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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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Nun bekam er endlich die Freigabe… gestern. Und Glöckner sauste gleich los, ließ gar zwei wichtige Termine sausen, ohne sie abzusagen oder seinen Chef zu informieren… das müssen sie auch noch auswerten… und nun haben sie nur eine einzige Funkzellenabfrage, die noch aufzutreiben war. Die wäre nicht aussagekräftig. Zwar kann er gut und gerne in einem Gespräch behaupten, er hätte mehr, aber ein gewiefter Anwalt wird ihn bereits bei den ersten Worten abschalten… hinausdrängen… nein, er sucht jetzt nicht nach einer besser passenden Redewendung. Noch einmal schaut er auf den Bogen. Ja, man gab nur einen gewissen Prozentsatz an und der ist auch noch vage. Die Nummer wurde nicht etwa auf einem Weg verfolgt, sondern diese eine Zelle bekam den Löschbefehl bei der Datenspeicherung später. Genauer gesagt… gar nicht. Es gab einen Überlauf und so konnte eine Nummer nachträglich ermittelt werden. Das ist… unbefriedigend. Trotzdem kann er es versuchen. Er nickt Glöckner zu, der gleich zum Telefon läuft, um den Haftbefehl zu erwirken.
    „Nein, Glöckner, nein, nur eine Befragung. Hier im Präsidium… den Rest können wir später noch nachschieben. Nur nicht gleich mit Tauben auf Spatzen schießen, ja? Ähm…“
     
    Noch einmal kratzt er sich am Kopf, dann nimmt er seine Mappe und geht an der großen Glasscheibe vorbei zur Tür des alten Verhörraumes. Früher gab es hier keinen Spiegel, ließ man nur einen kleinen Spalt, einen Schlitz eher, durch den Beobachter die Regungen eines Zeugen oder Verdächtigen beobachten konnten. Dann jedoch wollte man hier neue Erfahrungen der Kriminalistik und der Verhaltensanalyse einbringen und bekam gleich einen Dämpfer von der Bauaufsicht und den Architekten. Der Spiegel wurde keine große Fläche… ja, drüben im Verhörraum sieht er so aus… aber die Wand brauchte Abstützungen und so ist die Glaswand, die man noch zusätzlich einbaute, eine Alternative aus durchsichtigen Ziegeln und einem dahinter hängenden Spiegel. Man sieht… nicht gut. Die Kameras wären eine bessere Alternative. Zu Zeiten des letzten Umbaus hier im Gebäude gab es die jedoch noch nicht.
    Glöckner gierte darauf, am Verhör teilzunehmen. Er gestattete es ihm ab dem Moment, da feststand, dass Weinert mit seinem Anwalt käme und auch noch seinen Sohn dabei hat. Der übertreibt es irgendwie, kommt sich vielleicht vor wie ein VIP, dem man nichts nachweisen kann. Na, da sollte er sich nicht zu sicher fühlen!
    „Guten Tag, Herr Weinert!“
    Behringer legt die Mappe vor sich auf den Tisch und mustert einen Moment die drei Wartenden. Dann setzt sich Glöckner, wie nach Klischee, rittlings auf den für ihn verbliebenen Stuhl und stiert in die Gesichter der Anwesenden, wartet darauf, dass sein Chef das Gespräch eröffnet. Doch der denkt noch gar nicht daran.
    Es sind schreckliche Bilder, die er vor sich auf den Tisch legt. Er sagt kein Wort, schaut auch nicht mehr in die Gesichter der Männer, sondern versucht, eine gewisse Ordnung in die Fotos zu bekommen. Dann rutscht ihm noch eines von Renzel heraus, das er wie nebenbei an die Seite legt. Weitere folgen. Er lässt nichts aus.
    Interessiert schaut Herr Hegewald, der Anwalt von Weinert, zu und scheint zu versuchen, sich ein Bild vom Vorgehen des Hauptkommissars zu machen, scheitert jedoch an der Banalität und gleichzeitig undurchschaubaren Strategie des Mannes, der so viele Fälle löste, jedoch meint, die, die mit Weinert zu tun haben könnten, nicht einmal angeritzt zu haben. Wie den von Marcus Wagner. Jahre her und doch ungeklärt, wenn auch nahe an den richtigen Schlüssen, wie Behringer meint zu wissen. Einen Beweis jedoch hat er nicht.
    „So, gut, also… guten Tag und vielen Dank, dass Sie es möglich machen konnten, unserer Aufforderung nachzukommen.“
    Er grinst Weinert an, dem eben der Schweiß von der Stirn läuft. Draußen ist es kühl, die Menschen bereiten sich auf Weihnachten vor und besuchen die Märkte der Stadt, hier drinnen ließ der Vernehmende die Heizung extra hoch einstellen, wählte das kurze Hemd und keine Krawatte, um nicht selbst ins Schwitzen zu geraten, sieht nun, dass es Weinert schon ein gewisses Unbehagen bereitet, hier zu sitzen und nicht zu wissen, was auf ihn zukommt.
    „Sie waren neulich in Westfalen?“
    Er sieht, dass die beiden Weinerts eine Reaktion zeigen. Doch der Anwalt hält sie zurück.
    „War das jetzt eine Frage oder eine Feststellung? Sie wissen ja, wir folgten nur unter Protest und erwarten

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