem Monsterschiff die Brücke darstellen mochte, um sich vorzustellen. Hallo. Mein Name ist Vinderwahl, und ich scheine auf Ihrem Schiff gestrandet zu sein. Tut mir furchtbar Leid. Denken Sie, Sie könnten mich

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