Cholerabrunnen
Hotel kommend, vor die Frauenkirche und lässt es sich nicht nehmen, noch einmal ganz um sie herum zu gehen. Ein imposanter Bau. Dazu interessant und sicher mit vielen Geheimnissen behaftet. Er sieht die Stelle, die man absperren musste, weil man eine Leiche fand. Weinert… der Dicke, der damals dem Israeli entfloh. Die ersten Untersuchungen ergaben sehr genau… der lebte danach noch eine Weile. Wer ihn hierher brachte und einmauerte…? Er hofft, es eines Tages zu erfahren. Doch irgendwie… vergehen so viele Tage und er bekommt keinerlei Hinweise, kann nichts ermitteln. Irgendwann wird er die Unterlagen doch in den Keller schaffen. Dann blickt er auf das Zelt der Stadtentwässerung. Ja, man prüft alle Gullis. Hochwasser ist nun einmal gefährlich.
„Schnell, schnell. Das muss doch schneller gehen… habt Ihr die Kette? Los, anschlagen und ab. Die Zeit läuft uns davon!“
Bauer ist in seinem Element, als er die Schekel noch einmal prüft und feststellt, dass alles in Ordnung zu sein scheint. Der Kranausleger schwebt bereits über dem Zelt, doch noch wagte niemand, es zu entfernen. Zu viele Interessenten. Die Meldungen über den Todesfall, die Ermittlungen, das im Dunkeln Tappen der Polizei stören eben viele Gestalten auf. Nicht nur Touristen. Auch viele Dresdner, die in allem einen Zusammenhang sehen… und sich erst später überlegen, welchen. Das ist leider normal.
Draußen klopft etwas. Das muss Mauersberger sein. Der Alte kann kaum mehr gehen, aber er kommt her. Ließ sich vielleicht in die Garage unter dem Platz fahren, schleppte sich dann zum Fahrstuhl und lief nur die paar Meter, die es von dessen Ausgang hierher sind.
„Hallo Rolf… alles in Ordnung?“
Der schnauft und setzt sich am Zelteingang auf den Klappstuhl, greift gierig nach dem ihm gereichten Wasser und kippt es in einem Zuge nach hinten, verschluckt sich dabei und flucht beim Husten, was alles nicht gerade besser macht. Der Anfall neulich machte ihn richtig alt.
„Nun mal langsam, ja? Alle ist im grünen Bereich!“
Bauer, ebenfalls gealtert, aber gut zu Fuß und zufrieden, dass sein Schwiegersohn doch noch die Buchläden übernehmen will und es seiner Tochter aus lange geschiedener Ehe gestattet, die Finanzchefin zu werden, was ihn wohl einige Überwindung kostete, schaut zufrieden um sich und doch besorgt zu seinem alten Freund.
„Ich hätte Dir schon…“
Der jedoch hebt den Arm.
„Nicht… öffnet ihn hier unten, verschließt ihn wieder und dann weg hier. Der Abtransport wird nicht funktionieren. Sie beobachten uns schon wieder. Schau!“
Mauersberger weist auf einen hellen Anzug in der Ferne. Bauer erkennt nichts Ungewöhnliches.
„Ich hatte solch ein Glück, dass er mich nicht sah. Ich war noch im Garagenfahrstuhl und genoss dieses Auftauchen auf dem Platz… Da lief er gerade hier vorbei… und sah auch noch in meine Richtung. Ohne Erkennen jedoch… na ja, Glück eben… wie schon gesagt.“
Wer denn nun? Bauer blickt nochmals in die Richtung, schüttelt dann den Kopf. Sieht der Alte nach seinen letzten Eskapaden noch klar?
„Entschuldige, aber ich erkenne ihn nicht. Wer ist das?“
„Behringer! Oh nein… mein Rücken… verfluchter Schlaganfall!“
Verdammt… das ist nicht gut. Der Behringer, der Kommissar oder welchen Dienstgrad er nun haben mag? Der bestellte sie alle, ihn, Rolf und Schnittge, ins Präsidium und befragte sie einen geschlagenen halben Tag, versuchte gar, sie gegeneinander auszuspielen, doch sie verhedderten sich nicht, weil sie mit dem Tod der Familie Wagner nichts zu tun hatten. Es war furchtbar… aber sie konnten sich schließlich auch nicht… zu einer Aussage überreden lassen.
„Hat der nicht genug?“
Mauersberger schüttelt den Kopf.
„Öffne ihn hier, schicke den Kran weg und nimm einfach alles heraus, mach ihn wieder zu und sorge dafür, dass niemand erkennen kann, dass er offen war, klar?“
Das ist nicht einfach. Bauer schluckt. Doch es ist möglich. Der Boden bis zum Durchgang ist weich und schlammig. Das Grundwasser steht nun einmal hoch und das wird sich in den nächsten Wochen nicht ändern. Damit können sie alle Spuren gut verbergen.
„Und, wie sieht es aus? Rohre kaputt?“
Auf der anderen Seite des Zeltes schaut gerade ein Mann im Arbeitsanzug herein und scheint sich einen Überblick zu verschaffen. Auf seinem Helm prangt das Logo der städtischen Wasserversorger. Mist… so ein Neugieriger fehlte ihnen gerade noch! Bauer nickt Mauersberger zu, der
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