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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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bisschen. Bill lieferte die Musik, und sie sangen gemeinsam mit, auch wenn sich Hutch im Wettstreit mit Alyx’ wundervoller Altstimme auch ein wenig unzureichend vorkam. »Sie singen gut, Hutch«, versicherte ihr Alyx. »Ich glaube, Sie könnten sogar professionell singen, wenn Sie es wollten.«
    Hutch wusste es besser.
    »Ich meine das ernst. Ihnen fehlt nur ein bisschen Übung. Und Sie müssten natürlich Ihre Hemmungen ablegen.«
    »Welche Hemmungen?«
    Das brachte ihr ein verhaltenes Ächzen ein. »Ach, meine Liebe, Sie haben eine ganze Wagenladung davon.«
    Alyx und Herman arbeiteten ein anstrengendes Fitnessprogramm ab. Hutch achtete zwar stets darauf, während ihrer Flüge auch den Fitnessraum ausgiebig zu nutzen, aber sie war in diesem Punkt weitaus nachlässiger.
    Sie sahen sich viele Simms an. Zwar variierten ihre Geschmäcker, doch das glichen sie durch ein abwechslungsreiches Programm aus, wenn sich alle gemeinsam zum Thriller des Abends einfanden. Oder der Romanze oder was auch immer. Auch bei den Haupt- und Nebenrollen wechselten sie sich ab. Herman spielte gern Al Trent, Jason Cordmans gefeierten Detektiv; George zeigte sich eines denkwürdigen Abends als Julius Cäsar; und Hutch nahm die Herausforderung an und spielte Vengada, den maskierten Helden des 21. Jahrhunderts. Sogar Alyx nahm mit Freude an den Spielen teil, gab die Cleopatra zu Georges Cäsar und später die Delilah zu Hermans Samson, obwohl keiner von beiden für die jeweilige Rolle geeignet schien: Herman konnte der Intensität der Figur nicht gerecht werden – niemand hätte ihm je abgenommen, dass er einen Tempel eigenhändig in Schutt und Asche legen würde; und Alyx war schlicht unfähig, ihre gute Laune zu verbergen.
    Hermans Verehrung für Alyx hielt derweil vor. Zwar gab er sich Mühe, sich nichts davon anmerken zu lassen, aber seine Stimme kletterte immer eine oder zwei Oktaven höher, sobald sie den Raum betrat. Eines der Probleme in der engen Gemeinschaft an Bord eines interstellaren Schiffs ist, dass man unmöglich irgendetwas dauerhaft geheim halten kann. Die Menschen waren einander zu nahe, ihre Emotionen zu transparent.
    Hutch las recht viel. Und sie verbrachte immer mehr Zeit mit George, der alle möglichen dokumentarischen Beweismaterialien aufweisen konnte für die These, dass es im Zuge der Erdgeschichte etliche Überfälle durch Aliens gegeben habe. Er zeigte ihr Bilder von Schnitzereien und Hinweise in alter Literatur und Berichte über Sichtungen, die kaum zu bestreiten waren. Doch lebenslange Überzeugungen ließen sich nicht so einfach ablegen. Die Vorstellung, dass Außerirdische die Erde besucht hatten, kam Hutch absurd vor, obwohl sie von mindestens zwei Rassen wusste, die vor langer Zeit schon zu interstellaren Reisen fähig gewesen waren. Dennoch hörte sie ihm gern zu, gefesselt von seinem strahlenden Enthusiasmus.
    Ihre Passagiere waren tatsächlich alle Gläubige, sogar Pete, und sie fing an, sich selbst für die Sache zu erwärmen, zu hoffen, dass die Mission ein Erfolg sein würde.
    Die Memphis war etwa sechs Wochen unterwegs, als sie einen Zwischenstopp bei Outpost einlegten, um die beiden letzten Passagiere an Bord zu nehmen.
     
    Nick Carmentine hatte seine UFO-Karriere als begeisterter Fan okkulter Geschichten begonnen. Er liebte wütende Mumien, Vampire, Dämonen, geisterhafte Kreaturen, die durch nicht ganz so verlassene Häuser spukten, und Stimmen aus dem Nichts, herbeigetragen von nächtlichen Winden. Angefangen hatte er mit Poe und Lovecraft, ehe er sich durch Massengale und DiLillo gearbeitet hatte. Der Schauder der dunklen Seite des Mondes, der offenen Gräber, des schrecklichen Geheimnisses in der Mansarde hielt ihn gefangen. Das war sein Leben, und wenn er in späteren Lebensjahren auch die Grenzen des Genres überschritten hatte, hatte er es doch nie ganz hinter sich gelassen.
    Er hatte es versucht. Für einen Bestattungsunternehmer war eine solche Leidenschaft durchaus nicht ungefährlich. Hätten seine Kunden je von seinen blutrünstigen Vorlieben erfahren, sie hätten ihm samt und sonders den Rücken gekehrt. Und folglich hatte er sich den UFOs zugewandt, denen ebenfalls ein kräftiger Hauch des Geheimnisvollen anhaftete, jedoch ohne das Drum und Dran, das ihn seinen Ruf kosten konnte.
    Im Lauf der Zeit hatte die Jagd nach nächtlichen Besuchern aus anderen Welten die Vampire verdrängt, und schließlich hatte er sich der Gesellschaft Kontaktsuchender angeschlossen.
    Sein Vater war

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