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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sich auf den Weg, um sich von Wolfie zu verabschieden.
    Die Korridore, die einst so breit und großzügig gewirkt hatten, schienen ihn nun zu erdrücken. Der Werwolf wartete im Dunkeln auf ihn. Eine weitere Kreatur, weitab von zu Hause.
    Verirrte Reisende.
    Im Licht der Lampe betrachtete ihn Tor. Allmählich konnte er der Bedeutung dessen erfassen, was Hutch über die Geschwindigkeit des Chindi gesagt hatte, und er fühlte sich umso mehr isoliert. Während er da stand, erkannte er, warum der Chindi nie gesprungen war, warum er mit so hoher Geschwindigkeit flog. Und langsam entwickelte er ein Gefühl dafür, wie alt dieses Schiff sein musste.
    Als sie das Schiff entdeckt hatten, hatte George auf einen Dialog mit seiner Mannschaft gehofft. Hallo, wir sind von der Erde. Wo kommt ihr her?
    »Wie geht es dir, Wolfie?« Diese Gestalt entsprach vermutlich der Vorstellung, die sich irgendein Wesen irgendwo vom Herrscher des Universums gemacht hatte. Tor starrte sie einige Minuten lang an. Sie wirkte vernünftig. Und ernst. Man könnte beinahe behaupten, sie hätte etwas Majestätisches.
    Wenn irgendetwas den Einen darstellen sollte, so musste es wohl Vernunft ausstrahlen. Anatomische Merkmale schienen dagegen kaum von Bedeutung.
    »Ich habe nie an dich geglaubt«, erklärte Tor. »Und ich tue es immer noch nicht.« Er schaltete das Licht aus. »Leb wohl, Wolfie. Ich werde hier wohl nicht wieder auftauchen.«
    Er glaubte, die Augen der Kreatur im Dunkeln zu sehen.
    Und während er zur Tür zurückwich, fügte er hinzu: »Solltest du allerdings eine Möglichkeit sehen, mir zu helfen, wäre ich dir wirklich dankbar.«
     
    Er pumpte seine Tanks voll, vermutlich zum letzten Mal, und legte sie zur Seite. Die Energiezelle war beinahe erschöpft. Wollte er die Dinge in die Länge ziehen, so blieb er am besten in der Kuppel, bis das Licht ausginge. Metaphorisch, natürlich, schließlich hatte er längst alles abgeschaltet, was abgeschaltet werden konnte. Dennoch sollte er hier bleiben und warten, bis die Lebenserhaltung ausging und die Luft schlecht wurde. Erst danach sollte er seine Tanks benutzen.
    Das war, was er tun sollte. Vielleicht wäre es aber einfacher, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Plötzlich sah er vor seinem inneren Auge, wie die Memphis längsseits ging und ihn nur noch tot bergen konnte. Sah Hutch, in Tränen aufgelöst, untröstlich, sah, wie sie ihn in ihren Armen hielt, wie sie die verlorene Zeit beklagte, die sie miteinander hätten verbringen können.
    Merkwürdig. Dieser Vorstellung haftete ein gewisses Gefühl der Befriedigung an.
    Hutch sprach noch immer mit ihm, und der Zwischensender trug ihre Stimme herbei. Er wusste, dass sie es nicht leicht hatte. Aber sie hätte es nicht einmal leicht gehabt, wäre er ein Fremder für sie. Es war nie einfach, daneben zu stehen und einem anderen Menschen beim Sterben zuzusehen.
    Nun, was immer auch geschehen mochte, er würde sich nicht das eigene Licht ausknipsen. Niemand würde Vinderwahl dabei erwischen, dass er den Stecker zog. Nein, Ma’am.
    »Tor.« Wieder ihre Stimme, doch nun klang sie furchtbar weit entfernt. »Wir haben eine Idee, wie wir dich immer noch retten könnten. Und sie ist besser ab die andere. Halt durch.«
    Eine neue Idee. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht versuchen wollten, den Chefingenieur des Chindi um Hilfe zu bitten.
    Zehn Minuten später versagte die Lebenserhaltung. Die Ventilatoren verstummten. Das Summen in den Wänden verstummte. Er schaltete eine Lampe ein und stellte überrascht fest, dass sie noch funktionierte. Der Lichtschein war schwach, aber er war da. Energiesparen war nun nicht mehr von Bedeutung, also ließ er sie brennen und blieb ruhig sitzen, bis die Luft in der Kuppel sich schwer anfühlte,bis sie ihn an sein Abenteuer im Waschraum erinnerte. Dann legte er das Flickingergeschirr an, koppelte die Tanks an und aktivierte das Energiefeld.
    Er schaltete die Lampe aus und kehrte zurück zur Ausstiegsluke.

 
Kapitel 34
     
     
In jedem wahren Frauenherzen steckt ein Funken himmlischen Feuers, der schläft, so lang das helle Glück noch leuchtet, der aber aufglimmt, glänzt und glüht in der dunklen Stunde der Not.
    Washington Irving,
The Sketchbook, 1820
     
    Etwa zu der Zeit, zu der die Energieversorgung in Tors Kuppel zusammenbrechen musste, meldeten die McCarver und die Longworth, dass sie samt einem Haufen Taue und Verbindungselemente auf dem Weg seien. Bill fing an, ein ständiges Ortungssignal zu senden, damit die

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