Cholerabrunnen
nun natürlich, dass Sie schnellstmöglich vorlegen, was sie meiner Mandantschaft anlasten wollen, damit wir einschätzen können, ob wir Ihrer Forderung weiter folge leisten oder vielleicht auch wegen grobem Unfug eine Unterlassungsklage stellen sollten.“
Behringer grient.
„Unterlassungsklage. Das ist gut! Ja, machen Sie das. Dann können wir den Fall noch etwas weiter aufrollen. So, also noch einmal meine Frage. Waren Sie kürzlich in Westfalen?“
Der Anwalt hält die Hand nach oben und Weinerts zeigen keine einzige Regung.
„Ich werde reden. Es gibt keinen Grund, dass meine Mandantschaft dies übernimmt. Und ich sage Ihnen, dass die Einteilung in ‚kürzlich’ als eine zeitliche Aussage sehr vage formuliert wurde. Ich denke eher, Sie sollten genaue Daten angeben, denn die scheinen doch in dem von Ihnen bearbeiteten Fall eine Rolle zu spielen. Oder warum legen Sie solche… nun ja, nicht gerade erbauliche Bilder vor uns aus?“
Der Mann nervt. Nun denn, wenn er reden will…
Der Kollege aus Westfalen konnte natürlich den Todeszeitpunkt eingrenzen und geht davon aus, dass die Wagners beim Brand umkamen, vorher nur benommen, also wohl in ihren Reaktionen eingeschränkt waren. Packungen, wenn auch verkohlt oder angebrannt, von solchen Beruhigungsmitteln wurden nicht gefunden. Was das bedeutet, kann man nicht feststellen. Entweder die kamen von außerhalb schon benommen zurück oder sie bewahren diese Mittel in anderen Behältnissen auf… na ja, oder jemand verabreichte sie ihnen und… nahm dann alles Verpackungsmaterial wieder mit, ehe er das Haus anzündete. Das jedoch kann er den Befragten nicht auf den Kopf zu sagen. Das wäre… gefährlich. Und außerdem würde der Anwalt sofort die weitere Zusammenarbeit verweigern, was gar sein gutes Recht wäre. Behringer schluckt einen Moment. Mann, wieder so eine vertrackte Situation. Er nennt die Daten und Weinerts schütteln nur die Köpfe. Das ist nicht gut. Sie wissen entweder, worauf es ankommt, oder sie sagen die Wahrheit… hmm… zumindest eine Version dieser, die er schlecht widerlegen kann.
„Hier… das ist ein Funkzellenprotokoll vom fraglichen Tag. Sie kennen sich damit aus, Herr Anwalt?“
Hegewald schaut darauf und nickt.
„Ja, scheint echt zu sein.“
Schon für diese Aussage bekäme er normalerweise einen Rüffel, aber Behringer hält sich lieber zurück, schaut Anwalt und Weinerts eher fest ins Gesicht.
„Das ist doch Ihre Handynummer, Herr Weinert?“
Der Anwalt zieht das Protokoll herzu und überprüft auswendig die Nummern, nickt dann.
„Solch eine Nummer benutzt er zu gegebener Zeit.“
Hmm… interessante Aussage.
„Also waren Sie in Westfalen?“
Wieder Kopfschütteln.
„Vielleicht gab er dieses Handy einem seiner Mitarbeiter mit? Kann alles sein. Müsste man noch einmal genauer checken. Jedenfalls bearbeitet das Unternehmen meines Mandanten derzeit Aufträge in ganz Deutschland. Nicht zu viele. Klar, der Boom ist vorbei, aber die Flexibilität meines Mandanten und seines Unternehmens haben es vor Schwierigkeiten bewahrt… bisher zumindest. Verstehen Sie?“
Behringer schluckt. Mann, das wird noch schwieriger. Wenn das stimmt, kann er diesen Beweis gleich fallen lassen.
„Wo waren Sie an den genannten Tagen?“
Der Anwalt zieht einen Kalender hervor und blättert darin. Scheinbar wartete man nur auf diese Frage, denn als Behringer meint, er wolle nicht die Termine des Anwalts wissen, lachte dieser auf und zeigte ihm mit einem kurzen Dreh des Büchleins, dass es sich scheinbar um einen oft genutzten und prall gefüllten Kalender von Herrn Weinert Senior handelte.
„Ja, also, Herr Hauptkommissar… ich glaube, da gibt es ein recht plausibles Alibi…“
Triumphierend schaut Hegewald zu Behringer, der ihn verdutzt ansieht. Na und? Welches denn? Die Frage kann er sich sparen, denn nun legt man ihm auch noch diesbezügliche Papiere vor. Einweisungs- und Entlassungspapiere der Dresdner Uniklinik.
„Hmm… warum waren Sie dort?“
Der Anwalt schluckt, will gar auffahren, da das dermaßen privat ist in seinen Augen, dass man nichts dazu zu sagen hat. Doch Weinert wird rot und platzt es heraus.
„Ich bekam meine dritte Chemo. Ich habe Krebs, Herr… Polizist. Und wenn es gut geht, werde ich nur noch ein paar Monate, vielleicht im schlimmsten Falle gar nur ein paar Wochen leben. Diese blöde Behandlung schlug diesmal gar nicht an. Verstehen Sie?“
Etwas geplättet schaut Behringer zu Glöckner, dann auf den
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