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Cholerabrunnen

Cholerabrunnen

Titel: Cholerabrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Jahnke
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schnell aufsteht und flinker, als man es ihm in seinem Alter und bei seinem etwas zerzausten Aussehen zutrauen würde, von dannen zieht.
    „Ja, alles in Ordnung. Wir haben nur noch ein paar Meter und dann können wir weiter. Und bei Dir?“
    Der Mann zuckt nur mit den Schultern und verschwindet. Was sollte das jetzt? Bauer überlegt, kommt zu keinem wirklichen Schluss, klettert nach unten, lässt die Schekel und die Kette wieder abbauen, schickt dann alle zur Vorbereitung des Verschlusses nach oben. Sie sollen etwas essen und ihn nicht stören. Er bezahlt. Natürlich kommt dann wieder so eine große Rechnung, dass er sich umdrehen könnte, aber er grinst nur. Das ist egal. Bei dem, was sie heute bergen… den letzten Tresor… oder eben seinen Inhalt… damit kann er sich wieder einmal alles leisten. Er nickt noch einmal und angelt sein kleines Gerät aus dem Inventar in der großen Kiste, die sie Anfangs in die Mitte des Einstieges stellten.
    Anbringen, warten… noch die paar Klicks und…
    Er füllt den Sack, steckt diesen dann in eine Tasche, die er mit einer Plane umwickelt. Danach verschließt er den Tresor wieder, verwahrt alles daraus in der Kiste und schlägt diese an. Die bekommen sie mit der Handwinde nach oben und auf den kleinen Transporter. Er grient. Alle vier… selbst den bei Weinert öffnete er und konnte das Wichtigste an sich bringen. Ja, er ist gut… auch wenn sie ihn alle nicht so einschätzen. Dann wartet er auf die anderen, räumt mit ihnen zusammen und verschwindet.
     
    „Nein, der Tresor ist leer. Tut mir unendlich leid, aber hier steht er. Wir hatten einige Mühe, ihn zu öffnen. Als wir endlich soweit waren, mussten wir die Enttäuschung natürlich verarbeiten. Das war… nicht gut. Verstehen Sie sicher, Warner!“
    Begin steht vor ihm und schaut ihm fest in die Augen. Der Amerikaner glaubt ihm sicher kein Wort. Na und? Ihm ist es herzlich egal. Er weiß, was er weiß. Gern würde er dem CIA-Mann erläutern, dass er alles fand, was er suchte, es aber für sich allein beansprucht und es schon auf dem Wege nach Israel ist. Doch in Tel Aviv ist man genauso sauer, wie er selbst. Sie gingen leer aus. Irgendwie muss sich doch das Blatt auch einmal wenden lassen, oder? Er schluckte lange und konnte sich nicht beruhigen. Nun jedoch fand er sich schließlich damit ab. Was bleibt ihm denn übrig? Nichts… leider. Das Los des Geheimdienstes… man kann eben auch der Zweite sein. In diesem Falle schlimm, Chancenlos gar. Er wollte Herrn Levi’s Familie reinwaschen und fand nur dessen tote, missbrauchte Schwester… Leider.
    „Gut. Dann endet hier unsere Zusammenarbeit!“
    Was soll das nun wieder bedeuten? Begin schaut den Amerikaner an, der heute allein kam und sich nicht mit Borissow auf ihn stürzte. Sicher war den beiden schon klar, wie es steht. Und er ist sich genauso sicher, dass sie seine Kommunikation mit der Heimat schon geraume Zeit versuchen, zu überwachen. Er konnte es nicht beweisen, aber sie sind eben… wie er… vom Geheimdienst. Als solche Männer dürfen sie schon von der Berufung her niemandem trauen.
    Er schluckt und nickt Warner zu.
    „Ja, besser so. Ich werde trotzdem suchen. Irgendwo muss der Kram ja sein. Der verschwindet nicht so einfach!“
    Warner winkt ab.
    „Lassen Sie es gut sein! Zuhause meint man schon… bei mir zuhause, meine ich… da meint man schon, es interessiert doch niemanden mehr. Die Zeiten ändern sich. Von Gehlen konnte 1953 nicht richtig einschätzen, wie sich der erst kleine Aufstand in der DDR ausweitet und auswirkt… und doch haben wir jetzt wieder ein vereinigtes Land. Wer nun in Dresden geschossen hat, wie viele wirklich starben und wer ursprünglich begann, die Toten zu zählen oder hoch- beziehungsweise herunterzurechnen, das ist nun auch egal. Wenn sie starben, sind sie tot… und wenn nicht, dann auch bald. Verstanden?“
    Diese Logik der Amerikaner wird er nie verstehen. Begin fragt sich, ob das jemals jemand kann. Dann denkt er an die vielen Krisenherde, an denen Amerika stets versucht, seine Macht zu demonstrieren und oft einiges viel schlimmer macht… wie damals mit der Entscheidung, in den Krieg einzusteigen. Nein, die war nicht falsch, sie kam eben nur zu spät… viel zu spät sogar.
     
    „Sie können das gern noch einmal überprüfen, aber wir haben kein Gepäck mit diesen Nummern in unserem Gepäckraum stehen.“
    Der Concierge steht da mit hochrotem Kopf.
    „Das kann doch nicht sein, oder?“
    Bauer will es nicht wahr

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