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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Zwillingstöchter auf dem Schreibtisch. Dann gab es noch Fotos, die die Direktorin mit Oberright zeigten, mit Simpson und Dawes, mit dem Simm-Star Dashel Banner und mit dem Präsidenten. Alles in allem hatten diese Wände ein beachtliches Einschüchterungspotenzial.
    Preach bat um ein Glas Bordeaux, Hutch entschied sich für Mandellikör. Das dritte Glas füllte die Direktorin mit Brandy, ehe sie hinter ihrem gewaltigen Walnussschreibtisch Platz nahm.
    Sie nippte an ihrem Drink. Derweil wanderte ihr Blick zwischen ihren beiden Gästen hin und her, deren Verwirrung sie regelrecht zu genießen schien. »Ich nehme an«, sagte sie schließlich, »Sie haben von der Benjamin-Mission gehört?«
    Natürlich wusste Hutch von der Mission, aber Preach schüttelte den Kopf. Nein, er hatte keine Ahnung, wovon die Direktorin sprach. »Das war eine Forschungsmission, die einen Neutronenstern untersucht hat«, erklärte Hutch. »Ist schon ein paar Jahre her. Es gab Gerüchte, sie hätten dort etwas gehört. Irgendeine Art Funkübertragung. Elf-Null-Sieben, nicht wahr? Aber diese Geschichte wurde nie bewiesen.«
    »Es war nicht nur ein Gerücht«, sagte Virgil. »Sie haben ein Funksignal aufgefangen, das offenbar nicht natürlichen Ursprungs war.«
    »Wer war noch da draußen?«, fragte Preach.
    »Tja, das ist die große Frage, nicht wahr? Niemand war auch nur in der Nähe.« Sie stellte ihr Glas ab. »Langley ist sechs Monate dort geblieben. Der Captain. Aber sie haben das Signal nie wieder empfangen. Nicht das kleinste Flüstern.«
    Preach zuckte mit den Schultern. »Das ist nichts Besonderes. Die Leute hören dauernd irgendwas.«
    »Preacher, sie haben ein Satelliten-Array für die Suche eingesetzt. Als sie zurückgekehrt sind, haben sie die Satelliten dort gelassen.«
    »Und einer von ihnen«, mutmaßte Hutch, »hat das Signal ein weiteres Mal aufgefangen.«
    Virgil wandte sich ab und starrte durch das Fenster in den Hof. »Das ist richtig. Es gab eine zweite Aufzeichnung. Der Bericht ist uns vor drei Wochen zugegangen.«
    »Und…?«
    »Die Quelle liegt im Orbit um den Neutronenstern.«
    »Vermutlich nur eine Anomalie«, sagte Preach. »In der Nähe von so einem Monstrum ist alles möglich. Oder hat schon jemand eine Möglichkeit gefunden, das Signal zu entschlüsseln?«
    »Nein. Wir hatten bisher keinen Erfolg bei dem Versuch, es zu decodieren.«
    Preach sah unzufrieden aus. »Wie lang ist die Transmission?«
    »Nicht lang. So wie die erste. Etwas mehr als eine Sekunde. Der Erfassungsbereich ist sehr schmal. Der Satellit hat ihn ziemlich schnell passiert. Es ist ein gerichtetes Signal.«
    »Gerichtet? Wohin?«
    Sie warf die Hände in die Luft. »Die Richtung stimmt mit der ersten Übermittlung überein, aber wir kennen das Ziel nicht.«
    »Das ist nicht gerade hilfreich.«
    Die Direktorin zuckte mit den Schultern. »Es scheint gar kein Ziel zu geben. In der Richtung befindet sich kein Planetensystem, und wir konnten keine außergewöhnlichen Objekte in dem Bereich erkennen.«
    »Was nichts bedeuten muss«, kommentierte Preach.
    Virgil sah ihm direkt in die Augen, rein geschäftlich, versteht sich. »Wir wissen schlicht und einfach nicht genau, was da vor sich geht. Vielleicht ist es gar nichts. Einige unserer Leute nehmen an, dass es sich um eine Art temporaler Reflexion handelt, ein Signal von einer zukünftigen Mission. Irgendetwas, das durch die Zeitverzerrung hervorgebracht wird.«
    Hutch wusste, dass Zeitverzerrungen sogar unter extremen Bedingungen nur über wenige Sekunden wirkten, aber sie enthielt sich eines Kommentars. Dennoch war ihr klar, wohin das Ganze führen sollte. Was nicht sonderlich schwer zu erraten war. Man würde sie bitten, Forscher dorthin zu bringen und zu warten, während die Wissenschaftler lauschten, um sie anschließend zurückzufliegen.
    Im Schein der Tischlampe studierte Preach den Bordeaux in seinem Glas. »Sie wollen jemanden dort hinausschicken, um die Sache zu untersuchen.«
    »Fast.« Virgil trank ihr Glas leer, stellte es auf dem Tisch ab und musterte Hutch aufmerksam. Die Menschheit erkundete die weitere Umgebung des Planeten nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Gefunden hatten sie eine Hand voll lebendiger Welten, einige Ruinen und die Nok. »Hutch, ist Ihnen die Gesellschaft Kontaktsuchender ein Begriff?«
    »Sicher. Das ist ein Haufen Verrückter, die außerirdische Zivilisationen aufspüren wollen.«
    »Nicht ganz«, entgegnete Virgil. »Und ich bin nicht sicher, ob diese

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