Cholerabrunnen
aus der Hand. Früher funktionierten die Geräte auch nach einem Sturz aus 1,50 Meter Höhe noch leidlich, heute ist gleich etwas kaputt. Na ja, war nicht teuer. Weder der damals noch der heute.
Mit dem bunten Beutel und darin dem viel zu großen Karton für lediglich eine Luftdusche, wie darauf steht, wandert er nun in Richtung Stallhof. Um diesen herum entstand viel Neues. Einen Uhrenladen gibt es dort, wo ausschließlich gebrauchte Modelle angeboten werden. Namhafte Marken sind vertreten und er lachte einmal, als ein kleiner Junge von Schaufenster zu Schaufenster lief und alle ausgewiesenen Preise addierte. Nicht nur, dass er ein hervorragender Kopfrechner sein musste… er kam zum Schluss auf eine Summe, die er gar mit den aktuellen Meldungen zum Jackpott einer Fernsehlotterie verglich und seinen Vater aufforderte, doch ein Los zu kaufen. Dann könne er alle Uhren im Schaufenster erwerben und es bliebe noch genug für ein gutes Auto übrig. Das Derzeitige sollte wohl mächtig klappern.
Da sich der Hauptkommissar, der nun 2013 immer noch keine weitere Beförderung zu erwarten hatte, sehr nahe an den Jungen stellte, um eben von dieser witzigen Situation nichts zu verpassen, schaute der Vater des Jungen besorgt zu ihm und nahm schließlich den kleinen Mann an die Hand, um schnell das Weite zu suchen. Gut, dachte Behringer. Besser so, als wenn man vielleicht zu offen auf Fremde zugeht. Vorsicht ist eben wichtig in jeder Lage des Lebens. Auch wenn es nicht schön ist… er hätte gern ein wenig mehr gelacht.
Dann wandert er durch das Georgentor, entschließt sich zu einem Blick in die Hofkirche, die Kathedrale der Stadt, die der Sächsische Kurfürst einst errichten ließ, als er zum Katholizismus übertrat. Gleichermaßen entstand damals ja die Frauenkirche für die Bürger und Evangelen. Hier herrscht meist eine mystische Stimmung. Mitten in der Stadt beherbergt sie eine Gruft, über die es viele interessante Geschichten gibt… die man sich nicht alle merken muss, aber die doch interessant und unterhaltsam sind.
Wie sehr die Dresdner an jener Gruft und dazu noch den darin liegenden Toten hängen, zeigt sich vielleicht daran, dass man selbst nach einigen Ereignissen stets den alten Zustand versucht, wieder herzustellen. So schwammen 2002 fast alle Särge in der Gruft umher, weil die Elbe auch dort eindrang. Bis man sie wieder trocken legte, wurden sie genauestens untersucht. Dann gab es wohl auch einen Brand, der schon einigen Schauder verursachte. In einer kühlen Gruft fängt ein Sarg plötzlich Feuer… oder entzündet sich selbst, wird geöffnet und daraus schlagen Flammen empor… nun, es gibt immer wieder Erklärungen… für diese oder jene These bei all diesen Geschichten. Wer recht hat, lässt sich nicht stets mit vollster Sicherheit behaupten. Genauso wenig, ob nun in jenem kleinen Gefäß wirklich das Herz von August dem Starken liegt. Er verfügte wohl, dass sein Körper als König des Landes nach Polen gehört, jedoch sein Herz für immer im kurfürstlichen Dresden sein soll. Angeblich gab es einmal eine Öffnung durch Nachfahren des Wettinerfürsten und man fand etwas, was man als Herz oder auch als Stück Leder bezeichnen könnte. Man braucht eben für alles eine gute Idee… und viel Fantasie.
Die Pause ist nicht mehr lang. Behringer wendet sich nicht zur Terrasse, will jetzt keine Treppen steigen, obwohl ihn der Blick auf die Elbe und hinüber zur Neustadt von Dresden stets reizt. Heute jedoch… nein, er nimmt den kürzeren Weg, entlang des Fürstenzuges, auf dem die wichtigsten Wettiner-Sprosse, also die Herrscher Sachsens verewigt wurden und der auf Kacheln aus Meißner Porzellan entlang der Außenmauern des alten Stallhofes hängt und bewundert werden darf. Vor Jahren brannte es drinnen. Das war furchtbar, denn eben erst wurden die Sanierungen und Rekonstruktionen des Hofes abgeschlossen. Seither gelten für einen dortigen Weihnachtsmarkt sehr strenge Vorschriften. Man kann es nachvollziehen.
Er steht vor der Tür zur Deutschen Fotothek. Hier lagern Schätze der Vergangenheit, auch vieles über die Zerstörung der Stadt. Und doch konnte bis heute niemand wirklich zweifelsfrei die Hergänge jener Tage beschreiben und beweisen. Stets, wie eben auch damals im Bericht der Kommission um Professor Sorge, bleiben Zweifel… und Behringer ist es nicht egal, ob nun einige Tausend oder gar Hunderttausende hier starben. Ändern kann er jedoch daran auch nichts.
Er schluckt. Dann tritt er, vom Hilton
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