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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wusste er, sie würden Hutch nicht dazu bewegen, sich bei ihm zu melden – so großzügig und talentiert er auch darin dargestellt wurde. Vermutlich würde sie sie nicht einmal zu sehen bekommen.
    Wenige Tage später ging er an Bord eines Handelstransporters Richtung Koestler’s Rock, einer verwirrenden Welt voller Felsen und tobender Meere im Orbit eines Gasriesen. Tor malte die Ringe, hielt fest, wie sie über der rauen See aufstiegen, als ihn eine Nachricht von George erreichte. WICHTIGE ENTDECKUNG MÖGLICH. Zunächst war er nicht interessiert, doch dann erfuhr er, dass ein Pilot von der Akademie zum Einsatz kommen sollte.
    Also antwortete er. Er wagte kaum zu hoffen, dennoch erkundigte er sich nach der Dauer der Mission, der Art der Signale und nach diversen anderen Dingen, die ihn überhaupt nicht interessierten, um jene eine Frage zu kaschieren, die ihm wirklich am Herzen lag. »Da fällt mir ein, kennen Sie den Namen des Piloten?«
    Qualvolle fünf Tage musste er auf die Antwort warten. »Hutchings.«
    George hatte den Namen zwar falsch geschrieben, dennoch wusste Tor, dass er den Hauptgewinn gezogen hatte.
     
    Er ging an Bord eines Transportschiffes nach Outpost und beschloss, da er arg früh dort eintraf, sich während der Wartezeit seiner Arbeit zu widmen, entschied gar, dass seine Chancen bei Hutch am besten sein dürften, wenn er dafür sorgte, dass sie ihn bei der Arbeit antraf. Dass sie sah, was er tat.
    Der Gasriese bei Outpost war enorm groß. Er hatte etwa die sechsfache Masse des Jupiter. Sein Name war Salivars Hatch, nach einem Piloten, der vor 20 Jahren in seinen Wolken verschwunden war. Um ihn herum gab es über 30 Monde, nicht mitgezählt die Schäferhundmonde in seinem prachtvollen Ringsystem. Einige besaßen eine Atmosphäre, auf mehreren gab es geologische Aktivität, zwei verbargen Meere unter ihrer eisigen Oberfläche, aber Leben gab es auf keinem der Monde. Einundzwanzig war ein kleiner Klumpen aus Eis und Gestein, nicht ganz halb so groß wie Luna.
    Der größte Teil der Oberfläche war mit spitzen Bergen, Kratern und steilen Klippen bedeckt, doch fast ein Viertel der Fläche wurde von einer gewaltigen Ebene beherrscht, hervorgebracht durch eine Flut von Lava, die sich vor Äonen über das Gelände ergossen hatte und dort erstarrt war.
    Als Hutch sich dem Mond näherte, meldete sich Bill zu Wort. »Transmission von der Wendy Jay für Sie, Hutch.«
    Vermutlich von Kurt Eichner, dem dienstältesten Captain der Akademie und einem Ausbund teutonischer Tüchtigkeit. Bei ihm hatte ein jedes Ding seinen Platz. Kurt war der einzige Offizier der Akademie, dem sie zugetraut hätte, sein Schiff komplett zu zerlegen und eigenhändig wieder zusammenzubauen.
    Sicher gab es auch eine weiche Seite an ihm, die er seinen Passagieren nie zeigen würde. Selbst im direkten Umgang verhielt er sich zwar höflich, zeigte sich aber stets kurz angebunden. Das Baby ist da, Gnädigste. Sie können sich nun aufsetzen.
    Er mochte Hutch. Andererseits mochte er alle Pilotinnen, ließ aber gewissenhaft die Hände von ihnen. Was ihn zu der vorsichtigen Zurückhaltung trieb, wusste sie nicht. Immerhin hatte er in jüngeren Jahren den Ruf eines Lebemannes innegehabt. Aber davon hatte sie nie etwas bemerkt, obwohl sie ihn dann und wann sogar ermutigt hatte.
    Noch immer erinnerte sie sich gern an ein Zusammentreffen mit Kurt Eichner auf Quraqua, wo er für sie in einer transportablen Schutzhütte ein unvergessliches Dinner aus Sauerbraten, Rotkohl und Knödeln gekocht hatte. Möglicherweise lag es an der umgebenden Einöde, vielleicht auch an Kurts Kochkunst, doch dies war das denkwürdigste Essen in ihrem ganzen Leben gewesen. Vielleicht mit Ausnahme von ein paar Früchten und Toast nach einer erzwungenen dreitägigen Hungerkur.
    »Stell ihn durch, Bill«, sagte sie.
    Hutch schaltete auf den Hauptschirm um und lehnte sich zurück. Kurts Bild flackerte auf. Er hatte die Siebzig überschritten. Den meisten Menschen war die zurückgelegte Lebenszeit vage anzusehen. Ihre Körper mochten nicht altern, doch ihre Augen neigten dazu, einen härteren Glanz anzunehmen, und die Lebhaftigkeit der jungen Jahre verschwand nach und nach. Manch einer vertrat die Meinung, dass der Mensch nun einmal nur für die biblischen siebzig Lebensjahre geschaffen sei, und nichts würde das je ändern. Andere glaubten, dieser Zustand ließe sich vermeiden, solange man sich nicht von dem eisernen Griff eingeschliffener Gewohnheiten fangen ließ. Wie

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