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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Aufmerksamkeit gewidmet.
    Tor hatte viel Zeit mit seinem Tagebuch verbracht, hatte seine Erfahrungen zwischen Ausstellungen und der Oberfläche auf dem Rumpf des Schiffs festgehalten. Seit die Memphis fort war, hatte er keine Aufzeichnungen mehr von den einzelnen Räumen anfertigen können. Aber als er seine Notizen erneut gelesen und als weinerlich eingestuft hatte, hatte er viele Passage gelöscht und neu angefertigt. Irgendwann würde irgendjemand kommen, davon war er überzeugt. Sollte er letzte Worte hinterlassen, so würden sie zu einem Teil der Chindi-Legende werden, also bemühte er sich, kühl, distanziert und humorvoll zu wirken. Er stellte sich vor, wie die Menschen im Smithsonian ein Model des einen oder anderen Ausstellungsraums bewundern würden, um schließlich bei den Betrachtungen von Tor Vinderwahl zu landen.
    Ja, kühl und distanziert. Die Art Mensch, die jeder gern gekannt hätte.
    Er sah zu, wie der Roboter weiterrollte und schließlich um eine Ecke verschwand. Daher überlegte Tor, wie wunderbar es wäre, würde seine Taktik funktionieren, würde das Ding direkt zur Brücke rollen und den Captain rufen. Tor wartet in der Nähe der Ausstiegsluke, Sir. Er braucht ein paar Kanister Sauerstoff. Nur so viel, dass er überlebt, bis die Memphis kommt und ihn abholt. Es war schön, Sie an Bord zu haben, Mr Vinderwahl. Schauen Sie doch wieder einmal rein, wenn Sie in der Gegend sind.
     
    Er zog sich in die Kuppel zurück und füllte seine Tanks auf. Die Statusleuchte wurde allmählich schwächer. Mit einem Gefühl der Verlorenheit, der Einsamkeit und des Selbstmitleids stand er vor der Pumpe. Doch dann schüttelte er es so weit wie möglich ab und ging wieder hinaus, um auf die Memphis zu warten, die bald vorüberziehen würde.
    Auch Hutch war draußen, auf dem Rumpf ihres Schiffs. Das hatte sie ihm zweimal gesagt. Er warf einen Blick zur Uhr. Nur noch ein paar Minuten. Natürlich konnte er nicht wissen, ob ihre Zeitangaben exakt waren. Üblicherweise ließ eine Formulierung wie wir sind in eineinhalb Stunden da eher auf eine gewisse Abweichung nach oben oder unten schließen.
    »Hutch«, sagte er dem Commlink. »Ich wollte den Rest meines Lebens mit dir verbringen.« Dann grinste er. Wie es aussah, war genau das der Fall.
    Das leise Summen des Universums kehrte zurück. Du musst nur achtsam lauschen, so hieß es in einem alten Lied, dann hörst du Beteigeuze rauschen.
    »Ich bin immer noch da, Tor.«
    Hutchs Stimme wieder, elektrifizierend nah, als säße sie hinter ihm oder hinter einem der Hügel.
    »Hutch? Kannst du mich hören? Sag mir, falls du mich hören kannst.«
    »Du bist jetzt nur noch wenige Sekunden von mir entfernt. Ich wünschte, du könntest mit mir reden.«
    Geht mir ähnlich.
    Die Bergrücken zu beiden Seiten der Luke waren nicht sonderlich hoch, kaum mehr als kleine Wellen im Fels, dennoch wählte er einen Punkt aus, den höchsten Punkt, wenngleich er beinahe über ihn hinwegsehen konnte. Er ging hin, schüttelte den Kopf und kletterte hinauf. Die Memphis sollte direkt vor ihm sein. Irgendwo vor dem Bug des Schiffs. Jenseits der Stelle, an der sich die Grate trafen. Irgendwo.
    Geduldig wartete er, die Augen mit der Hand vor einem imaginären Lichtschein abgeschirmt. Da war eine Bewegung. Aber es war nur ein Staubregen. Ein Mikrometeor.
    Und dann: »Ich liebe dich, Tor.«
    Wenigstens eine gute Neuigkeit.
     
    Er nahm eine vage Veränderung in der Transmission wahr, in ihrer Stimme, die ihm verriet, dass er sich auf der abnehmenden Seite des Dopplereffekts befand. »Leb wohl, Priscilla«, sagte er.
    Er blieb auf den Beinen und wünschte, ein verirrter Felsen würde sich seiner annehmen und ihm jede weitere Entscheidung abnehmen, wünschte, es wäre wenigstens endlich vorbei.
    Sie hatte Recht behalten. Nichts auf dem Chindi war es wert, sein Leben dafür zu geben. Gewiss mochte es das Schiff in irgendeiner obskuren, philosophischen Betrachtungsweise wert sein, dafür zu sterben, aber nur, solange jemand anders dafür starb. Als Pete und Herman und die anderen ihr Leben gelassen hatten, hatte ihr Sterben den Anschein einer tapferen und edlen Tat erweckt. Sie hatten dem ultimativen Zweck das ultimative Opfer gebracht und ein Fenster geöffnet, durch das die Spezies zumindest den Hauch einer Ahnung von ihren Nachbarn gewinnen konnte.
    Aber die Anwesenheit von Priscilla Hutchins auf der Memphis unterstrich zweifelsfrei, warum es besser war zu leben.
     
    Er kletterte wieder hinab und machte

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