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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Vielleicht wollte er sich auch nur einmischen.
    »Mein Beruf ist etwas eigentümlich. Wir bieten einen Service, auf den die Menschen nicht verzichten können, aber wir werden von niemandem außer den Trauernden ernst genommen. Für alle anderen sind wir Karikaturen. Witzfiguren.«
    Hutch erinnerte sich, wie amüsiert sie selbst gewesen war, als sie von Nicks Beruf erfahren hatte.
    »Darum bin ich immer noch von Außerirdischen fasziniert.« Er beugte sich vor, und ein gewichtiger Ton lag plötzlich in seiner Stimme. »Ich habe ein Talent, auch in schweren Zeiten mit Menschen zu sprechen. Jeder in meiner Branche kann das. Ohne diese Fähigkeit überlebt man nicht. Die Hinterbliebenen haben es immer schwer, und ich bin gut im Trösten. Darin, da zu sein, wenn eine Witwe oder eine Mutter dringend jemanden braucht.« Sein Blick wurde weicher. »Ich wünschte, ich könnte den Leuten sagen, alles sei gut, weil es wirklich einen Gott gibt.«
    »Das werden sie so oder so zu hören bekommen.«
    »Aber nicht von mir.« Er leerte sein Glas und stellte es ab. »Aber ich würde gern glauben, dass es wahr ist.«
    Sie sah ihn nur an.
    »Sie haben Recht. Hier draußen werde ich die Antwort nicht finden. Aber aus irgendeinem Grund scheint die Frage hier lebendiger zu sein. Das Leben zu Hause ist oberflächlich. Hier ist es elementar. Falls es einen Allmächtigen gibt, dann treibt er sich bestimmt irgendwo hier draußen rum. Ich kann seine Präsenz beinahe fühlen.«
    »Dann viel Glück«, meinte sie mit einem Anflug von Sarkasmus.
    »Ich weiß. George denkt, wir werden irgendwann eine ältere Art finden. Jemanden, dem wir unsere Fragen stellen können. Jemanden, der die Antworten bereits gefunden hat.«
    »Außerirdische werden die Antworten auch nicht kennen.«
    »Vermutlich nicht«, räumte er ein. »Aber eine Chance besteht. Und diese Chance ist der Grund für unsere Mission.«
    Sie beugte sich vor und berührte sein Handgelenk mit den Fingerspitzen, worauf er die Lippen zu einem traurigen Lächeln verzog.
    Eine Ablenkung war jetzt genau das Richtige, also schaltete sie zu Bill um. »Störe ich?«
    »Nein, Bill.« Sie seufzte. »Was gibt es?«
    »Transmission von Outpost.«
    »Lass sehen.«
    Es war erneut Jerry Hooper. »Wir haben uns alle drei Tarnkappensatelliten angesehen«, sagte er. »Die Einheiten sind identisch.« Er machte einen verwirrten Eindruck. »Die erste, die Sie gefunden haben, ist etwa hundert Jahre alt.« Seine Brauen wanderten aufwärts, und seine Zungenspitze schob sich in den Mundwinkel. »Die anderen, der Dritte und der, den Preach an Bord geholt hat, sind mehr als zwanzig Jahrhunderte alt.«
    »Aus der Zeit vor dem Krieg«, stellte Nick fest.
    Es war, als wäre die warme Behaglichkeit verschwunden, die sie sich geschaffen hatten, und die Brücke wieder zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurückgekehrt. Sie befanden sich über der dunklen Seite des Planeten, und Hutch konnte nichts als den schimmernden Dunst der Atmosphäre am äußeren Rand der Welt sehen.
    »Ist das überhaupt möglich?«, fragte er.

 
Kapitel 12
     
     
Solange du an die Wahrheit glaubst, glaubst du nicht an dich und bist ein – Diener, ein – religiöser Mensch.
    Max Stirner,
Das Einzige und sein Eigentum, 1844
     
    »Hutch.«
    Sie rollte sich auf die andere Seite und sah zur Uhr. Viertel nach drei. »Captain Park möchte Sie sprechen. Er sagt, es sei wichtig.«
    »Stell durch«, sagte sie. Bill wusste, dass in ihrem Schlafzimmer eine Audioverbindung angemessen war.
    Park wirkte verlegen. »Ich störe Sie nur ungern um diese Uhrzeit. Wir machen uns gerade startbereit.« Das war ihr bewusst, und sie hatten sich bereits verabschiedet. »Aber irgendwas geschieht hier. Ich weiß nicht, ob es etwas zu bedeuten hat oder nicht, aber ich dachte, Sie sollten für alle Fälle Bescheid wissen.«
    Wenn er nicht sicher war, ob es was zu bedeuten hatte, hatte es nichts zu bedeuten. »Worum geht es, Ed?«, fragte sie, ohne den Ärger in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    »Der Tarnkappensatellit, den Sie sich angesehen haben.«
    »Ja? Was ist damit? Beobachtet er sie wieder?«
    »Nein. Aber er sendet.«
    »Er sendet?« Diesem Umstand haftete etwas unsäglich Trauriges an. Nach all diesen Jahren funktionierte das Ding immer noch und schickte Signale ins Nichts. »Danke, Ed.«
    »Ich habe Bill mit allen Informationen gefüttert, die wir haben. Wir sehen uns.«
    Sie sank zurück auf ihr Kissen und überlegte kurz, ob sie George wecken sollte. Nicht, weil es

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