Chindi
dem sie sich gerade aufhielt.
Dennoch lief es darauf hinaus, dass sie einen ehemaligen Freund an Bord hatte, was sich auf die zwischenmenschlichen Beziehungen auswirkte und eine äußerst unangenehme Situation schuf.
Während der ersten Tage nach Tors Ankunft an Bord des Schiffs verbrachte Hutch weniger Zeit mit ihren Passagieren und schloss sich beinahe auf der Brücke ein. Aber als Tor sich scheinbar nach Kräften bemühte, alles zu vermeiden, was zu Problemen führen könnte, nahm sie allmählich ihr altes Verhalten wieder auf.
Während der letzten Tage der Reise nach 1107 verbrachte sie viel Zeit damit, sich mit Preach zu unterhalten. Unterhalten war vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Sie waren einige Stunden voneinander getrennt und benutzten die Hypercomm, weshalb die Konversation in erster Linie aus langen Monologen und langen Wartezeiten bestand. Das war etwas ganz anderes als ein Gespräch mit einer Person, die im selben Raum saß, und die Erfahrung konnte trotz des langjährigen Umgangs beider Seiten mit dieser Problematik recht frustrierend sein.
Dieser Vorgang hatte Hutch schon vor langer Zeit einiges über die Besonderheiten menschlicher Kommunikation gelehrt. Über die Dinge, die wirklich wichtig waren, also keineswegs die Worte, nicht einmal der Ton, sondern vor allem die Augenblicksreaktionen der Gesprächspartner aufeinander, das plötzliche Flackern von Verständnis in den Augen des anderen, die erhobene Hand, die eine Nachfrage begleitete, das Zeichen des Wohlwollens oder der Ablehnung oder einer anderen Gemütsregung, die von einem Satz ausgelöst werden mochte. Was brachte es dagegen, zu einem Standbild beispielsweise zu sagen: Ich würde gern mehr Zeit mit dir verbringen, um dann über eine Stunde auf die Reaktion zu warten, die als Teil einer langen Antwort eintreffen würde?
Also sagte sie nichts dergleichen. Nichts Persönliches. Nichts, das sie nicht auch unter diesen Umständen anhand seiner Reaktionen wieder geraderücken könnte. Sie mochte Preach, mehr als alle anderen Menschen, die ihr während einer langen Zeit begegnet waren. Sie genoss die Stunden, in denen sie sich mit ihm unterhalten konnte, in denen sie ihm erzählen konnte, was sie gerade las und wie aufgeregt alle waren, nun, da sie 1107 schon so nahe waren.
Zu Beginn hatte der Austausch unregelmäßig stattgefunden, vielleicht zweimal am Tag, und sich vorwiegend um die Einzelheiten der Mission gedreht und darum, dass Preachs Passagiere ebenso aufgeregt waren wie ihre. Die Condor-Gruppe bestand aus zehn Personen, sechs Männer und vier Frauen. Fünf gehörten einem Firmenvorstand an, einer war Präsident von World Food Store, zwei waren Hochschulrektoren. Dann gab es noch einen bekannten katholischen Bischof, der nach einer Meinungsverschiedenheit mit dem Vatikan berühmt geworden war. Außerdem weilte der Komödiant Harry Brubaker unter Preachs Passagieren.
»Harry«, sagte Preach, »behauptet, er sei nur auf der Suche nach neuem Material für seine Arbeit.«
Der Schwerpunkt der Mission war jedoch ein anderer. Im Gegensatz zu Hutchs Leuten, die sich auf die Suche nach Gerätschaften begeben wollten, verfolgten jene Leute die vage Hoffnung, das Planetensystem an Punkt B könnte eine fortgeschrittene Zivilisation beherbergen. »Keiner von denen würde jemals zugeben, dass er das für wahrscheinlich hält, aber sie sind alle ganz aufgeregt, wenn das Thema zur Sprache kommt.«
Die Anwesenheit des Bischofs hatte Hutch verblüfft. »Er hat erst vor kurzer Zeit Interesse an der Möglichkeit eines Kontakts entwickelt«, erzählte ihr Preach. »Er denkt, dass alles, was Menschen bisher über Gott geglaubt haben, in Frage gestellt würde, sollten wir eine Begegnung mit Außerirdischen erleben. Dann müssten wir unser Blickfeld erweitern, und sollte so etwas geschehen, dann möchte er daran teilhaben.«
Sie sah, wie seine Augen ebenfalls zu leuchten begannen, während er die Motive seiner Passagiere beschrieb. »Ich weiß, was du denkst, Hutch«, fuhr er fort. »Und du hast Recht. Mir ist die wissenschaftliche Seite dieser ganzen Geschichte relativ egal, aber es wird eine Menge Aufsehen erregen, sollten wir tatsächlich etwas finden, und das kann für einen unabhängigen Auftragspiloten nur von Vorteil sein. Mir wäre es wirklich sehr recht, wenn wir tatsächlich etwas fänden. Da fällt mir ein, ich wollte dir noch etwas erzählen…« Und schon lieferte er ihr einen Bericht über zwei seiner Passagiere, die in flagranti
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